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Der Fluch der Maorifrau

Der Fluch der Maorifrau

Titel: Der Fluch der Maorifrau
Autoren: Laura Walden
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Hinepukohurangi. Das heißt so viel wie Nebelfee.«
    Anna hatte ihn bewundernd angesehen. »Sprichst du ihre Sprache?«
    »Nein«, hatte er unfreundlich geknurrt, »nur ein paar Worte.«
    Nun war er Arm in Arm mit Hine in der Dunkelheit verschwunden.
    Als Anna in die warme Nacht hinaustrat, wusste sie nicht, in welche Richtung sie gehen sollte, aber dann kitzelte ein vertrauter Duft ihre Nase. Der Duft nach Meer. In einem Gefühl von Glückseligkeit breitete Anna die Arme aus und sog die Seeluft tief in ihre Lungen ein. Intuitiv folgte sie dem salzigen Geruch zum Hafen von Otago, wo sie vor zwei Tagen von Bord gegangen war.
    Bald schon hatte sie die Siedlung verlassen, in der man fieberhaft Haus an Haus gebaut hatte, seit man unweit von hier, im Landesinneren, auf Gold gestoßen war. Ein schwacher Wind wehte ihr entgegen, doch das gefiel ihr, denn er erinnerte sie an zu Hause. Die Elbe roch zwar anders, aber an windigen Tagen war dieser erfrischende Hauch von Seeluft auch in Hamburg von der Nordsee herübergeweht.
    Nach einer halben Ewigkeit, nachdem sie einen steinigen Weg verlassen hatte, sah sie das Meer im Mondlicht schimmern. Suchend blickte sie um sich, aber sie konnte ihren Mann nicht entdecken. Außer dem Meeresrauschen war auch nichts zu hören. Wenn sie sich recht orientierte, musste irgendwo das Schiff der Handelsgesellschaft Wortemann liegen, das darauf wartete, mit Gold und Wolle beladen zu werden, um nach Deutschland zurückzukehren. Bei dem Gedanken schluckte Anna trocken. Was würde sie darum geben, auf der Margarete zurück nach Hamburg zu reisen!
    Anna entschloss sich, zur anderen Seite zu gehen. Dort erstreckte sich nur ein karger Strand, auf dem verstreut einige Fischerboote lagen. Sie hielt inne, zog die Reisestiefel aus, nahm sie in die Hand und setzte vorsichtig Fuß vor Fuß. Plötzlich erblickte sie ein paar Meter voraus zwei Menschen, die im Sand miteinander zu ringen schienen. Da es weit und breit nichts gab, wo Anna sich hätte verstecken können, ließ sie sich der Länge nach in den weichen Sand fallen. Vorsichtig robbte sie zu einem der Boote zurück, hinter dem sie sich zitternd verkroch.
    Aus der Deckung heraus konnte sie die beiden Gestalten sehen und hören. Sie ahnte sofort, wem diese verknäulten Leiber gehörten, die sich hemmungslos auf dem Boden wälzten. Christians tierisches Stöhnen würde sie aus Hunderten von Geräuschen heraushören. Sie hätte sich am liebsten die Ohren zugehalten, aber sie wollte es wissen. Alles, was hier zwischen ihrem Mann und der jungen Frau geschah. Hine richtete sich gerade auf, schüttelte ihr langes schwarzes Haar und lief ein Stück den Strand entlang. Christian erhob sich schnaufend, holte sie ein, brachte sie zu Fall und begrub das zarte Geschöpf unter seinem schweren Körper, aber Hine schien es zu gefallen. Sie stöhnte laut auf, aber sie stöhnte nicht vor Schmerz. Das konnte Anna sehr wohl unterscheiden. Als Christian einen letzten langen Schrei ausstieß, hielt Anna sich die Ohren zu. So hatte sie ihn noch nie zuvor seine Leidenschaft herausbrüllen hören - wie ein wildes Tier. Dann war alles still.
    Annas Herz klopfte immer noch bis zum Hals. Fieberhaft überlegte sie, ob sie nicht lieber heimkehren sollte, bevor sie womöglich entdeckt wurde, aber sie konnte sich nicht von dem Anblick des ungleichen Liebespaares lösen. Die beiden hatten sich inzwischen erhoben. Hine, deren nackter schlanker Körper im Mondlicht leuchtete, hielt Christian, dem sie knapp bis zur Brust reichte und der bis auf die Hose, die ihm um die Fußgelenke schlackerte, angezogen war, von hinten umfasst. Anna musste den Kopf abwenden. Nicht, weil sie diese zärtliche Geste der Maorifrau unangenehm berührte, sondern weil es sie anwiderte, dass sein Geschlechtsteil noch immer halb aufgerichtet war.
    Nun vernahm Anna den leisen Singsang einer Stimme. Hines Worte klangen zärtlich und werbend, aber Anna konnte sein Gesicht sehen, das plötzlich versteinerte. Christian hatte die Zähne fest zusammengebissen. Anna glaubte, das Knirschen seiner Zähne bis zu ihrem Versteck zu hören. Plötzlich drehte er sich zu der jungen Frau um und stieß sie ohne Vorwarnung mit voller Wucht von sich weg. Es war ein solch gewaltiger Stoß, dass die Maori rückwärts in den Sand fiel. Sie schrie etwas in einer Sprache, die Anna nicht verstand, aber immerhin begriff sie, dass es nicht mehr Teil des Liebesspieles sein konnte, denn Hines Worte klangen wütend und anklagend. Christian
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