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Der Fall der Bücher (Kindle Single) (German Edition)

Der Fall der Bücher (Kindle Single) (German Edition)

Titel: Der Fall der Bücher (Kindle Single) (German Edition)
Autoren: Nelson DeMille
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ich hege meine Zweifel an der Theorie, dass ein Bücherregal einfach so von allein umkippt.« Dann fügte er noch hinzu: »Oder dass es genau zu dem Zeitpunkt umkippte, als der Gute an seinem Schreibtisch saß und der Laden leer war, ohne irgendeinen Zeugen oder jemanden, der hätte helfen können.«
    »So ist das Leben«, ließ ich ihn wissen. Aber eigentlich pflichtete ich ihm ja bei, daher räumte ich ein: »Könnte in der Tat mehr als nur Pech gewesen sein.«
    »Haben Sie den Sekretär schon vernommen?«
    »Selbstverständlich«, antwortete Rourke. »Etwas an ihm war komisch.«
    »Was soll das heißen?«
    »Soll heißen, dass etwas nicht ganz zu stimmen schien. Er kam mir mehr nervös als schockiert vor.«
    Ich gehe ungern voreingenommen in ein Verhör, aber es war wichtig und aufschlussreich, die Reaktion des Sekretärs kurz nach dem Auffinden des Toten zu kennen.
    Mittlerweile würde sich Scott beruhigt haben, und ich würde einen anderen Eindruck von ihm bekommen.
    »Halten Sie sich hier zur Verfügung«, sagte ich zu Rourke. »Hängen Sie das GEÖFFNET-Schild in die Tür, und sollte wider Erwarten ein Kunde aufkreuzen, dann lassen Sie ihn rein und rufen nach mir.«
    »Verstanden.«
    »Und für den Fall, dass Mrs Parker hier auftaucht, lassen Sie mich die Benachrichtung übernehmen.«
    Er nickte.
    »Und, Rourke, sagen Sie Bescheid, wenn mein Frühstück geliefert wird.«
    Officer Rourke stieg die Treppe hinunter. Nicht jeder einfache Streifenpolizist will Ermittler werden, aber die meisten verfügen über gute Intuition und genug Erfahrung, und es sind viele Fälle gelöst worden oder zumindest entscheidend vorangekommen, weil der Beamte, der als Erster am Tatort eintraf, eine entscheidende Beobachtung gemacht hatte. Rourke schien helle und von Natur aus misstrauisch zu sein. Ich wollte nicht mit Mrs Rourke tauschen.
    Ich besah mir das Bücherregal noch einmal. Wahrscheinlich war es antik, so wie der meiste teure Quatsch in dem Büro. Es war eines dieser … wie soll ich sagen … behäbigen viktorianischen Möbelstücke, die jeder Raumausstatter verabscheut, aber die bei den Leuten sehr beliebt sind.
    Dann besah ich mir wieder den Verblichenen und stellte mir vor, wie es wohl ausgesehen haben mochte, als das Bücherregal auf ihn fiel, während er an seinem Schreibtisch arbeitete.
    Die Fallgeschwindigkeit hatte die Wucht des Gegenstands verstärkt, genauso wie es bei dem Apfel der Fall gewesen war, der Sir Isaac am Kopf getroffen hatte.
    Aber sollte es sich hier um Mord handeln, dann war das eine ganz schön riskante Nummer. Will sagen, es gab keine Garantie, dass das Bücherregal das Opfer tatsächlich töten würde. Ein Argument gegen Mord. Aber wenn es doch Mord war, wie hatte der Täter es angestellt? Oder die Täter – man bräuchte zwei, um dieses Regal zu Fall zu bringen. Oder vielleicht doch nur einen Typen, der stark genug war. Jedenfalls lag es auf der Hand, dass es sich um jemanden handeln musste, den das Opfer kannte und von dem es wusste, dass er – oder sie – sich um diese Zeit in seinem Büro aufhielt.
    Und dann hätte die Person – oder hätten die Personen – vielleicht gesagt: »Bleib einfach da sitzen, Otis, während wir hinter dir stehen und deine Bücher bewundern.« Und dann, eins, zwei, drei, Baum fällt!«
    Möglich. Allerdings ohne das eins, zwei, drei.
    Mir fiel auf, dass das drei Meter hohe Bücherregal nicht so breit war wie hoch und dass es unten genauso tief war wie oben, weshalb es von Haus aus instabil war. Ein weiteres Argument gegen die Annahme, dass es sich beim dem Bücherregal um eine Mordwaffe handelte. Es sah wirklich nach einem unvermeidlichen Unfall aus, um Tripanis Worte zu benutzen.
    Ich warf einen Blick auf das Muster, in dem die Bücher auf dem Boden verteilt waren, so, als untersuchte ich das Muster von Blutspritzern. Es war nicht zu übersehen, dass die meisten Bücher in der Nähe der Rückseite des Schreibtischs lagen, woraus ich schloss, dass mehr Bücher auf den oberen Regalbrettern gestanden hatten, was die Instabilität noch einmal verstärkte.
    Mr Parker hatte auf mich stets einen klugen Eindruck gemacht, auch wenn er ganz offensichtlich nicht klug genug war, was die Gefahreneinschätzung von kopflastigen Gegenständen betraf.
    Ich inspizierte die Wand hinter dem Bücherregal sowie die massive Rückseite des guten Stücks, um zu sehen, ob sich irgendwelche Schrauben oder Haken aus der Holzvertäfelung gelöst hatten. Aber nichts schien dieses schwere
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