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Der Faktor X

Der Faktor X

Titel: Der Faktor X
Autoren: Andre Norton
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der Konturenliege. Die Worte waren mechanisch und kamen aus den Wänden um ihn herum.
    »Schäden in Sektion fünf. Notlandung wird vorbereitet! Wiederhole: Notlandung wird vorbereitet!«
    Irgendeine Substanz quoll aus der Wand zu seiner Linken. In der Luft schien sie sich in eine Art weißen Nebel zu verwandeln. Sie legte sich um seinen ganzen Körper, wurde fester, wurde zu einem schützenden Polster und nach und nach zu einem dicken Kokon, der ihn umgab. Das Beben der Wände wurde immer unregelmäßiger. Diskan wußte sehr wohl, daß die Notlandung in einem berstenden Aufprall enden konnte, der Schiff und Mann gleichermaßen in einem Augenblick auslöschte.
    Das Schlimmste war seine Hilflosigkeit. Einfach so dazuliegen, in den schützenden Kokon gehüllt und auf das Ende zu warten, war eine Qual. Er wehrte sich, wollte sich aus der ihn umgebenden Masse befreien – aber es war zwecklos. Schließlich hüllte ihn barmherzige Dunkelheit ein, und das Warten hatte ein Ende. Er war sich der Tatsache nicht mehr bewußt, daß das Schiff in die Planetenumlaufbahn eingeschwenkt war, daß das rote Programmband das verstümmelte Schiff auf die Oberfläche der unbekannten Welt hinunterleitete.
    Mit der geringer werdenden Entfernung verlor der Planet seine Anonymität. Die Umrisse von Kontinenten und Meeren wurden sichtbar und schimmerten auf der Sichtplatte über Diskans Kopf. Eine dunkle Welt, die irgendwie abweisend wirkte, die nicht das satte Grün von Vaanchard oder das warme Braungrün von Nyborg bot. Diese Welt war graugrün, als bestehe sie nur aus Schiefer und Eisen.
    Das Raumschiff in der Umlaufbahn wechselte vom Tag in die Nacht, von der Nacht in den Tag und wieder zur Nacht in einer unheimlichen Art der Zeitraffung. Es gab eine bleiche Sonne und fünf kleine Monde, die ihr Licht auf die wildgezackten Gebirgskämme reflektierten, die wie das Rückgrat der festen Landmassen über dem morastigen Sumpf wirkten.
    Es gab Augen, die die Bahn des Schiffes verfolgten, die sahen, wie es sich der Oberfläche der Welt immer mehr näherte. Und in diesen Augen war eine Art Intelligenz. Sie blickten prüfend, fragend. Über weite Strecken hinweg entstand plötzlich Bewegung – nicht von der alltäglichen, normalen Art, sondern eher wie zu einem Treffen. Zu einem vergeblichen – oder vielleicht diesmal … Augen beobachteten den Raumer, der unruhig auf seinem Flammenschweif den Abstieg begann.
    Die Landung war nicht einwandfrei. Nur ein Aggregat arbeitete noch. Statt einer Landung auf allen drei Punkten stürzte das Raumschiff um, rollte weg. Tier und Pflanze starben in der mörderischen Hitze des Antriebsaggregats in Bruchteilen von Sekunden. Dann lag die zerbrochene Hülle still auf dem morastigen Grund, der rundherum blubberte und schwankte. Langsam sank es ein.
    Zum zweiten Mal erhob sich Diskan. Das sterbende Schiff machte einen letzten verzweifelten Versuch, das Leben des ihm anvertrauten Menschen zu retten, so gut es das im Rahmen der ihm von seinen Erbauern gegebenen Möglichkeiten vermochte. Der Kokon, in den er eingesponnen war, wurde aus dem Sitz herausgeschleudert, prallte gegen die Luke, die sich halb öffnete, und blieb dann stecken. Der Gestank von modrigem Morast und verbrannter Vegetation brachte ihn zu sich. Er hustete schwach.
    Die Fetzen von dem zerrissenen weißen Gewebe hingen um seinen Kopf und seine Schultern. Die Angst, gefesselt und hilflos zu sein, die ihn in den letzten Sekunden vor seiner Ohnmacht ergriffen hatte, brachte Diskan zu instinktmäßigem Handeln, ließ ihn durch die halbgeöffnete Notluke kriechen.
    Er landete mit dem Kopf voraus im Schlamm, aber seine Schulter und seine Seite schrammten so brutal an einem Felsen entlang, daß er vollends zu sich kam. Irgendwie kroch er über den Grund, der unter ihm wegglitt und nachgab, ihn zu verschlingen drohte, bis er mit den Händen schließlich festen Grund spürte und sich auf diese Insel inmitten all der Instabilität hinaufzog.
    Während er sich die Fetzen des Kokons vom Kopf zerrte, starrte Diskan wild um sich. Der Raumer war schon zu drei Vierteln in dem glucksenden Morast versunken, und die schleimige Masse lief in die Notluke hinein, durch die er gekommen war. Diskan versuchte, sich ein Bild von seiner Umgebung zu verschaffen.
    Der Wind war kalt, obgleich der Morast immer noch ein wenig Wärme von sich gab. Aber das Feuer, das das Schiff ausgelöst hatte, erstarb allmählich. Nicht sehr weit entfernt entdeckte Diskan weiße Flecke, die er
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