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Der Finanzer

Titel: Der Finanzer
Autoren: Arthur Achleitner
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einmal so weit, daß Hausdurchsuchung vorgenommen wird, nützt alles Protestieren nichts mehr.
    Wüstler wurde gezwungen, den Führer in den Keller zu machen; bei Kerzenlicht stieg die Kommission hinab.
    Anton mußte mit dem Faßmesser eine Kontrolle vornehmen, die jedoch bedeutungslos bleiben mußte, da ja in
der Nacht die Fässer aufgefüllt wurden und über Vormittag Wein zum Ausschank gebracht worden ist. Die Ziffern
im Revisionsbogen konnten nicht stimmen.
    Unterdessen durchsuchte der mit allen Kniffen wohlvertraute Kommissär die Kellerwände, und es dauerte nicht
lange, hatte er auch schon das Verbindungsloch in der Kommunmauer entdeckt. Von der Mannschaft forschten einige Finanzer nach
Mundrohr und Schlauch, und bald waren diese Gegenstände aus den Verstecken herbeigeschafft.
    Wüsteler möchte sich verkriechen, wenn es nur ginge. So schlau war der Plan ausgeheckt, und durch diesen
Finanzer kam alles auf! Der Kommissär hat genug gesehen. Die Kommission begab sich aus dem Keller hinauf in die
Wirtschaftsräume. Wüsteler mußte, von zwei Finanzern begleitet, sämtliche Ausweise und Rechnungen
über bezogene Weine beschaffen. Schon ein flüchtiges Überprüfen ließ den Kommissär erkennen,
daß Wüsteler seit geraumer Zeit von einer großen Südtiroler Weinfirma eine mehr als zehnfach
größere Menge Weines bezogen hat, als angemeldet und versteuert worden ist. Alle Rechnungen lauten auf den Namen
Wüsteler, ein Zweifel ist ausgeschlossen. Selbst der Kommissär erschrak über die enorme Menge des bezogenen
Weines und die Höhe der Steuerhinterziehungssumme, und unwillkürlich sprach er: »Das wird eine böse
Rechnung werden!« Dann kündigte der Kommissär Wüsteler die Verhaftung an und ließ ihn durch zwei
Wachleute der Gendarmerie übergeben. Jetzt kam Leben in den Mann, und wütend protestierte er gegen eine solche
Behandlung eines steuerzahlenden Bürgers.
    Auflachend erwiderte der Kommissär: »Die Steuer haben Sie eben nicht bezahlt, und der ehrenhafte Bürger
scheute vor enormen Betrügereien nicht zurück.«
    Auf einen Wink wurde Wüsteler, wie er stand, verhaftet und abgeführt.
    Die Kommission begab sich nun ins Nachbarhaus, wo Merkle nach Aussage der aufgestellten Mannschaft einen Fluchtversuch
gemacht, daran aber verhindert und festgehalten worden ist. Im Keller des Kaffeesieders konnte mit Leichtigkeit festgestellt
werden, daß bedeutende Weinmengen sowie das korrespondierende Kellerloch vorhanden sind.
    Merkle mußte auf Vorhalt zugeben, daß der vorhandene Wein unversteuert sei und dem Nachbar Wüsteler
gehöre.
    Der Kommissär forschte weiter: »Wie wurde der Wein eingeführt?«
    Merkle schwieg trotzig.
    »Gestehen Sie beizeiten! Wüsteler ist überführt und verhaftet! Ein Leugnen kann Ihre Lage nur
verschlimmern!«
    Der Cafetier stammelte erschrocken: »Wüsteler isch' verhaftet?«
    »Ja! Über Ihre Mitschuld kann ein Zweifel nicht bestehen! Der Wein in Ihrem Keller ist nach Ihrem
Geständnis Wüstelers Eigentum! Wie wurde der Wein hier eingeführt?«
    Merkle ließ nun alle Rücksicht auf den Nachbar und wohl auch seine Hoffnungen auf Zenzis Hand fallen; er
gestand, daß die vorhandene Weinmenge im Einverständnis und unter Beihilfe Wüstelers von der Station
Schwarzach bei Bregenz nächtlicherweile unter Heu versteckt eingeführt worden sei.
    Lergetbohrer, der sich an der Seite seines Vorgesetzten befand, unterdrückte die sich regende Schadenfreude,
daß dieser Mann, der bei jeder Gelegenheit seiner Verachtung gegen die Finanzer Ausdruck gegeben, nun vom Schicksal
ereilt worden ist.
    Hundegebell ertönte plötzlich, die Kellertreppe herab sprang Flock, eilte auf seinen Herrn zu und sprang freudig
an demselben empor.
    »Was soll das heißen?« fuhr erbost der Kommissär Lergetbohrer an.
    »Verzeihung! Mein Hund war zu Besuch drüben und hat wohl Witterung von mir bekommen und ist jetzt nachgelaufen.
Ich bitte um Entschuldigung!« Anton bemühte sich, Flock aus dem Keller zu bringen. Doch das Hündchen hatte
inzwischen einen Inspektionsgang durch den Keller unternommen und hörte alle Lockrufe nicht.
    Eigensinnig schnupperte Flock in allen Ecken, und plötzlich begann er vor einem mit Rupfen und Kartoffelsäcken
verdeckten Ballen auffällig zu winseln.
    Der Kommissär wurde aufmerksam; einer plötzlichen Eingebung folgend frug er halblaut den Oberaufseher:
»Hat der Hund irgendwelche Schulung zum Spüren?«
    Lergetbohrer flüsterte: »Ja! Auf Tabak und
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