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Der Fall D. - Eine Stalkerin packt aus

Der Fall D. - Eine Stalkerin packt aus

Titel: Der Fall D. - Eine Stalkerin packt aus
Autoren: Eva J.
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Konfrontationen mit den Menschen,
die nicht so wollen und brauchen, wie sie sie will und braucht. Immer wieder,
ob sporadisch oder permanent. Sie treibt es so weit, bis sie sich auch die letzten
Sympathien verscherzt hat oder ein neuer Mensch in ihr Leben tritt und den
alten ablöst.
    Ihre
Augen sind leer.
    „Ich
vermisse ihn so sehr. Ich weiß nicht, wie ich ohne ihn weiterleben soll.“
    Kann
ich sie verstehen? Ein bisschen vielleicht. Liebe und Schmerz sind verwandt miteinander,
Liebe und Wahnsinn auch.
    „Du
wirst auch darüber hinwegkommen.“ Etwas Intelligenteres fällt mir nicht ein.
Wie soll ich ihr nur helfen? Mittlerweile gesteht sie sich wenigstens das ein,
was die meisten schon lange vor ihr begriffen oder wenigstens geahnt haben. Leichter
wird es dadurch nicht.
    „Ich
weiß. Ich will so nicht mehr weitermachen. Ich will ein normales Leben führen können,
mein Leben. Ich will endlich ein eigenes Leben haben.“
    Endlos
müde Augen schauen mich an. Soll ich ihr trauen? Will sie das wirklich? Oder
will sie in Wahrheit Maik zurückhaben und sucht jetzt nur verzweifelt nach
einem anderen Weg, einem weniger anbiedernder Weg, denn sie weiß nur zu gut, dass
sie diesen Mann auch gegen sich aufbringen wird, wenn sie in alte Muster verfällt.
    „Ich
versuche, dir zu helfen.“ Mir ist bewusst, was ich hier gerade anbiete, denn
ich weiß, dass sie mein Angebot annehmen wird und ich jetzt als Puffer zwischen
ihr und dem Geliebten stehen werde. „Wenn du das Gefühl hast, ihm irgendwas
sagen zu müssen, eine Mail schreiben zu wollen oder eine SMS – tu es, aber
schicke es zu mir.“
    Bin
ich verrückt? Nein, es ist eine Lösung, nur eine von vielen und es kann nicht
die einzige sein. Daniela steht auf der Warteliste eines Therapeuten und ich
habe ihr gedroht, sie augenblicklich fallen zu lassen, wenn sie diese Therapie
nicht durchzieht und abbricht. Sie verliert immer mehr Menschen, Freunde … sie
muss endlich begreifen, dass es fünf vor zwölf ist.
    „Danke.“
Mehr muss sie nicht sagen und ich weiß, sie nimmt das Angebot an. Tief im
Innern allerdings hoffe ich, sie lässt es bleiben.
    Wir
reden noch lange über Schmerzen, Existenzängste, immer wieder schneidet sie es
an – dieses Thema, über das wir nicht reden wollen. Dieses Thema mit dem Namen Maik.
Ich blocke, erinnere sie daran, sie lächelt traurig. „Du hast ja recht.“
    Es
ist kein gutes Gefühl, recht zu haben, im Gegenteil. Aber ich spüre eine
Hoffnung, eine kleine Hoffnung, dass sie es schaffen könnte, wenn sie wirklich
will. Meine kleine Stalkerin.
     
     
     

Daniela
     
    Ich kann gar nicht wirklich
sagen, wie und wann alles begonnen hat. Vielleicht könnte man sagen: Es begann
irgendwo und verlief schleichend!
     
    Den
genauen Zeitpunkt anhand von irgendeinem Erlebnis festzumachen, ist schier
unmöglich. Wenn ich zurück auf meine Kindheit blicke, so hatte ich ein sehr
kompliziertes und instabiles Elternhaus … Aber Stopp, bevor ich jetzt weiterrede
… ich will hier nicht den armen Psycho herauskehren, der sein krankhaftes
Handeln in die Verantwortung des ach so schlimmen Elternhauses legt. Es wäre zu
bequem und gemütlich und mir ist vollkommen klar, dass es genug Punkte in
meinem Leben gab, an denen ich ehrlicher zu mir selbst hätte sein müssen, um zu
erkennen, was hier passiert, und an denen es Chancen gegeben hätte, das Ruder
herumzureißen. Schuldzuweisungen, zu dieser Erkenntnis bin ich Gott sei Dank
schon vor einiger Zeit gekommen, helfen niemanden, am allerwenigsten mir
selbst. Sie bringen einen keinen Schritt weiter, im Gegenteil, man verliert
sich in Selbstmitleid und Resignation. Trotzdem war es Teil meines Lebens ...
das instabile Elternhaus.
    Meine
Mutter hielt mit ihrem unglaublichen Durchhaltevermögen und 1000 angeborenen Talenten
die Familie zusammen. Sie hätte eine komplette Luxusvilla samt Innenausstattung
eigenhändig gebaut, hätte man ihr die Materialien, den Bauplatz und das nötige
Geld dafür zur freien Verfügung gestellt! Was sie nicht konnte, eignete sie
sich eben kurzerhand an. Sie war immer für mich und meine beiden Brüder da. Das
einzige Talent, das ihr fehlte, war der Umgang mit Problemen. Darüber konnte
sie nicht reden und war unbeholfen und überfordert. Sie flüchtete sich aus
ihrer unglücklichen Ehe in ihre Fähigkeiten und wurde dafür von allen bewundert
und geachtet. Für mich ein Erbe, das unerreichbar und nicht zu imitieren war.
Jede Nachahmung war von vorneherein zum Scheitern
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