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Der Finanzer

Titel: Der Finanzer
Autoren: Arthur Achleitner
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zugrunde liegen.
    Lergetbohrer blieb bei seiner Meinung, daß mutmaßlich die Ausfahrt des Finanzerbootes beobachtet und
später durch die Lichter den heimkehrenden Schmugglern signalisiert werde. Es müßte sich daher eine Ausfahrt
ohne Überwachung betätigen lassen und hernach die Signalisierung auf das schärfste beobachtet werden. Hierzu
legte sich Anton für den Abend einen Plan zurecht, von welchem zwei der findigsten Finanzaufseher und tüchtige
Bootsleute dazu verständigt wurden. Anton will allein und in Zivil im Boot den Hafen verlassen, eine Weile kreuzen und
während der Nacht zwischen Bregenz und Hard die Finanzer an Bord nehmen. Unauffällig begab sich Lergetbohrer in den
Hafen, schlenderte wie zum Zeitvertreib am Kai herum und betrachtete sich die Boote und Leute. Niemand kümmerte sich um
ihn. Endlich stieg Anton in das Zollboot, das unter Kettenverschluß hängt und sich im leicht bewegten Wasser
schaukelt. Schon will Lergetbohrer den Schlüssel zum Schloß aus der Tasche ziehen, da taucht neben ihm ein Bursche
auf, der bisher anscheinend teilnahmslos in der Nähe gestanden und nun in dummpfiffiger Weise den Herrn aufmerksam
machte, daß der Herr mit diesem Schiff nicht fahren dürfe.
    Augenblicklich kombinierte Anton, daß er es mit einem Ausspekulierer zu tun habe, und richtete sein Verhalten danach
ein. Zunächst frug er harmlos nach dem Warum.
    »Selles Schiff gehört der Finanzwach'!« antwortete der Spion.
    »Um so besser! Haben die Grünen kein Schiff, können sie auch nicht fahren!«
    »Herr! Wenn Sie erwischt werden, hat's was!« versicherte der Bursch und zwinkerte mit den Augen.
    »Mich erwischen sie nicht! Ich muß ein Schiff haben, und gerade das Finanzboot paßt mir!«
    »Sind sie Ihnen auf der Spur?«
    »Und wie! Ich habe abgeliefert und bin gesehen worden. Jetzt will ich frische Sendung holen! Paß auf, Bub,
wenn ich zurückkomme! Zwei Weiß und ein Rot, verstehst!«
    »Falsch, Freunderl! Heut' gilt zwei Rot und ein Grün!«
    »Von wo?«
    »Vom Gallus Schalloch, wenn alles frei! Bringt Ihr?«
    »Ja!«
    »Was?«
    »Bohnelen!«
    »Zwei Gulden, gilt's?«
    »Ja, es gilt!«
    »Wann?«
    »Ich werde gegen elf Uhr anfahren rechts vom Hafen auf der Harder Seite!«
    »Gilt! Gute Fahrt!«
    Es war ein Glück, daß der Ausspekulierer sich hinwegtrollte, denn Antons List hätte entdeckt werden
müssen, weil das Boot nur durch Schloßöffnung fahrtfrei gemacht werden kann. Wer nun den Schlüssel zum
Zollboot besitzt, muß doch zur Finanzwache gehören. Den hellsten der Spione haben die Schmuggler sonach diesmal
nicht in Dienst gestellt. Anton stieß ab und fuhr aus dem Hafen. Auf See hatte er Zeit, über das Gehörte
reiflich nachzudenken. Was wollte der Bursche nur sagen mit den Worten: »Vom Gallus Schalloch?« Das kann sich nur
auf einen Turm mit Schallöchern beziehen, und der Turm wird jener der Stadtpfarrkirche sein, die mutmaßlich wie
die meisten Kirchen im Umkreis und zu St. Gallen in der Schweiz dem heiligen Gallus geweiht ist.
    Ein Signal auf dem Kirchturm kann aber nur im Einverständnis mit dem Küster aufgestellt werden, folglich steckt
der Türmer mit einer Schmugglerbande unter einer Decke, was zu merken ist. Also zwei rote Laternen und ein grünes
Licht ist Signal für freie Landung, besagt daher, daß die Finanzwache nicht patrouilliert. Vermutlich wird in
dieser Nacht ein Transport von Rorschach oder Romanshorn nach Bregenz unternommen werden. Meldet jener Spion, daß das
Zollboot von einem Zivilisten ohne Erlaubnis entführt wurde, so kann das die Signalisten nur in Sicherheit wiegen oder
es wird das Gegenteil erzielt. Man muß es also darauf ankommen lassen. Gibt der Küster ein Warnungszeichen, so
nützt ein Kreuzen so viel wie nichts, und dürfte ein Zurückfahren und Landen besser sein. Anton beschloß
zunächst, hinaus in See zu fahren. Seine Mannschaft soll im Röhricht verborgen nur warten.
    So zog denn die Nacht ihre schwarzen Schleier über Wasser und Land; Bregenz steckte seinen Lichterschmuck auf, und
drüben nicht minder die Inselstadt Lindau, das »bayerische Venedig«.
    Daß die »Brähme«, ein weißgrauer Nebel, aufstieg, dem eine dickschwarze Wolke als Anzeichen
eines richtigen Bodenseesturmes folgte, dessen achtete Anton nicht, da sein Augenmerk in größter Spannung auf den
Turm der Pfarrkirche von Bregenz gerichtet war, der dunkel aufragte und lichtlos blieb. Am Kai gleißte das elektrische
Licht, aus den Häusern glotzte der
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