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Der fingerkleine Kobold

Der fingerkleine Kobold

Titel: Der fingerkleine Kobold
Autoren: EDITION digital Verlag
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heute sehr gut mitgearbeitet, in Heimatkunde habe ich dir sogar eine Eins
geben können. Wenn du so weitermachst, wird dein Zeugnis wohl doch nicht so
schlecht ausfallen, wie ich befürchtet hatte. Nur wegen der Betragensnote, da musst
du dich noch sehr anstrengen, das hat mir heute gar nicht gefallen."
    Christoph seufzte und sagte: „Sehen Sie, Frau Becker, ich
hab mir das ja gleich gedacht!"
    „Was hast du dir gleich gedacht?", fragte Frau Becker
verwundert.
    „Dass man nichts wie Ärger kriegt, wenn man immer die
Wahrheit sagt. Aber trotzdem muss ich das nun eben tun", sagte Christoph,
„auch wenn ich eine schlechte Note in Betragen bekomme."
    „Unsinn", rief Frau Becker, „wenn du dir vorgenommen
hast, nicht mehr zu lügen, wird auch alles gut gehen, Christoph!"

ALS ACHTES: DIE GESCHICHTE, DIE KEINE GESCHICHTE WAR
    Und es ging viele Tage wirklich alles gut. Christoph schrieb
eine gute Mathematikarbeit und ein sehr gutes Diktat, bekam eine Eins in Lesen
und eine in Ausdruck und ein Lob für sehr gute Mitarbeit. Jeden Tag benutzte er
seine silberne Schnur, um seine Gedanken zusammenzubinden. Bald hatte er sich
so sehr daran gewöhnt, aufmerksam zuzuhören und genau nachzudenken, dass er die
Schnur vergaß und auch ohne sie seine Gedanken zusammenhalten konnte. Und jeden
Tag saß Strups auf seiner Bank, fingerklein, baumelte fröhlich mit den Beinen
und zog lustige Grimassen, wenn Christoph sich zu langweilen begann. Doch wenn
es wieder nötig war aufzupassen, erinnerte er Christoph daran und verhielt sich
ruhig.
    Es ging also viele Tage alles gut.
    Trotzdem gab es Anfang Mai wieder Ärger.
    „Nun, Kinder, wie gefällt euch das Lesestück?", fragte
Frau Becker.
    Christoph war froh, dass Dieter und Simone sich meldeten. Er
saß ganz still und wünschte sehr, nicht gefragt zu werden. Denn das Lesestück
hatte ihm gar nicht gefallen. Er hatte fast nichts verstanden, was da
geschrieben stand.
    „Wenn man nicht gefragt wird, braucht man nichts zu sagen,
das ist doch noch keine Lüge, oder?", fragte er Strups.
    Der Kleine zögerte mit der Antwort und wiegte bedenklich den
Kopf. „Manchmal ist es doch eine Lüge", flüsterte er, „auf jeden Fall eine
halbe, Christoph. Aber höre nur erst zu, was die anderen sagen."
    Simone wurde aufgerufen. „Es hat mir ganz gut
gefallen", sagte sie.
    Simone gefiel immer alles „ganz gut".
    „Was hat dir denn besonders gefallen?", fragte Frau
Becker.
    „Na, besonders nun auch nicht", sagte Simone und wurde
rot, „aber ganz gut eben.“
    „Das müsstest du genauer erklären können", sagte Frau
Becker und rief Dieter auf. Dieter war ein sehr guter Schüler. Er hatte in
allen Fächern außer in Sport eine Eins und konnte besser und schneller reden
als die übrigen Kinder.
    „Es hat mir darum gut gefallen", sagte Dieter nun, „weil
es eine sehr lehrreiche Geschichte ist, aus der wir viel lernen können. Und man
erfährt viel über unser Land und über solche hohen Öfen ...“
    „Hochöfen!", verbesserte Frau Becker.
    „Ja, Hochöfen", sagte Dieter, „und man kann viel
lernen, wie man berühmt wird und einen Preis kriegt, nämlich, wenn man viel
arbeitet wie dieser Genosse Hofmann, und wie man damit einen großen Beitrag leistet."
    „Wozu einen Beitrag?“, fragte Frau Becker.
    „Zur, zur", stotterte Dieter, „zur Verfestigung der
Verteidigungsbereitschaft und ...“
    „Gut, gut, setz dich", sagte Frau Becker. „Möchte noch
jemand sagen, wie ihm die Geschichte gefallen hat?"
    Es meldete sich niemand mehr.
    „Dann wollen wir uns noch ein wenig darüber unterhalten“,
sagte Frau Becker. „Warum ... Nanu, Christoph, ich habe meine Frage doch noch
gar nicht ausgesprochen?“
    Christoph hatte sich gemeldet. „Mir hat die Geschichte aber
gar nicht gefallen“, sagte er. „Ich habe fast nichts verstanden. Ich fand sie
schrecklich langweilig."
    Ein paar Sekunden herrschte völlige Stille im Klassenraum.
Alle Kinder sahen erstaunt den Christoph Rose an.
    Frau Becker sah erstaunt den Christoph Rose an.
    Und der Kobold Strups sah den Christoph Rose an, aber nicht
erstaunt, sondern zufrieden.
    „Wieso denn langweilig, Christoph", fragte schließlich
Frau Becker, „Dieter hat uns doch eben erklärt, dass man aus der Geschichte
viel lernen kann, und wir werden uns jetzt noch genau über alles unterhalten
dann wirst du es auchyerstehen.“
    „Aber das meiste muss man doch gleich selber
verstehen", sagte Christoph, „sonst ist es langweilig. Und in der
Geschichte passiert
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