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Der Fluch der falschen Frage

Der Fluch der falschen Frage

Titel: Der Fluch der falschen Frage
Autoren: Lemony Snicket
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Buch, das Antwort auf die Frage gibt, die uns wie Feuer auf der Seele brennt. Es war gar kein Buch über Farben, merkte ich jetzt. Es stand auch nicht unter » Farben«. Es stand unter » Musik«. Aber ich täuschte mich. Ich täuschte mich über das Buch, das Antwort auf Ellingtons Fragen gab.
    Wie schon in der Weißwimpelhöhe beachtete Ellington die Bordunbestie auch jetzt kaum und sah stattdessen auf ihre lange grüne Handtasche, die sie aufzog und mir offen hinhielt.
    » Wir können ja schlecht mit der Bordunbestie unterm Arm durch die Gegend laufen«, sagte sie. » Verstecken wir sie hier drin.«
    Ich sah sie an, und sie sah zurück. » In Ordnung«, sagte ich, » aber die Tasche trage ich.«
    Ich hatte erwartet, dass sie etwas erwiderte wie: » Traust du mir nicht, Junker Snicket?«, aber sie schob nur die Hand hinein und nahm eine kleine Papierrolle heraus, die sie in ihre Manteltasche steckte. Dann reichte sie mir ohne ein Wort die Tasche, und ich ließ die Bordunbestie darin verschwinden. Auch ich sagte kein Wort, und wortlos gingen wir aus der Bibliothek, die Stufen hinunter und über den räudigen Rasen. Die Statue war nach wie vor leichter, als sie aussah, aber dennoch schwerer als alles, was ich mir je freiwillig aufgebürdet hätte.
    » Wenn wir die Statue den Mallahans zurückbringen«, sagte Ellington, » sind sie dann nicht die Nächsten auf Brandhorsts Liste?«
    » Nicht wenn er nicht erfährt, dass sie bei ihnen ist«, sagte ich.
    Ellington starrte über den Rasen, als hätte sie dort etwas entdeckt. » Ich muss an ein Buch denken, das mein Vater mir als Kind vorgelesen hat«, sagte sie. » Ein Haufen Elfen und andere Wesen fangen einen furchtbaren Krieg um ein Schmuckstück an, das alle haben wollen, obwohl keiner es tragen kann.«
    » Solche Bücher konnte ich noch nie leiden«, sagte ich. » Da kommt immer ein mächtiger Zauberer vor, der allen helfen könnte, aber es nicht tut.«
    » Oh, das sehe ich anders«, widersprach Ellington, und vielleicht hätten wir über diese Frage freundschaftlich streiten und so unsere Beziehung festigen können. Und wenn wir nur ein klein wenig länger Gelegenheit gehabt hätten, über Bücher zu reden, würde mein Bericht sich womöglich ganz anders lesen. Aber wir wurden durch die Ankunft eines klapprigen Kombis mit einer rot blinkenden Taschenlampe auf dem Dach und einer sonderbar quäkenden Sirene unterbrochen. Es war keine echte Sirene, sah ich, als der Kombi zum Stehen kam, sondern nur jemand, der so zu klingen versuchte– Stew Mitchum, der hinter seinen Eltern aus dem Rückfenster hing. Neben ihm saß S. Theodora Markson, und sie sprang gleich als Erste aus dem Auto.
    » Snicket!«, sagte sie. » Ich war in Sorge um dich!«
    » Theodora hat uns erzählt, dass du heute Nacht nicht nach Hause gekommen bist«, sagte Harvey Mitchum.
    » Das würde unser Goldjunge uns niemals antun«, sagte seine Frau.
    » Mit diesen Umtrieben muss Schluss sein«, sagte ihr Mann. » Wir sind keine Idioten, Lemony Snicket. Wir können auch anders.«
    » Wir sollten keine voreiligen Schlüsse ziehen«, sagte seine Frau, » aber ich wäre nicht überrascht, wenn du hinter all dem Ärger steckst, den wir hier neuerdings haben.«
    » Dem Einbruch zum Beispiel.«
    » Und der Sachbeschädigung.«
    » Und den gestohlenen Sachen.«
    » Das hast du schon gesagt, Harvey.«
    » Nein, Mimi. Ich habe Einbruch gesagt.«
    » Das ist dasselbe.«
    » Es ist ein klein bisschen anders.«
    » Ein klein bisschen anders ist fast dasselbe.«
    » Aber nicht völlig.«
    » Aber fast. Fast ist fast völlig.«
    » Ist es nicht.«
    » Ist es doch.«
    » Ist es nicht, und du riechst aus dem Mund.«
    » Das ist nicht der Punkt.«
    » Was ist denn dann der Punkt, bitte schön?«
    » Ich werde dir sagen, was der Punkt ist.«
    » Warum denkst du eigentlich immer, du wüsstest, was der Punkt ist, und ich nicht?«
    » Das ist hier nicht der Punkt.«
    » Jetzt machst du’s schon wieder!«
    Ich eilte mit der erhobenen Reißverschlusswurst zum Auto, um ihr Hickhack zu beenden. » Ich habe das gestohlene Objekt hier bei mir«, sagte ich. » Es gab ein paar Komplikationen, aber Ellington und ich haben es geschafft, es an uns zu bringen.«
    Theodora sah mich erleichtert an. » Ist das wahr, Snicket? Ihr habt tatsächlich die…«
    » Ja«, sagte ich hastig. Es erschien mir unklug, den Namen des Objekts laut auszusprechen, selbst in Gegenwart zweier Gesetzeshüter. Wenn Brandhorst erfuhr, dass wir es hatten, würde
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