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Der Fluch des Blutes

Der Fluch des Blutes

Titel: Der Fluch des Blutes
Autoren: Vampira VA
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lauter, aber vor Entsetzen nicht mit der Eindringlichkeit, die sie in ihre Stimme legen wollte: »Hör auf! Bitte, Landru!«
    »Zu - spät«, kam es heiser aus seinem Mund. Seine Augen blickten stier und angestrengt auf die Nackte hinab, und seine sonst pechschwarzen Pupillen hatten sich mit purpurfarbenem Licht gefüllt. Kaum wahrnehmbar strahlte ihr Leuchten auf seine Hände ab.
    Lilith Eden war nicht länger willens, tatenlos zuzusehen!
    Sie griff an Landru vorüber, streifte ihn dabei mit der Schulter, ohne ihn auch nur ins Wanken zu bringen. Wie mit dem Boden verwachsen stand er da.
    Liliths Finger schlossen sich um den Griff des Ritualdolches, zogen und zerrten daran, und schließlich schaffte sie es, die Klinge aus dem Altarstein zu ziehen.
    Die Heftigkeit der Bewegung ließ sie nach hinten taumeln und stürzen. Rasch kam sie wieder hoch, und noch im Schritt riß sie den Dolch zum Stoß empor.
    Doch ihr eben noch so fester Entschluß, einfach zuzustoßen und damit das Leiden des Mädchens zu beenden, geriet abermals ins Wanken. Als sie in Meridas Gesicht sah und ihren Blick auffing.
    Lilith fühlte sich von den Augen eines - Fremden angestarrt .
    Nein, nicht die eines Fremden. Diese Augen, dieser Blick waren ihr bekannt, vage vertraut.
    Dann verging der irritierende Eindruck, als zöge sich der oder das Fremde unvermittelt, fast fluchtartig aus dem Mädchen zurück.
    Noch immer stand Lilith zögernd da, weil die Verwirrung sie nicht gleich aus ihren Fängen ließ. Sekunden vergingen, in denen das Mädchen sich immer stärker wand auf dem Altar, erstickt keuchend und würgend.
    Lilith schloß die Augen.
    Hob die Fäuste noch höher.
    Und stieß den Dolch endlich mit aller Kraft nieder ...
    *
    Chiquels Schmerzen hatten den größten Teil ihrer anfänglichen Gewalt verloren. Trotzdem überstiegen sie noch immer weit jenes Maß, das ein Mensch ertragen hätte.
    Aber Chiquel klagte nicht einmal im Stillen darüber, und er hegte weder Groll noch Haß gegen den, der ihm die Qual aufgebürdet hatte. Schließlich hatte er, Chiquel, sich gegen seinen Vater versündigt, ihm fast den Tod gebracht, als er die magische Verbindung zu seinem Jaguar vernachlässigt hatte und das Raubtier erst die Begleiterin Landrus und dann ihn selbst angriff.
    So hatte sein Vater nichts anderes getan, als ihm die gerechte Strafe angedeihen zu lassen, indem er Chiquels Macht zur Metamorphose in einer Weise wirken ließ, für die nicht einmal der widernatürliche Körper eines Vampirs geschaffen war: Die eigene Kraft hatte Chiquel schrecklich entstellt, und vielleicht würde er seine einst so makellose Gestalt nie wieder zur Gänze erlangen.
    Der Vampir nahm es hin. Weil sein Vater, im wörtlichen Sinne sein Schöpfer, seit Anbeginn jedes Recht hatte, mit ihm zu tun, was ihm beliebte. Selbst das Leben hätte er ihm nehmen dürfen, ohne daß Chiquel widersprochen oder sich gar zur Wehr gesetzt hätte. Und vielleicht wäre sein Vater sogar soweit gegangen, genau dies zu tun -- hätte seine Mutter sich nicht für ihn eingesetzt und der grausamen Bestrafung rechtzeitig ein Ende bereitet! 2 Seine Mutter...
    Chiquel lachte stumm auf, und über sein verheertes Gesicht lief eine flüchtige Bewegung, die früher ein Lächeln gewesen wäre.
    Bei dieser Frau, atemberaubende Schönheit und lebendes Mysterium in einem, die in Vaters Begleitung nach Mayab gekommen war, handelte es sich nicht wirklich um die Mutter Chiquels und seiner Blutgeschwister. Sie sollten die Fremde lediglich als ihre Mutter ansehen und sie in entsprechender Weise behandeln, damit sie selbst zu der Überzeugung gelangte, dies wäre ihre ureigene Rolle. So hatte die Wolfsfrau Nona es den Vampiren im Namen ihres Vaters aufgetragen, und sie gehorchten der Weisung, weil jedes seiner Worte ihnen heilig war.
    Tatsächlich jedoch hatten sie so etwas wie eine Mutter nicht. Allenfalls konnte man dem Lilienkelch diese Funktion nachsagen. Aus ihm hatten die Mayakinder, die Chiquel und seine Geschwister einst gewesen waren, Landrus Blut getrunken und so den Tod und neues Leben empfangen.
    Auch wenn Chiquel die Beweggründe nicht kannte, die ihren Vater zu diesem Spiel trieben, so sah er die Fremde inzwischen mit anderen Augen. Sie hatte ihn vor dem Tod bewahrt, und nach ihrer Ankunft im Palast hatte sie an seinem Bett gewacht und ihm Trost zugesprochen - ganz so, wie eine echte Mutter es tun mochte. Und vielleicht, sann Chiquel, schien ihm solche Fürsorge so vertraut, weil er sie vor über
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