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Der Finanzer

Titel: Der Finanzer
Autoren: Arthur Achleitner
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Kaffee!«
    »Forschen Sie sofort dort nach!« befahl der Kommissär. Nach einigen Griffen war ein Ballen Kaffee aus dem
Versteck hervorgeholt, und noch weitere Ballen gleichen Inhalts wurden vorgefunden, entdeckt durch Flocks geschulte Nase.
    Merkle verwünschte den klugen Hund und sich selber. Sein Schicksal ist besiegelt. Er mußte zugeben, daß
die Ballen Kaffee enthalten und aus der Schweiz »zollfrei«, das heißt im Schleichwege, bezogen worden sind.
Nun wurde auch dem Cafetier die Verhaftung angekündigt und seine sofortige Abführung betätigt. Die
Weinfässer und Kaffeeballen ließ der Kommissär nach dem Hauptzollamt zur weiteren Amtshandlung schaffen.
Damit waren beide Hausdurchsuchungen beendet.
    Lergetbohrer erhielt zu seinem Entsetzen den Befehl, im Wüsteler Keller die Weinmenge in den am Zapfen liegenden
Fässern in einen neuen Revisionsbogen einzutragen und diesen Bogen der Wirtstochter einzuhändigen. Bis zur
Bestellung eines amtlichen Aufsichts- und Verwaltungsorganes solle Zenzi die Wirtschaft weiterführen und für die
Führung des Revisionsbogens haftbar erklärt sein.
    Somit mußte Lergetbohrer im Wüstelerhause zurückbleiben und Verkündiger des hereingebrochenen
Unglücks sein, so qualvoll ihm dies auch war.
    Zenzi hatte die Gästebedienung zwei Mädchen übertragen und sich zurückgezogen, als sie, von Ahnungen
erfüllt, den Kommissär hatte ins Haus treten sehen. Die Kommission bedurfte ihrer nicht, und dessen war die Tochter
aufrichtig dankbar. Bange Stunden waren es, die Zenzi in ihrem Stübchen verlebte. Endlich aber wurde die Angst
übergroß, ein jähes Entsetzen überkam das Mädchen, und verzweifelt eilte Zenzi die Treppe hinab, um
sich zu erkundigen, was vorgefallen sei.
    Diesen Augenblick hat Lergetbohrer gefürchtet; sein Leben würde er freudig hingeben, wenn er diesen Moment dem
unglücklichen Mädchen ersparen könnte.
    Zenzi ward des Finanzers ansichtig, wie Anton den neuen Revisionsbogen an einem Tische der Gaststube ausfüllte.
Schleppend begab sich das Mädchen zu ihm und richtete einen traurigen, fragenden Blick auf den geliebten Mann.
    Lergetbohrer erhob sich, und mühsam nur vermochte er zu sprechen: »Fräulein Zenzi! Fassen Sie
sich!«
    »Um Gottes Jesu willen! Was isch' geschehen? Wo isch' der Vater?«
    »Erschrecken Sie nicht!«
    »Isch' er...?«
    Anton nickte traurig.
    »Großer Gott!« rief schluchzend das Mädchen und schlug die Hände vor das Gesicht.
    »Nicht verzweifeln, Zenzi! Seien Sie stark! Es ist eine böse Geschichte! An Ihnen haftet kein Makel, kein
Verdacht! Die Kommission ist fort. Bis ein Verwalter von Amts wegen hier aufgestellt wird, sollen Sie die Wirtschaft
weiterführen!«
    Unter Tränen rief Zenzi: »So werden wir von Haus und Hof vertrieben?«
    Begütigend sprach der Oberaufseher: »Es wird hoffentlich nicht so schlimm werden! Wir müssen uns
fügen ins Unvermeidliche! Mir ist es ja selber schrecklich, mein Dienst ist grausam, unerbittlich! Verzeihen Sie
mir!«
    Zenzi faßte sich etwas und erwiderte: »Sie können ja nichts dafür!« »Haben Sie Dank,
Zenzi, für die gute Meinung. Und so hart es ist, ich muß dienstlich Ihnen auftragen, diesen Revisionsbogen mit den
neuen Einzeichnungen zu unterschreiben und Ihnen die gewissenhafte Führung der Kellerwirtschaft zur Pflicht machen! Nur
jetzt um Gottes willen kein Versehen! Die Behörde würde mit der größten Schärfe
vorgehen!«
    Sachgemäß instruierte Lergetbohrer das Mädchen, um jeden Verstoß gegen die Bestimmungen des
Verzehrungssteuer-Gesetzes im voraus zu verhindern, und Zenzi dankte ihm hierfür.
    Plötzlich richtete sie die Frage an ihn, ob die Kommission auch im Nachbarhause gewesen sei. Anton schien es, als
wäre eine leichte Röte über des Mädchens Wangen gehuscht. Er gab bekannt, daß Merkle verhaftet
sei.
    Zenzi atmete wie befreit auf, sagte jedoch nichts.
    Nach der weiteren Mitteilung, daß fürder täglich von Finanzwachleuten Revisionen vorgenommen werden
würden, empfahl sich Anton, nochmals bittend, das Unglück nicht ihm zuzuschreiben.
    »Ich danke Ihnen, Herr Lergetbohrer! Und wenn ich eine Bitte aussprechen darf: Bitte, kommen Sie selber und nehmen
Sie die amtliche Revision vor!«
    Jäh drang Anton das Blut zum Herzen. Er mußte einen Augenblick verhalten, bis ihm möglich war zu sagen,
daß die Entsendung der Revisionsorgane Sache des Kommissärs sei und die Mannschaft häufig gewechselt
werde.
    Ein umflorter Blick traf Anton, dann
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