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Der Fluch Der Bösen Tat

Der Fluch Der Bösen Tat

Titel: Der Fluch Der Bösen Tat
Autoren: Granger Ann
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Tor.
    »Ich frage mich, was dieser Streifenwagen hier wollte«, sinnierte Markby.
    »Nichts, worüber du dir den Kopf zerbrechen müsstest, Superintendent. Was glaubst du – weiß Mrs. Scott, dass du bei der Polizei bist?«
    »Ich hab es ihr nicht erzählt, als ich angerufen habe. Ich gehe nicht rum und verkünde überall, was ich mache. ›Hey, ich bin Polizist!‹ Die Leute mögen es nicht besonders.« Sie stiegen in den Wagen.
    »Wir könnten vielleicht«, begann Markby vorsichtig,
    »wir könnten vielleicht durch den Wald spazieren fahren und uns umsehen?«
    »Im Wald oder nach dem, was der Streifenwagen dort vorgefunden hat?«
    »Beides.«
    »Nur zu, fahr hin«, sagte sie resigniert.
    »Du gibst sowieso keine Ruhe, bevor du es nicht herausgefunden hast. Aber zähl nicht auf mich. Ich gehe mir die Kirche ansehen, falls sie offen ist. Ich warte dort auf dich. Hol mich auf dem Rückweg von deiner Spazierfahrt wieder ab.«
    KAPITEL 2
    ALS MARKBYS Wagen sich dem Wald näherte, wurde die Straße – oder das, was man als Straße bezeichnen musste – schlimmer. Nur magere Reste der ursprünglich geteerten Oberfläche waren intakt; das Asphaltband war durchsetzt von Rissen und Sprüngen, in denen Unkraut wuchs. Die Ränder waren weggebrochen, und der Wagen ratterte und klapperte, während Markby die Mitte der Straße entlangsteuerte und Pfützen durchfuhr, die nach dem nachmittäglichen Regenguss voll Wasser standen. Markby hoffte, dass ihm der Streifenwagen nicht entgegenkam. Hier und da waren die Trockenmauern eingestürzt, die die Straße säumten, und Mini-Lawinen aus gelbem Naturstein waren bis auf die Fahrbahn gerollt. Niemand hatte sich die Mühe gemacht, sie beiseite zu räumen. Niemand, schätzte Markby, kam in einem Wagen hier entlang. Was denn, niemals? Nun ja, kaum jemals.
    »I am the captain of the Pinafore …«, summte er unmelodisch vor sich hin. Er war so taub für Töne, wie es nur ging, deswegen machte es keinen Unterschied. Er bedauerte sein mangelndes musikalisches Gehör. Gerne hätte er sich mehr an Musik erfreut. Er mochte Gilbert und Sullivans Operetten, aber mehr wegen der Lyrik statt der Melodien. Er verstummte und dachte zurück an die Hausbesichtigung. Das war ein bemerkenswerter Fehlschlag gewesen. Vielleicht, sinnierte er, hätte er Meredith gegenüber erwähnen sollen, dass er schon einmal in diesem Haus gewesen war. Doch es lag so lange zurück, und wie er ihr zu erklären versucht hatte, der einzige Raum, in dem er gewesen war, war dieses klaustrophobische Arbeitszimmer. Doch es war kein unfreundliches Haus gewesen, wenn er sich recht entsann. Der Vikar, Pattinson, war ein älterer Mann gewesen, ein wenig zerstreut und vage in seinen Aussagen, doch scharfzüngig, wenn es darum ging, seine Gemeinde zu verteidigen. Das Buch, das damals aufgeschlagen auf dem Schreibtisch des Vikars gelegen hatte, war ein massiver Wälzer über Mythen und Sagen gewesen, wenn er sich recht entsann, und heute hatte er es im Bücherregal wieder gesehen.
    »Ich interessiere mich ein wenig dafür«, hatte der Vikar entschuldigend erklärt. Wenn man in Lower Stovey lebte, musste man derartige Interessen entwickeln, um sich die Zeit an den langen Abenden zu vertreiben. Markby musste einräumen, dass die Ortschaft noch abgelegener war, als er sie in Erinnerung hatte. Sicher hatten damals mehr Menschen hier gelebt, als er hier gewesen war. Er hatte Kinder gesehen, die von der Dorfschule nach Hause gelaufen waren. Frauen hatten vor einem Geschäft gestanden und Schwätzchen gehalten. Irgendjemand hatte eine Schusterei in einem heruntergekommenen Anbau neben seinem Cottage gehabt. Vielleicht war der Anbau inzwischen zusammengefallen, jedenfalls war heute nichts mehr von einer Schusterei zu sehen. Genauso wenig wie von einer Schule, einem Geschäft und natürlich von Kindern, denn junge Familien zogen von hier weg angesichts des Mangels an letzten beiden. Zurückgeblieben war eine verlassene Ödnis von einem Dorf. Eine bewohnte Ödnis aus Wochenendhäusern und wohlhabenden Pendlerpärchen mit zwei Wagen, nichtsdestotrotz eine Ödnis. Sie hatten eine Abmachung, er und Meredith. Sie würden ein Haus finden, und dann würden sie heiraten. Im Moment wohnte Markby in einer viktorianischen Villa in Bamford und sie in einem Reihenendhaus. Sie hatten versucht, in Markbys Haus zusammenzuleben, doch es hatte nicht funktioniert. Sie war eisern, dass es in ihrem Haus ebenfalls nicht funktionieren würde. Es war viel kleiner als
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