Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der fliegende Weihnachtskater

Der fliegende Weihnachtskater

Titel: Der fliegende Weihnachtskater
Autoren: Andrea Schacht
Vom Netzwerk:
Mädchen mit ihrem Vater.
    Was ein Fehler war!
    Ich hatte mich unter einer Hecke meinem Leid hingegeben, als plötzlich ein Schatten über mich fiel.
    »Bunny-Cat, da bist du ja«, sagte der Mann, und ehe ich mich versah, wurde es schon wieder dunkel um mich.
    Ich wollte mich aus der Decke befreien, aber meine Versuche waren ziemlich kläglich. Und schon wieder würgte es mich.
    »Papa, ich glaube, Shardul ist krank«, sagte das Mädchen.
    »Ja, ich fürchte auch.«
    »Und Amita kommt doch erst übermorgen wieder.«
    »Richtig. Darum werden wir diesen kleinen Pelzbeutel jetzt zum Tierarzt fahren. Es würde sie bestimmt sehr unglücklich machen, wenn er sterben würde.«
    Mich auch, dachte ich noch, aber dann hätte ich kurzfristig dieses Schicksal dem, das nun folgte, vorgezogen.
    Ich hasse Tierärzte.
    Ich hasse es, gepiekt zu werden.
    Ich hasse es, wenn man Zeugs in mein Futter tut.
    Ich hasse all das – aber nach zwei Tagen ging es mir wieder besser, und alles Futter blieb ordentlich in meinem Magen drin.
    Die Frau besuchte das Mädchen und ihren Vater und gab sich kühl dankbar.
    War ja nicht anders zu erwarten.
    Allerdings war da etwas komisch zwischen den beiden.
    Ich bin ja ein hochsensibler Kater, und wenn mich nicht alles täuschte, dann vibrierte zwischen den beiden ein feines Band. Allerdings kein schönes, sondern eines, das grelle Funken versprühte. So wie Katzenfell, das man an einem trockenen Tag gegen den Strich bürstet.
    Aber das war deren Sache und ging mich nichts an.
    Ich wurde wieder hoch in die Wohnung geschleift, und Schluss war’s mit Freiheit und Abenteuer.
    Zwar durfte ich weiterhin dann und wann das Mädchen in seiner Behausung besuchen, aber die Tür nach draußen blieb von da an immer fest geschlossen.
    Mein einziger Ausgang bestand weiterhin darin, auf der Balkonbrüstung zu balancieren und mir vorzustellen, wie ich von dort absprang und fliegen konnte.
    War nicht berauschend.
    Ich starrte trübsinnig von meinem Sessel auf die Welt vor dem Fenster. Es war alles grau. Grau in Grau wie meine Stimmung.
    Und der Sahnenapf war auch leer.

15:30 Start
     
     
    Amita setzte sich im Cockpit zurecht. Seit einem Jahr hatte sie das Recht, den linken Sitz einzunehmen. Ein wohlverdientes Recht. Ihr Begleiter hingegen war noch ein Stückchen weiter von den drei Goldstreifen entfernt – Thomas Wilhelmi war seit zwei Wochen First Officer und heute zum ersten Mal ihr Copilot.
    Bei den drei früheren Flügen am Tag hatte er sich reichlich großspurig gegeben. Das hatte sich inzwischen verloren. Sie hatte ihm ein paar Dämpfer verpassen müssen, und nun registrierte sie mit einem Seitenblick, dass er ein wenig nervös war. Der Wind war unangenehm geworden, der letzte Flug nach Köln war turbulent gewesen, wenn auch nicht übermäßig. Dennoch hatte sie den Eindruck, dass Thomas trotz aller sorgfältigen Ausbildung und seiner fliegenden Familie ein Schönwetter-Pilot war. Aber er stand noch ganz am Anfang seiner Laufbahn, und nervös war sie bei ihren ersten Flügen auch gewesen. Noch heute war sie dankbar für den erfahrenen, wenn auch brummigen Piloten an ihrer Seite, der ihr damals mit ruhiger Gelassenheit die Nervenenden geglättet hatte. Dass sie ihren überheblichen Copiloten so heftig zusammengestaucht hatte, tat ihr jetzt leid. Mit seiner Großmäuligkeit wollte er vermutlich nur seine Unsicherheit überspielen. Sie würde sich bei diesem letzten Flug des Tagesbemühen, ihm die Anspannung zu nehmen. Immerhin hatte er die Cockpit-Prozeduren und die Funktionschecks korrekt durchgeführt, und darum erklärte sie ihm, dass er diesmal den Flug als
pilot flying
übernehmen sollte.
    Thomas nickte. Aber Amita vermeinte, einen Hauch von zusätzlichem Stress zu verspüren. Wie es aussah, verzögerte sich der Start noch um ein paar Minuten. Der Verkehr auf dem Flugplatz war lebhaft, wegen der winterlichen Witterung waren einige Flüge verspätet eingetroffen. Um Thomas zu beruhigen, begann sie, mit ihm zu plaudern.
    »Es wird Zeit, dass wir heimkommen. Zum Glück sind die Verspätungen heute nicht zu groß. Ich werde nämlich von einem höchst ungnädigen Kater erwartet.«
    »Kater? Sie meinen – Kater?«
    »Ja, so ein kleines Tier aus der Gattung der Raubkatzen.«
    »Ich dachte, sie würden eher von ihrer Familie erwartet.«
    »Die ist ein wenig verstreut in der Welt. Weshalb ich ja überhaupt zu diesem unwirschen kleinen Tiger gekommen bin.«
    Thomas saß immer noch angespannt neben ihr und ließ den
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher