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Der Fluch des Denver Kristoff

Der Fluch des Denver Kristoff

Titel: Der Fluch des Denver Kristoff
Autoren: Ned Vizzini , Chris Columbus
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Job in einem angesehenen Krankenhaus zu bekommen, dessen Verwaltung so beeindruckt war von seinem Ruhm, dass man bereitwillig über den »Vorfall« hinwegsah. Dabei schaffte er es nicht einmal, dieser Maklerin etwas vorzumachen. Brendan fand, dass er ohne seine Familie bestimmt besser dran sei. Wenn er wenigstens auf ein Internat gehen könnte wie einige seiner Freunde. Aber das würden sich seine Eltern jetzt sowieso nicht mehr leisten können.
    Diane geleitete die Walkers durch die überdimensionale Eingangshalle zur Haustür. »Ich bin sicher, Sie werden sich in der Villa Kristoff schon bald wie zu Hause fühlen.«
    »Wenn du mich fragst, sollten wir lieber die Finger von diesem Haus lassen«, flüsterte Brendan Cordelia zu. »Du weißt doch, dass Dad in letzter Zeit nicht richtig tickt. Hier ist irgendetwas oberfaul.«
    »Du hast doch bloß Angst.«
    »Was, ich? Wieso sollte ich Angst haben?«
    »Weil du nicht mit diesem unheimlichen Engel da draußen zusammenleben willst.«
    »Echt jetzt? Oben im Dachzimmer liegt ein Fledermausskelett, vor dem hatte ich auch keine Angst.«
    »Na und? Das beweist noch gar nichts. Nell, Bren hatte vor diesem Steinengel Angst, stimmt’s?«
    Eleanor nickte.
    »Sag ich doch.«
    Das konnte Brendan nicht auf sich sitzen lassen. Während seine Familie sich auf den Weg zum Auto machte, blieb er zurück und lief noch einmal zu dem steinernen Engel hinter der Hausecke. Er würde ein Foto von dem Ding machen, ihm seinen Arm um die Schulter legen, in die Kamera grinsen und allen zeigen, dass er sich nicht vor einem vermoosten Steinhaufen fürchtete.
    Doch die Stelle, wo der Steinengel gestanden hatte, war leer.
    Mit Mühe unterdrückte Brendan einen Aufschrei. Vielleicht hatte er sich nur vertan und die Statue stand auf der anderen Seite des Hauses.
    Doch halt: Er erinnerte sich noch genau, dass dem Engel die rechte Hand gefehlt hatte, nur knapp zwanzig Zentimeter von der Hauswand entfernt. Jemand musste die Statue von hier weggeschafft haben. Aber wer?
    Brendan kniete sich auf den Boden und untersuchte den Teppich aus Kiefernnadeln. Eigentlich müsste an der Stelle ein klarer Abdruck zu sehen sein, platt gedrückte, feuchte Nadeln, in denen ein paar aufgeschreckte Asseln herumkrabbelten. Doch der Boden sah aus, als hätte dort nie eine Statue gestanden …
    Plötzlich tauchte dicht neben ihm ein Gesicht auf. Wie ein wütender Wespenschwarm, der direkt aus der Hölle geschossen kam, zischte eine Stimme:
    »Du gehörst nicht hierher.«

7
    V or ihm stand eine alte Frau mit leichenblassem Gesicht. Sie war ungefähr so groß wie der Steinengel, hatte einen kahlen Schädel und aufgeplatzte Lippen, hinter denen eine Reihe fauliger Zähne zum Vorschein kam. Aus ihren eisblauen Augen funkelten sie ihn böse an. Sie trug mehrere Schichten schmutziger Fetzen übereinander, dafür aber keine Schuhe. Ihre vergilbten Fußnägel strotzten vor Dreck. Sie sah aus wie die alte Hexe, die Brendan sich in seiner Angst ausgemalt hatte, nur noch hundert Mal schlimmer. Als sie sprach, hauchte sie ihm ihren fauligen Atem ins Gesicht.
    »Verlasse diesen Ort!«
    Ihre knochigen Finger krallten sich wie ein Schraubstock um Brendans Handgelenk. Er versuchte, sich loszureißen, doch sie ließ nicht locker … und musterte ihn mit ihrem stechenden Blick.
    »Wer bist du?«
    »B-Brendan Walker«, stotterte er.
    »Walker?«, wiederholte sie langsam.
    In seinem ganzen Leben hatte Brendan noch nie solche Angst gehabt. Aber es war keine Angst, die ihn lähmte, im Gegenteil, sie fuhr ihm wie ein Adrenalinstoß durch den Körper. Er setzte sich mit aller Kraft zur Wehr, befreite sich aus ihrem Griff und rannte schreiend davon. »Mom! Dad!«
    Die anderen mussten die unheimliche Alte doch auch bemerkt haben: Eine so große Frau mit Glatze und dem Body-Mass-Index eines Skeletts war schließlich kaum zu übersehen. Die Rasenfläche vor dem Haus erschien ihm auf einmal mindestens so groß wie ein Fußballfeld. Völlig außer Atem holte Brendan seine Familie kurz vor dem Auto ein.
    »Bren, was ist los?«
    »Geht es dir gut?«
    »Ich … Leute, ich … habt ihr nicht …?« Verwirrt blickte Brendan zurück zum Haus. Zwischen Gehweg und Hausecke lagen höchstens fünfzehn Meter. Doch ihm kam es immer noch vor, als habe er für die Strecke eine Ewigkeit gebraucht. Sein Herz klopfte bis zum Hals und er sah das Gesicht der alten Hexe noch deutlich vor sich … dabei konnte ihre seltsame Begegnung nicht mehr als ein paar Sekunden gedauert
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