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Der Fluch der falschen Frage

Der Fluch der falschen Frage

Titel: Der Fluch der falschen Frage
Autoren: Lemony Snicket
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die Regale voll bedruckter Kaffeepackungen entlangwandern. Dann drehte sie sich um, und ich sah ihr rabenschwarzes Haar und ihre Augenbrauen, die geschwungen waren wie Fragezeichen, und die grünen Augen darunter.
    » Lemony Snicket«, sagte sie.
    » Ellington Feint«, sagte ich, und nun bemerkte ich auch ihr Lächeln, dieses Lächeln, das alles hätte bedeuten können.

Zwölftes Kapitel
    » Sollen wir uns einen Kaffee holen?«, fragte Ellington.
    » Das ist die falsche Frage«, sagte ich.
    » Stimmt«, sagte sie, » du trinkst ja keinen Kaffee. Tja, Wurzelbier gibt’s hier keins und Tee und Milch auch nicht. Ich weiß nicht mal, ob sie Wasser haben.«
    » Das meine ich nicht«, sagte ich.
    » Ich weiß schon, was du meinst.« Ellington schob sich an mir vorbei und stieg die Treppe hinunter. Ihre Schritte schepperten laut auf dem Metall. » Du meinst: ›Wie konntest du mir die Statue stehlen, Ellington?‹ Falls dir das ein Trost ist: Mir ist sie auch wieder geklaut worden. Sie hätte hier oben auf mich warten sollen, aber sie ist verschwunden, und wenn ich sie nicht zurückbekomme, ist alles aus.«
    » Ich habe sie«, sagte ich.
    Mit einem Ruck blieb Ellington stehen und richtete einen langen schwarzen Fingernagel auf mich: » Du hast die Bordunbestie?«
    » Ja«, sagte ich.
    » Bitte gib sie mir, Junker Snicket«, sagte sie und schepperte die Stufen wieder herauf, um auf Augenhöhe mit mir zu sein. » Sie ist sehr wertvoll. Bis morgen früh muss ich sie haben.«
    » Sie ist nicht wertvoll«, sagte ich. » Sie ist bloß alter Plunder.«
    » Für mich ist sie wertvoll«, sagte Ellington, und es war die Wahrheit, das sah ich. Was immer es erfordert, hatte sie gesagt.
    » Warum?«, fragte ich. » Wozu ist sie gut? Kann sie irgendwas?«
    » Das weiß ich nicht.«
    » Wie kann sie dann wertvoll für dich sein?«
    Ellington sah sich um, als könnte jemand zwischen den Briefkuverts und Kaffeebohnen versteckt sein. » Weil sie wertvoll für Brandhorst ist«, sagte sie dann. » Wenn ich sie ihm bringe, lässt er meinen Vater frei.«
    » So etwas dachte ich mir«, sagte ich.
    » Das dachte ich mir, dass du so etwas dachtest«, sagte sie.
    » Ich würde dir gern helfen, deinen Vater zu befreien«, sagte ich, » aber ich habe versprochen, die Bordunbestie ihrem rechtmäßigen Besitzer zurückzubringen.«
    » Du hast aber auch versprochen, dass du mir hilfst«, erinnerte sie mich. » Wenn du sie mir nicht gibst, sehe ich meinen Vater nie wieder.«
    » Glaub dem Mann kein Wort«, sagte ich. » Die letzte Person, die ihm bei seinen Intrigen geholfen hat, hätte er beinahe ertränkt.«
    » Mrs Sallis?«
    » Es war nicht Mrs Sallis«, sagte ich, » aber das tut hier nichts zur Sache. Dieser Brandhorst ist ein Unmensch. Er geht über Leichen. Du darfst nicht zu seiner Komplizin werden.«
    » Brandhorst interessiert mich nicht«, sagte Ellington. » Mich interessiert nur mein Vater.« Sie seufzte und setzte ihre Reißverschlusswurst ab. » Brandhorst hat schon so viele Leute in seine Gewalt gebracht, um sie für seine Finten zu benutzen. Mein Vater ist nur einer davon. Ich folge ihnen schon lange, aber ihr Vorsprung war bis jetzt immer zu groß. Dann, vor ein paar Tagen erst hat mein Vater mich angerufen und mich gebeten, nach Schwarz-aus-dem-Meer zu kommen. Brandhorst hält ihn hier gefangen, hat er mir gesagt, aber er lässt ihn frei, wenn er dafür die Bordunbestie bekommt.«
    » Das ist komisch«, sagte ich, » denn gerade vorhin hast du mich angerufen und mich gebeten, zum Bottrop Boulevard Nummer1300 zu kommen. Du würdest dort gefangen gehalten, aber Brandhorst würde dich freilassen, wenn er dafür die Bordunbestie bekommt.«
    Ellington blinzelte verwirrt. » Ich hab dich nicht angerufen.«
    » Das weiß ich«, sagte ich. » Brandhorst ist sehr gut im Stimmenimitieren. Das ermöglicht es ihm, seine Ränke zu schmieden, aber dabei im Hintergrund zu bleiben. Bei seinem Überfall auf Theodora hatte er eine Maske auf. Vermutlich weiß kaum ein Mensch, wie er überhaupt aussieht.«
    » Wie können wir ihn dann finden?«
    » Er muss ganz in der Nähe sein«, sagte ich, und Ellington spähte nervös die Stufen hinunter. » Er muss irgendwo sein, wo er Mrs Sallis im Auge behalten kann«, fügte ich an, » und dich auch.«
    » Ich muss ihm die Statue geben!« Ihre grünen Augen funkelten wild und verstört. » Brandhorst hat gesagt, bis zum Morgen muss er sie haben. Mein Plan schien so wunderbar aufzugehen. Als ich einmal
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