Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Fall der Bücher (Kindle Single) (German Edition)

Der Fall der Bücher (Kindle Single) (German Edition)

Titel: Der Fall der Bücher (Kindle Single) (German Edition)
Autoren: Nelson DeMille
Vom Netzwerk:
Täter.
    Im Laufe meines Jobs habe ich festgestellt, dass es oft zu einem Verbrechen kommt, wenn Motiv und Gelegenheit zusammenfallen. Und wenn jemand versucht, ein Verbrechen wie einen Unfall aussehen zu lassen, dann stammt der Täter meist aus dem näheren Umfeld des Opfers.
    Eigentlich hätte ich mich noch eine ganze Weile in dem Büro umsehen müssen, aber das Büro würde auch später noch hier sein, während jemand aus dem näheren Umfeld des Opfers – der Sekretär Scott – im Lager wartete und dringend verhört werden musste.
    Ich zog die Handschuhe aus und ging die Treppe hinunter. »Wo ist das Lager?«, fragte ich Rourke, der auf eine geschlossene Tür am Ende des länglichen Geschäftsraums deutete. Das Brötchen mit Ei und Schinken rief deutlich meinen Namen, aber weil es einen unprofessionellen Eindruck macht, wenn man kauend und mit vollem Mund einen Zeugen verhört, griff ich nur nach dem Kaffee und betrat das Lager.
    Von der Decke strahlte Neonlicht, und links und rechts standen Metallregale, in denen Hunderte von Büchern aufbewahrt wurden. Diese tiefen Regale sahen stabil genug aus, aber nach dem, was dem armen Mr Parker zugestoßen war, machte mich die Umgebung etwas nervös.
    In der Mitte des Lagerraums stand ein großer Tisch, der ebenfalls mit Büchern und Papierkram beladen war, und an diesem Tisch saßen ein Beamter in Uniform, das war Simmons, und ein junger Mann, von dem ich annahm, dass es sich bei ihm um Scott Bixby handelte. Mir kam es so vor, als habe ich ihn ein- oder zweimal in der Buchhandlung gesehen.
    Eine Sicherheitstür aus Metall führte hinaus zur Rückseite des Gebäudes. Ich öffnete die Tür und fand einen gepflasterten Hinterhof vor, der von einer etwa drei Meter hohen Ziegelsteinmauer umgeben war. Keine Pforten führten zu den benachbarten Hinterhöfen, aber man konnte durchaus über die Mauer klettern, wenn man etwas zum Draufstehen hatte oder wenn einem ein Bulle direkt auf den Fersen war. Das kenne ich schon, und zwar von beiden Seiten des Gesetzes.
    Eine Feuerleiter führte hinauf zum oberen Stockwerk. Ich schloss die Tür wieder und wandte mich Scott zu, nannte ihm meinen Namen und deutete auf meine Polizeimarke, genauso, wie es die Kommissarin in dem Film Fargo tut. Diese Szene ist wirklich sehr lustig.
    Wie es seine Pflicht ist, hatte Officer Simmons lange genug den Babysitter für den Zeugen gespielt, aber jetzt fragte er: »Brauchen Sie mich hier?«
    »Nein. Aber halten Sie sich zur Verfügung.«
    Er nickte, stand auf und verließ den Raum.
    Ich lächelte Scott an, aber er erwiderte mein Lächeln nicht. Er sah noch immer nervös und traurig aus. Vielleicht sorgte er sich um seine weitere Anstellung in der Dead-End-Buchhandlung.
    Mein Kaffee war mittlerweile lauwarm, aber ich entdeckte eine Mikrowelle auf einem kleinen Tischchen, das zwischen zwei Bücherregalen eingekeilt war und stellte den Pappbecher hinein. Zwanzig Sekunden? Lieber dreißig. Über dem Tischchen mit der Mikrowelle hing eine Pinnwand, und an der Pinnwand sah ich einen Arbeitsplan. Scott hatte heute um 8.30 Uhr Dienst gehabt, und jemand mit Namen Jennifer war für ein paar Nachmittagsschichten eingeteilt. Wenige Angestellte hieß wenige Zeugen, die ich verhören musste. Dann fiel mein Blick auf einen Post-it-Zettel, auf dem stand: »J. Lawrence, 10.00 Uhr Dienstag.« Also heute.
    Ich nahm meinen Kaffee aus der Mikrowelle und setzte mich Scott gegenüber. Ich schätzte ihn auf Mitte zwanzig. Er hatte weiche Gesichtszüge und trug ein schwarzes T-Shirt, schwarze Hosen und einen falschen Brilli im linken Ohrläppchen, was, soweit ich weiß, bedeutete, dass er die Republikaner wählte. Vielleicht irre ich mich da aber auch. Egal wie, jetzt erinnerte ich mich definitiv an ihn, wenn auch eher seiner missmutigen Art wegen als wegen seiner Zuvorkommenheit als Verkäufer.
    Ich überflog das gute Dutzend Seiten mit Scotts handgeschriebener Aussage und stellte fest, dass er noch immer nicht fertig war mit dem Wer, Was, Wo und Wann. Erfahrungsgemäß machen Leute, die nichts zu verbergen haben, kurze Aussagen, während diejenigen, die etwas zu verbergen haben, gerne lange Aussagen machen. Und das hier war definitiv eine lange Aussage.
    Ich besah mir seine enge, ordentliche Handschrift und sagte: »Das sieht nach einer sehr hilfreichen Schilderung dessen aus, was hier vorgefallen ist.«
    »Danke.«
    »Ist Ihrer Meinung nach die Polizei zügig erschienen?«
    Er nickte.
    »Gut. Und die
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher