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Der Fall der Bücher (Kindle Single) (German Edition)

Der Fall der Bücher (Kindle Single) (German Edition)

Titel: Der Fall der Bücher (Kindle Single) (German Edition)
Autoren: Nelson DeMille
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angerufen?«
    »Ja.«
    »Wie gut kennen Sie Mrs Parker?«
    Er dachte eine Weile nach, bevor er antwortete: »Ich kenne sie seit ungefähr drei Jahren. Seit sie anfingen, miteinander auszugehen.«
    »Dann sind sie also frisch verheiratet.«
    »Ja. Sie haben erst im vergangenen Juni geheiratet.«
    »War das seine erste Ehe?«
    »Nein, er war schon einmal verheiratet. Aber das war vor meiner Zeit.«
    »Und für sie?«
    »Ich glaube nicht.«
    Ich rief mir wieder das Foto auf dem Schreibtisch des Verstorbenen in Erinnerung und erkundigte mich: »Wie alt ist sie?«
    »Ich … ich denke mal, so um die vierzig.«
    Bücherfritzen kriegen immer die jungen Dinger ab.
    »War sie nett?«
    »Ich glaube schon … Ich habe sie nicht so oft gesehen. Sie kommt fast nie in den Laden.«
    Ich konnte sehen, dass sich Scott über meine Verhörstrategie zu wundern begann, also erklärte ich ihm den Grund für meine Fragen.
    »Ich möchte ein Gespür für die nächsten Angehörigen des Opfers bekommen, bevor ich ihnen die schlechte Nachricht überbringe.«
    Er schien das zu schlucken und nickte.
    »Führten die Parkers eine glückliche Ehe?«, fragte ich ihn ohne Umschweife.
    Er zuckte mit den Schultern und antwortete dann: »Keine Ahnung. Ich denke schon. Warum fragen Sie mich das?«
    »Habe ich das nicht gerade erklärt, Scott?«
    Ich erinnerte mich, dass Scott Tripani gesagt hatte, Mrs Parker arbeite von zu Hause, also fragte ich ihn: »Wie verdient Mrs Parker ihr Geld?«
    »Sie ist Dekorateurin. Raumausstatterin. Sie arbeitet von zu Hause.«
    »Haben Sie irgendeine Idee, wo sie heute Vormittag sein könnte?«
    »Nein. Vielleicht bei einem Kunden.«
    »Kann es sein, dass sie nicht in der Stadt ist?«
    »Kann sein. Sie kommt aus Los Angeles«, informierte er mich, »und sie hat ein paar Kunden dort.«
    »Ach ja?« Los Angeles. Wen kannte ich denn noch aus L.A.? Sieh an, Jay Lawrence. Die Welt ist klein.
    »Hat sie auch die Räume hier dekoriert?«
    Er zögerte.
    »Nein. Ich meine, nicht den Laden.«
    »Aber das Büro schon?«
    »Weiß ich nicht. Ja. Ich glaube schon.«
    »Das sind drei unterschiedliche Antworten auf ein und dieselbe Frage. Hat sie das Büro eingerichtet, ja oder nein?«
    »Ja.«
    »Wie lange ist das her?«
    »Äh … Zwei Jahre oder so.«
    »Als sie noch nicht verheiratet waren?«
    »Ja.«
    »Also hat sie das Regal da oben hingestellt?«
    Er antwortete nicht sofort.
    »Ich glaube, ja.«
    Scott war ein lausiger Zeuge. Typisch für seine Generation, wenn ich mir dieses Vorurteil erlauben darf. Die Gedanken ein bisschen verworren, das Hirn wahrscheinlich halb benebelt mit illegalen Drogen, zu gut ausgebildet für seine Ambitionen, nahm er sich eine Auszeit, während er den ultimativen amerikanischen Roman schrieb. Aber er erschien früh zur Arbeit. Ein paar Ambitionen hatte er dann wohl doch.
    Und was Mrs Parker anbelangte, so sorgte ich mich, dass sie die Nachricht vom Tod ihres Mannes gar nicht gut aufnehmen würde, sollte sie tatsächlich diejenige sein, die das Regal gekauft und übersehen hatte, es an der Wand zu verankern.
    Will sagen, mit dieser Gewissheit lebt es sich nicht leicht. Vor allem, wenn sie diese Möbelkeile für einen anderen Auftrag benutzt haben sollte … Nun, es war zu früh, um darüber zu spekulieren.
    »Liefen ihre Geschäfte gut?«, fragte ich Scott.
    »Ich weiß es nicht.«
    »Läuft dieser Laden gut?«
    »Ich weiß es nicht. Ich bin hier nur angestellt.«
    »Beantworten Sie meine Frage.«
    »Ich … ich denke, dass er gerade so über die Runden kommt. Ich werde immerhin bezahlt«, fügte er hinzu.
    »Wird die Miete auch gezahlt?«
    »Das Gebäude gehört Mr Parker.«
    »Ach ja? Wer hat die oberen drei Stockwerke gemietet?«
    »Niemand. Alles leerstehende Lofts. Unvermietet.«
    »Warum unvermietet?«
    »Es gibt keine Heizung, die Feuerleiter muss erneuert werden, und der Frachtaufzug funktioniert nicht.«
    Und kein Geld, um das alles zu erledigen. Ich fragte mich, was sich Mr Parker dabei gedacht hatte, als er das Gebäude kaufte, aber Scott, der meine Gedanken gelesen haben musste, kam mir zur Hilfe.
    »Er hat das Gebäude geerbt.«
    Ich nickte. Und er hätte es an einen Bauunternehmer verkaufen können. Aber er wollte eine Buchhandlung besitzen. Otis Parker, der Büchernarr, lebte seinen Traum, der eigentlich ein Albtraum war. Und Mrs Parkers Raumausstatterkarriere war entweder eine Liebhaberei, die kein Geld abwarf, oder sie garantierte ihr ein akzeptables Auskommen, das den Bücherfimmel ihres
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