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Der Fall D. - Eine Stalkerin packt aus

Der Fall D. - Eine Stalkerin packt aus

Titel: Der Fall D. - Eine Stalkerin packt aus
Autoren: Eva J.
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verurteilt und so hörte ich
irgendwann auf zu versuchen, so wie sie zu sein.
    Mein
Vater ... das krasse Gegenteil. Er war ein Choleriker, wie es im Buche steht.
Wir Kinder waren für ihn wenig existent und hatten kaum Spaß mit ihm. Geschlagen
hat er uns aber nie. Allerdings ist ein ständig lärmender Mensch, auf den
keinerlei Verlass ist und der durch ständiges Schulden machen die Familie an
den Rand der Existenz bringt, bedeutend schlimmer als jemand, der einem hier
und da eine Tracht Prügel verpasst (wir reden hier von der Akzeptanz dieser
handgreiflichen Erziehungsmaßnahmen, bevor Gesetzgebung eine Straftat daraus
machte), aber ansonsten bodenständig und verlässlich ist. Ein Vorbild war mein
Vater für mich nie. Ich konnte ihn einfach nicht ernst nehmen. Das habe ich bis
zu seinem Tod nicht geschafft. Er war ein Mensch, der durch Verfolgung im
Dritten Reich seiner Kindheit, Jugend und der gesamten Familie beraubt wurde.
Er hat sein ganz eigenes Lebenstrauma gelebt, über das er nie weggekommen ist
und das ihn bis zu seinem Tod nachhaltig geprägt hat. Das Imitieren meines
Vaters war für mich als Kind weniger schwer als die Orientierung an den
Multitalenten meiner Mutter. So habe ich es mir zu eigen gemacht, die Türen zuzuknallen,
wenn mir etwas nicht passte, und laut polternd meinen Launen und Wutausbrüchen
freien Lauf zu lassen. Meine Brüder sahen in mir sein Spiegelbild und haben ihren
Unmut darüber oft mit dem Kommentar „Du bist genau wie der Papa“ untermauert.
    Gehört
habe ich das nie gerne, aber wenn man schon nicht so sein kann, wie die
Supermama, ist das schlechtere Beispiel besser als gar kein Vorbild. Ich war
noch ein Kind und auf der Suche nach Orientierung bei beiden Elternteilen
rettungslos überfordert. Sie standen Pate für zwei grundsätzliche Seiten: Gut –
schlecht, lieb – böse, laut – leise, alles könnend – nichts könnend, cholerisch
– ausgeglichen, diszipliniert – undiszipliniert: Schwarz – Weiß.
    Im
Laufe der Jahre habe ich immer mehr begriffen und verstanden, dass es
dazwischen auch Grauzonen gab. Sowohl bei meinem Vater als auch bei meiner
Mutter. Aber es hat zu lange gedauert und ich musste über dreißig werden, ehe
ich wirklich kapierte, dass nicht alles nur schwarz oder weiß ist! Leider hatte
genau diese verzerrte Wahrnehmung im Bezug auf meine Eltern zur Folge, dass ich
so verblendet und verstrickt in mein eigenes Erwachsendasein gerutscht bin. Ich
erkannte in all diesem inneren Chaos nicht, dass es auch noch unendlich viele
Zwischentöne und Facetten gab.
    Meine
Brüder hatten das Glück, eine gute Beziehung zueinander zu führen. Es gab keinen
großen Altersunterschied zwischen ihnen und sie bauten gemeinsame und
beständige Freundschaften auf, die zum Teil noch heute, 30 Jahre später,
bestehen. Trotz ihrer Verschiedenheit gab es zwischen ihnen keinen
erwähnenswerten Streit. Mein jüngerer Bruder Kevin wollte zu mir nie ein Verhältnis
aufbauen. Ich kann mich nicht daran erinnern, dass er es je versucht hätte. Sven,
der ältere hingegen, war stets bemüht, nett zu mir zu sein und ich durfte
später im Teenageralter auch hier und da mal mit ihm ausgehen, was Kevin
allerdings total nervte und was er mit entsprechenden Kommentaren auch
lautstark zum Ausdruck brachte. Ich wurde dann in irgendeiner Ecke abgestellt
und nachher beim Heimfahren wieder eingesammelt. Mehr nicht. Ich war praktisch
Luft ... und vielleicht auch „nur“ die peinliche kleine Schwester ... Trotz alledem
habe ich mir das gegeben und war froh, Beachtung zu bekommen. Zumindest soweit beachtet
zu werden, dass ich, was einen Platz im Auto betraf, einkalkuliert wurde.
Manchmal. Andererseits hingegen buhlte ich fast mein ganzes Leben um die Gunst
der beiden. Irgendwann, fast vierzig Jahre alt, beschloss ich damit aufzuhören.
Es ist noch gar nicht so lange her ... doch es geht mir damit besser!
     
    Es
ist Weihnachten. Das Fest der Liebe und der hohen Erwartungen. Kinder freuen
sich besonders darauf. Auch wenn sie schon im Teenageralter sind, so wie ich
damals.
    Ich
kann mich noch genau daran erinnern. Ich war zirka 14 Jahre. Meine Mutter hatte
die Gabe, dieses Fest, zumindest den äußeren Rahmen, auf eine wunderbare Art
und Weise weihnachtlich zu gestalten. Schon Wochen vorher roch es nach selbst
gebackenen Plätzchen, die sie kiloweise produzierte und die in ungefähr zehn
Bowletöpfen, geordnet nach Sorten, auf dem Schafzimmerschrank standen.
    Meistens
wurden sie schon vor den
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