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Der Fluch der falschen Frage

Der Fluch der falschen Frage

Titel: Der Fluch der falschen Frage
Autoren: Lemony Snicket
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Der eines Mädchens vielleicht, das nach seinem Vater suchte, mit nichts als einem Koffer voller Kleidungsstücke und einem altmodischen Plattenspieler, dessen Melodien mir nicht aus dem Kopf wollten. Ich hatte niemanden gehabt, mit dem ich mich über diese Melodien oder Gedanken austauschen konnte, aber jetzt machte Hector eine Stippvisite für den Nachmittag. » Ich weiß es nicht«, gab ich zu. » Hinter der Bordunbestie und Brandhorst verbirgt sich ein Rätsel, das ich noch nicht lösen kann.«
    » Und wie viel davon fließt in das Protokoll ein?«, wollte er wissen.
    » So gut wie gar nichts«, sagte ich. » Wenn es nach meiner Mentorin geht, ist der Fall abgeschlossen. Ich habe lediglich geschrieben, dass unsere Klientin uns dafür engagiert hat, diskret einen gestohlenen Gegenstand aufzuspüren, und dass sowohl der Gegenstand als auch die Klientin verschwunden sind.«
    » Das wird sich nicht gut in deiner Akte machen, Snicket.«
    » Was interessiert mich meine Akte«, sagte ich. » Ich habe einen Auftrag zu erfüllen.«
    Hector seufzte und lehnte sich auf dem heruntergekommenen Sofa zurück. » Die anderen machen sich Sorgen um dich, Snicket. Monty macht sich Sorgen. Haruki macht sich Sorgen. Diese Idee, dir die schlechteste Mentorin auszusuchen, um dabei heimlich…«
    » Ich glaube nicht, dass dich das etwas angeht«, sagte ich steif.
    » Wusstest du, dass zwei andere Mentoren sogar darüber nachgedacht haben, dich zu betäuben, damit du deine Verabredung nicht einhalten kannst?«
    » Versucht haben sie’s«, sagte ich. Schierlings Schreibwaren & Café schien Welten entfernt.
    » Inzwischen denkst du wahrscheinlich, hätten sie es doch geschafft. Dann wärst du jetzt woanders Praktikant. Ist Theodora so schlecht, wie alle sagen?«
    » Sie ist oben und macht ein Nickerchen«, sagte ich, und Hector sah auf seine Uhr und schüttelte den Kopf. Er schwieg einen Moment, ehe er mit einem raschen, vorsichtigen Blick auf Prosper Weiss seine Jacke auszog und mir gab.
    » In das Futter eingenäht findest du eine Karte des Wasserversorgungssystems in der Hauptstadt«, sagte er mit gesenkter Stimme. » Verlier sie nicht. Sie war sehr mühsam aufzutreiben.«
    » Danke, Hector. Ich weiß das zu schätzen.«
    » Wobei ich mich frage, was sie dir in diesem Kaff nützen soll«, sagte Hector. » Ich habe den ganzen Tag gebraucht, um bis hier rauszukommen. Das ist ein seltsamer Ort, Snicket. Diese seltsamen Tintenquellen, dieser ledrige Seetangwald, die Masken, die alle aufsetzen müssen, wenn die Glocke läutet– irgendwas stinkt ganz gewaltig in Schwarz-aus-dem-Meer. Ich wette, hier gibt’s nicht einmal ein anständiges mexikanisches Lokal.«
    » Aber eine gute Bibliothek gibt es«, sagte ich, » und eine fähige Reporterin und etliche interessante Menschen. Das ist mehr, als viele Orte von sich behaupten können.«
    » Und schlag dir diese Ellington aus dem Kopf«, sagte Hector. » Sie ist eine Lügnerin und Diebin.«
    » Sie versucht nur, ihrem Vater zu helfen«, wandte ich ein, » und ich habe versprochen, ihr zu helfen.«
    Hector seufzte und stand auf. » Da hast du dich ja in was reingeritten, Snicket. Viel Glück.«
    » Wie kommst du zurück?«, fragte ich. » Ich kann dir ein gutes Taxiunternehmen empfehlen.«
    » Danke, aber für meinen Transport ist gesorgt.«
    » Wieder eins von deinen Ballon-Projekten?«, fragte ich.
    Hector nickte. » Mein Mentor hat mir aufgetragen, Luftaufnahmen von einem entlegenen Teil des Ozeans zu machen. Ein verdächtiges Objekt ist gesichtet worden.«
    » Das heißt, du fährst nicht in die Hauptstadt zurück?«
    » Die nächsten paar Monate nicht«, sagte Hector. » Warum?«
    » Nur so.« Ich zuckte die Achseln und spürte dabei das Päckchen in meiner eigenen Jacke. Ich hatte den halben Vormittag gebraucht, um es in das Futter einzunähen. Nähen ist eine piksige und dröge Angelegenheit. Ellington Feint mit ihren langen, geschickten Fingern hätte sich sicher leichter damit getan. Aber es konnte dauern, bis ich sie wiedersah, und im Moment war es sinnlos, meine Jacke Hector mitzugeben, denn der kam nicht rechtzeitig in die Hauptstadt zurück.
    » Mach’s gut, Snicket«, sagte Hector. » Sei vorsichtig. Und bitte sag deiner Vertretung, dass sie den Tunnel zum Museum in einem möglichst weiten Bogen graben müssen. Wenn sie den falschen Kanal anbohren, ertrinken sie beide.«
    » Es gibt keine Vertretung«, sagte ich.
    » Dann schleichst du dich heimlich hier weg und hilfst ihr?«
    Ich
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