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Der Faktor X

Der Faktor X

Titel: Der Faktor X
Autoren: Andre Norton
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ins Freie und – warten. Ein schabendes Geräusch von oben kündete davon, daß die Schleuse sich öffnete. Die Leiter glitt heraus. Geschafft! Diskan wartete gespannt. Sobald der Wachroboter das Schiff verlassen hatte, würde er ihn augenblicklich ausfindig machen und zu ihm kommen. Diese Wächter konnten nicht töten oder verletzen. Sie fingen ihre Gefangenen lediglich ein und hielten sie fest, damit sie der menschlichen Gerichtsbarkeit übergeben werden konnten.
    Und Diskan mußte sich so fangen lassen, wenn sein Plan gelingen sollte. Ein metallisches Scheppern: Der Roboter hatte die Leiter verlassen, drehte sich blitzschnell um und eilte auf ihn zu. Ein Dieb hätte jetzt versucht, auszuweichen und die Flucht zu ergreifen. Diskan blieb ganz still stehen. Die Maschine wurde langsamer, offenbar war sie dadurch, daß er überhaupt keinen Fluchtversuch unternahm, etwas verwundert und erwartete jetzt, daß er einen legitimen Grund für seine Anwesenheit vorbrachte. Jetzt hätte er nur das Codewort für die Programmierung des Roboters wissen müssen und er hätte nichts mehr zu befürchten gehabt – aber das war eben nicht der Fall.
    Das Fangnetz wirbelte los, legte sich über ihn, zog ihn an die Maschine heran, und er ging ohne Gegenwehr mit. Das Netz, das für einen Kämpfer gedacht war, hing lose um ihn herum. Er hatte den Roboter schon beinahe erreicht, als er lossprang – direkt auf die Maschine zu. Und zum erstenmal, seit er denken konnte, tat ihm sein schwerer Körper ausgezeichnete Dienste. Er krachte gegen die Maschine, und die Wucht des Aufpralls raubte dem Roboter die Balance. Er fiel nach hinten, riß Diskan mit sich, aber sein Arm war unter seinem Körper, und noch ehe sie herumgerollt waren, hatte Diskan seinen Zeigefinger mit aller Kraft in die empfindliche Steuerzelle gestoßen.
    Rasender Schmerz, wie er ihn noch nie erfahren hatte, jagte von seinem Finger den ganzen Arm hinauf bis in die Schulter – die ganze Welt schien nur noch ein Schleier von Schmerzen. Irgendwie konnte Diskan sich losreißen, und sein Ziel hielt ihn so unbeirrt gefangen, daß er schon zur Hälfte die Leiter hinaufgeklettert war, als er wieder halbwegs zu sich kam. Diejenigen, die ihm diesen Trick verraten hatten, hatten immer ein Werkzeug benützt, um diese Zelle zu zerstören. Es mit dem bloßen Finger zu versuchen, war eine derartige Verrücktheit, daß sie es niemals für möglich gehalten hätten. Von unerträglichen Schmerzen gepeinigt, taumelte Diskan durch die Luke.
    Schwitzend und keuchend erhob er sich, drückte mit der gesunden Hand auf den Knopf des Schließmechanismus und schwankte weiter – eine Ebene höher. Die Lichter an den Wänden leuchteten auf, während er vorüberging. Sie reagierten auf die Körperwärme. Verschwommen erkannte er den Pilotensitz und ließ sich hineinfallen.
    Irgendwie schaffte er es, sich nach vorn zu beugen, die Scheibe aus seiner Tasche zu nehmen, in den Autopiloten zu stecken und das Schiff zu aktivieren. Der schnelle Raumer erwachte zum Leben und übernahm. Um Diskan wölbte sich die schützende Konturenliege. Seine verletzte Hand wurde in eine Art Kissen gebettet, das aus dem Nichts zu kommen schien. Er spürte einen Nadelstich, während der Atomantrieb die Wände zum Vibrieren brachte.
    Diskan war schon halb im Frostschlaf und nahm den aufgeregten Anruf der Bodenkontrolle, die den unerlaubten Start bemerkt hatte, nur noch als undeutliches Murmeln wahr. Während der Raumer mit maximaler Geschwindigkeit von Vaanchard abhob und den Anweisungen des roten Programmbandes folgte, wurde Diskan schon der Spezialbehandlung für verletzte Piloten unterzogen.
    Für einen Mann im Frostschlaf existiert die Zeit nicht. Für Diskan begann sie erst wieder zu zählen, als ein scharfer, fordernder Ton sich bis in sein Fleisch und seine Knochen hineinfraß. Er kämpfte gegen den Druck dieses Geräusches an, gegen das Gefühl, daß er darauf reagieren mußte. Müde öffnete er seine Augen und sah vor sich ein Instrumentenbrett mit Hebeln, Knöpfen und blinkenden Lichtern. Zwei der Lichter leuchteten in unheilvollem Rot. Diskan hatte keine Ahnung von der Schiffsführung, aber er vermißte das sanfte Geräusch, mit dem damals das Scout-Schiff ihn und seinen Vater nach Vaanchard gebracht hatte. Statt dessen hörte er hier ein hartes Pulsieren, eine Ebbe und Flut der Kraft, ein unregelmäßiges Grollen.
    Noch eine rote Lampe!
    »Zustand kritisch!«
    Diskan riß den Kopf hoch und stieß gegen die Polsterung
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