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Der fliegende Weihnachtskater

Der fliegende Weihnachtskater

Titel: Der fliegende Weihnachtskater
Autoren: Andrea Schacht
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war ich für einen Moment lang vor Schreck wie gelähmt. Und während meines stummen Staunens prasselte eine Schimpftirade über mich herein, die jedem zänkischen Bazarfeilscher zur Ehre gereicht hätte. Dieses Geschöpf hörte sich an wie eine echte Katze, in deren Revier man unbefugt eingedrungen war. Ich bin zwar gewöhnlich nicht so schnell sprachlos zu bekommen, aber der Katzengeistfaltete mich nach allen Regeln der Kunst zusammen, so dass ich gar nicht dazu kam, auch nur ein Wort zu erwidern. Alles, was ich von dem gekreischten Sermon verstand, war, dass dieser Dschinn stinkig war, weil ich ihn geweckt hatte. Er knurrte, das solle ich nicht noch einmal tun, bevor ich nicht gelernt hatte, meine Aufgabe zu übernehmen. Was das für eine war, hatte der Geist mir aber nicht verraten, sondern sich fauchend und spuckend wieder in die Vase verzogen.
    Und ich saß da wie belämmert, mit hängenden Ohren und Schnurrhaaren. Derart harsch war ich zuletzt von meiner Mutter angepflaumt worden, als ich ihr eine Maus vor der Nase weggefangen hatte.
    Kurzum, seither hatte ich einen Bogen um diese Vase gemacht.
    Dennoch – manchmal schlich sich eine neugierige Frage zwischen meine Ohren und juckte mich da wie ein lästiger Floh. Wie war die Frau an diese Dschinn-Vase gekommen? Kannte sie die Aufgaben eines Dschinns? War der Katzengeist ihr verpflichtet?
    Nie hatte ich sie die Vase reiben sehen. Wusste sie vielleicht gar nicht, was sie sich da eingehandelt hatte?
    Und was hatte dieser dämliche Katzen-Dschinn mit Aufgabe gemeint, die ich zu übernehmen hatte?
    Meist half ein herzhaftes Kratzen gegen den neugierigen Fragenfloh. Ich hatte ganz gewiss keine Lust, eine Aufgabe x-beliebiger Art zu übernehmen. Und wenndas Jucken zu heftig wurde, mied ich die Vase und umschlich sie in weiten Bögen.
    Einmal allerdings – ah, pah. Vergessen wir das.
     
    Ich schlenderte aus dem Schlafzimmer zur Glastür, in der unten eine Klappe eingepasst worden war. Mein Weg zur kleinen Freiheit: die Dachterrasse! Zwölf Katerlängen lang, sechs breit, darauf einige Kübel mit Grünzeug, das sich in diesem mistigen Klima hielt. Im Sommer mehr und bunter, jetzt öde und kahl. Ich umrundete das Areal, sprang auf die Bank, die an der Hauswand stand, und ließ meinem Blick über den grauen Himmel streifen. Wind fauchte um die Hausecke, irgendwo klapperte was. Der Teppich über der Brüstung wedelte mit seinen Fransen. Mehr nicht.
    Blödes Teil!
    Im Sommer war das ganz nett hier draußen. Man konnte Vögel und Flugzeuge beobachten, die ihre Bahnen durch die Luft zogen. Obwohl, eigentlich fuchste mich das immer wieder aufs Neue, dass die fliegen konnten, wohin sie wollten.
    Dieser Teppich war ja so eine Pleite.
    Jeden einzelnen Tag hatte ich ihn bisher verprügelt, aber nichts tat sich.
    Wieder fauchte eine Böe um das Dach, und ein wagemutiger Spatz taumelte an mir vorbei. Ich hätte ihn fangen können. Aber irgendwie war mir nicht danach.Ein seltsames Zucken breitete sich unter meinem Fell aus. Hinten, an der linken Flanke. Es war aber auch unangenehm feucht und kalt. Besser, ich ging wieder rein. Dem Teppich zeigte ich noch einmal kurz die Kralle, dann schlüpfte ich zurück ins Warme.
    Die Frau würde das Mädchen mitbringen, fiel mir wieder ein. Kinder waren in Ordnung. Und Janina kannte eine Menge Spiele.
    Eigentlich waren die Aussichten gar nicht so schlecht.
    Aber das Fell zuckte mir auch noch, als ich auf meinem Platz auf dem Sessel lag. Ich bearbeitete es gründlich mit der Zunge. Das half ein bisschen, aber nicht völlig.
    Es machte mich nervös.

15:40 Abheben
     
     
    Amita beobachtete ihren Copiloten noch einmal kritisch und war beruhigt. Er machte alles umsichtig und korrekt, die Nervosität schien jetzt von ihm abgefallen zu sein. Der Tower gab ihnen Anweisungen zur Startposition.
    »Dann spannt mal die Rentiere an«, schloss die Fluglotsin ihre nüchternen Angaben.
    Thomas schnaubte und murmelte: »Die sind aber heute lustig.«
    Sie rollten über den Taxiway.
    »It’s christmas time. Wahrscheinlich freut sie sich auf einen heißen Eierpunsch. Außerdem sind sie nett hier. Weit netter als der eine Clown in Berlin. Ich hoffe, der hat heute nicht Schicht. Er könnte den friedlichen Eindruck glatt wieder verderben.«
    »Haben Sie einen Feind im Tower?«
    »Welcher Pilot hat den nicht? Aber Remo Schulze ist die Krönung. Er mag weibliche Piloten nicht.«
    »Das gibt es noch?«
    »Seit einem Jahr nervt der Typ mich«, knurrte Amita.
    Dann
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