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Der Fluch des Blutes

Der Fluch des Blutes

Titel: Der Fluch des Blutes
Autoren: Vampira VA
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aufgebracht, hielten aber ihre Zungen im Zaume.
    All dies jedoch registrierte Lilith nur wie nebenher. In der Hauptsache galt ihre Wahrnehmung dem, was mit ihr selbst geschah.
    Sie wurde - angegriffen!
    Ein harter Stoß traf sie und brachte den Opferdolch aus seiner Bahn. Die Klinge fuhr ins Leere. Die Wucht des fehlgegangenen Dolchstoßes ließ Lilith vornüber stürzen - und hinein in die nächste Attacke.
    Klatschende Schläge trafen ihr Gesicht. Blindlings versuchte Lilith sich zur Wehr zu setzen. Unter ihren zuschlagenden Händen spürte sie etwas wie trockenes Leder und borstiges Fell.
    Dann endlich überwand sie willentlich den Schutzreflex, der ihr die Lider versiegelt hatte, und riß die Augen auf - - gerade noch rechtzeitig, um einen Blick auf ihren monströsen Angreifer zu erhaschen!
    Denn er wirkte nur auf den allerersten Blick wie eine übernatürlich große Fledermaus. Besah man ihn sich eingehender, wurden seine abnormen Konturen offenbar, mißgestaltete Details .
    Als das geflügelte Ding sich verwandelte, mußte Lilith nicht bis zum Ende der Metamorphose abwarten, um zu wissen, mit wem sie es zu tun hatte.
    Das zu einem lautlosen Schrei geöffnete Maul des Unwesens blieb bis zuletzt erhalten. Als es schließlich auch (annähernd wenigstens) das Aussehen eines menschlichen Mundes erlangte, brandete Lilith daraus ein Brüllen entgegen, das ihr in den Ohren wehtat.
    Chiquel mußte Höllenqualen leiden. Schon der Anblick seines entstellten Leibes schmerzte; wie furchtbar mußte es erst sein, darin gefangen zu sein?
    Der Vampir drehte er sich zum Altar um, so rasch, wie es ihm in seiner Situation niemand zugetraut hätte, beugte er sich zu dem Mädchen hinab, umfaßte mit beiden Händen dessen Kopf - und drehte Meridas Gesicht nach hinten!
    Unwillkürlich wandte Lilith ihren Blick Landru zu - und sah ihre schlimmste Ahnung bestätigt. Sein Gesicht war eine Grimasse - die eines Dämons, eines zürnenden Götzen. Und es konnte nicht der geringste Zweifel bestehen, über wem dieser archaische Zorn sich entladen würde.
    Chiquel drohte entkräftet in die Knie zu brechen. Mit zitternden Armen stützte er sich am Altar ab, doch seine Beine knickten förmlich unter ihm weg. Bevor er jedoch vollends zu Boden gehen konnte, traf ihn Landrus Faust. Der Schlag hob Chiquel regelrecht aus; er taumelte erst, stürzte dann.
    Landru setzte ihm nach, vor Wut kaum mehr wiederzuerkennen. Er beugte sich zu Chiquel hinab, seine Rechte spannte sich um dessen Kehle, und so riß er seinen Sohn vom Boden hoch und stemmte ihn empor, hielt ihn in der Luft.
    »Du mißratenste aller Kreaturen!« grollte Landru. »Tausend Tode sollst du sterben, weil du es gewagt hast, dich gegen deinen Vater zu stellen. Aber zuvor -«, Landrus Tonfall veränderte sich, wurde fast schmeichelnd, »- wollen wir noch ein wenig Spaß miteinander haben!«
    Scheinbar mühelos schleuderte Landru ihn von sich, meterweit fort, bis die Mauer des Heiligtums den Flug abrupt stoppte. Dumpf klang Chiquels Aufprall, und hinein mischte sich das Geräusch brechender Knochen.
    Doch Landru war mit seiner Strafaktion noch lange nicht am Ende. Er setzte an, sich in eine Fledermaus zu verwandeln, doch er führte die Transformation nicht ganz zu Ende - nur soweit, daß zwei, drei Flügelschläge ihn über die Köpfe der stumm beobachtenden Vampire und Priester hinwegtrugen.
    Dies war der Moment, als Lilith sich ihm in Weg stellte.
    Wie sie so rasch durch die Menge gelangt war, wußte sie im nachhinein selbst nicht zu sagen. Nun stand sie zwischen Landru und Chiquel, der zusammengekauert am Fuße der Mauer lag, und sie würde nicht von der Stelle weichen.
    Ihr Verhalten überraschte Lilith selbst, vielleicht mehr noch als Landru. Der stand ihr wie erstarrt gegenüber, noch in der Haltung, in der er sich von neuem auf Chiquel hatte stürzen wollen.
    Ganz langsam wandelte sich der verzerrte Ausdruck seines Gesichtes, ohne sich indes ganz zu entspannen. Seine Stimme war heiser, beinahe das Grollen und Knurren eines Tieres.
    »Geh mir aus dem Weg«, verlangte er.
    Liliths Antwort war Schweigen.
    »Für seinen Frevel verdient er den Tod«, fuhr Landru rauh fort. »Und er wird ihn bekommen. Das wirst du nicht verhindern.«
    Ein winziges, hartes Lächeln bewegte Liliths Mundwinkel. Aber es erreichte weder ihre Augen, noch wirkte es im geringsten amüsiert, nur kalt. Und es unterstrich den Ernst ihrer Worte.
    »Wenn du meinen Sohn töten willst«, sagte sie. »dann nur über meine
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