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Der Fall der Bücher (Kindle Single) (German Edition)

Der Fall der Bücher (Kindle Single) (German Edition)

Titel: Der Fall der Bücher (Kindle Single) (German Edition)
Autoren: Nelson DeMille
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ermordet worden.
    »Stillschweigen über die Möbelkeile ist angesagt«, befahl ich Rourke.
    Ich entfernte mich wieder von dem Geländer und starrte auf Otis Parker und das Bücherregal. Irgendjemand war mit ihm hier im Büro gewesen, jemand, den Otis Parker aller Wahrscheinlichkeit nach kannte, und diese Person – oder diese Personen – hatte – oder hatten – im Vorfeld die zwei Möbelkeile unter dem Regal entfernt. Genau. Es musste sich um zwei Personen handeln. Eine, die das schwere Regal ein Stückchen nach hinten kippte, damit die andere die Keile darunter wegnehmen und einsacken konnte.
    Danach ist das Regal sehr wacklig und wird vielleicht noch instabiler dadurch, dass ein paar Bücher aus den unteren Regalborden nach oben geräumt werden. Vielleicht war das am Vortag oder noch ein paar Tage früher passiert. Und zu seinem Unglück hatte Otis Parker leider nicht bemerkt, dass sich das Regal leicht von der Wand wegneigte oder dass die Keile fehlten.
    Es musste also folgendermaßen passiert sein: Otis Parker trifft frühmorgens in seinem Laden ein und setzt sich an seinen Schreibtisch. Jemand ist bei ihm oder trifft ihn im Büro. Wahrscheinlich war das verabredet worden. Diese Person – oder Personen – geht – oder gehen – zu dem viktorianischen Bücherregal, um die ledergebundene Kollektion zu bewundern oder um ein Buch herauszunehmen. Und währenddessen bringt er oder sie – bringen sie – auf noch ungeklärte Weise das Regal zum Umkippen, und die zu erwartende Fallkurve tangiert das sitzende Opfer. Pflatsch. Ich bestreite die Tat nicht, Euer Ehren, aber ich bin nicht schuldig.
    Ich ließ meine Blicke wieder durch den Raum streifen. Jetzt, da ich tatsächlich Mord vermutete, wirkte alles ganz anders. Alles und jedes konnte ein Indiz sein. Schnipsel im Papierkorb, der Terminkalender des Opfers, sein Handy, der Inhalt seiner Taschen sowie der seines Magens und so weiter und so fort.
    Hunderte von Dingen mussten inspiziert, in Tütchen gepackt, beschriftet, sortiert und in die Labore der Gerichtsmedizin oder in die Asservatenkammer geschickt werden und dergleichen mehr, während Otis Parker von Dr. Hines fein säuberlich zerteilt wurde. Was für einen Unterschied doch ein paar Minuten machen können.
    Ich musterte das Büro gründlich. Es verströmte deutlich die maskuline Atmosphäre eines traditionsreichen Altherrenklubs. Rechts neben dem Bücherregal stand eine ausladende Ledercouch, ein paar Drucke mit Buchmotiven schmückten die Wände, und in der Nähe der Wendeltreppe offerierte eine antike Anrichte auf Rollen Hochprozentiges. Ich stellte mir vor, wie Mr Parker hier nach Geschäftsschluss einen Autor oder vielleicht ja auch eine ihm nicht gleichgültig gegenüberstehende Bekannte bewirtete.
    Am anderen Ende des Raumes befand sich ein mit Büchern beladener langer Tisch. Als ich genauer hinsah, stellte ich fest, dass sämtliche Bücher identisch waren. Unter dem Tisch lagerten fünf geöffnete Kisten, ganz offensichtlich die Kisten, in denen die Bücher verpackt gewesen waren.
    Ich ging hinüber zu dem Tisch und las den Titel: Der Tod klopft nur einmal . Bei dem Autor handelte es sich um einen gewissen Jay K. Lawrence, von dem ich ein oder zwei Krimis gelesen hatte. Außerdem sah ich eine Schachtel mit dünnen Eddingstiften auf dem Tisch und folgerte daraus, dass Jay Lawrence heute oder in sehr absehbarer Zukunft hier auftauchen würde, um sein Buch für die Dead-End-Buchhandlung zu signieren.
    Oder vielleicht war das schon passiert. Ich streifte die Plastikhandschuhe über und schlug eines der Exemplare auf, aber leider sah ich kein Autogramm auf dem Deckblatt. Zu schade. Ich hätte gerne ein signiertes Exemplar gekauft. Dann stand das wohl noch aus. In freudiger Erwartung blätterte ich zur hinteren Umschlagklappe, wo ein Foto von Jay Lawrence abgedruckt war.
    Die meisten männlichen Krimiautoren sehen so aus, als hätten sie für die Einbandgestaltung ein Fahndungsfoto von sich zur Verfügung gestellt. Mr Lawrence hingegen hatte etwas von einem Milchbubi, adrett frisiertes Haar und vermutlich etwas Make-up im Gesicht. Obendrein schien mir das Foto sachte retuschiert zu sein.
    Jetzt fiel mir wieder ein, dass Jay K. Lawrences Hauptfigur ein hartgesottener Ermittler Namens Rick Strong von der Mordkommission in Los Angeles war, und ich fragte mich, wo in Mr Lawrences schönem Kopf wohl dieser Schlägertyp lebte. Aus der biografischen Kurzinfo unter dem Foto erfuhr ich, dass Lawrence in Los
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