Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Faktor X

Der Faktor X

Titel: Der Faktor X
Autoren: Andre Norton
Vom Netzwerk:
stand als seiner eigenen Rasse. Daß er einen echten Rückschritt auf dem Pfad der Evolution darstellte. Aber der Varch hatte Rixa für die paar Augenblicke, die er gebraucht hatte, abgelenkt.
    Diskan entspannte sich. Es war still in dem Zimmer. Die Geräusche der fröhlichen Menschen waren hier gedämpfter als draußen im Garten. Außerdem war die Einrichtung hier weniger fremdartig als in den vielen anderen Räumen des palastartigen Gebäudes. Die üppigen Vorhänge an den Fenstern waren zwar einheimische Erzeugnisse, aber ihre Farben schienen nicht so stumpf. Sie waren wärmer. Und außer einer filigranartigen Spirale auf dem großen Schreibtisch gab es hier keine der zerbrechlichen Ornamente, die für Vaanchard typisch waren. Das Regal mit den Reiseplatten stammte vermutlich aus einem Raumschiff.
    Er studierte das Regal, und seine Lippen formten die Zahlen, wahrend er die Scheiben, die ordentlich in ihren Schlitzen steckten, zählte. Ober hundert Welten – die Schlüssel zu mehr als hundert Welten –, und alle hatte Renfry Fentress irgendwann einmal besucht. Und jede dieser Scheiben konnte einen, wenn man sie in den Autopiloten eines Raumschiffs steckte, zu einer anderen Welt bringen …
    Erst die blauen – Welten, die Fentress entdeckt hatte und die nun für die Kolonisation freigegeben waren. Zehn Stück waren es – ein stolzer Rekord. Gelbe Scheiben – Welten, die menschliches Leben nicht zuließen. Grüne – von Eingeborenenrassen bewohnt, für den Handel geöffnet, aber nicht zur Besiedelung freigegeben. Rote – Diskan betrachtete die roten. Drei von ihnen steckten ganz am Ende der Reihe.
    Rot bedeutete unbekannt – Welten, auf denen nur eine einzige Landung erfolgt war, weitere Untersuchungen aus irgendwelchen Gründen jedoch nicht stattgefunden hatten. Ohne intelligentes Leben zwar und von Atmosphäre und Klima her durchaus dazu geeignet, menschliches Leben zu tragen, aber Planeten, die irgendwelche Rätsel aufgaben. Was konnten das wohl für Geheimnisse sein, fragte sich Diskan, der für den Augenblick seine eigenen Probleme vergessen hatte. Hunderte von Gründen konnte es geben, die der Scheibe für eine solche Welt die rote Farbe gegeben hatten.
    Schlüssel zu den Welten – und angenommen, er würde eine davon benützen? Diskan ließ seine Hände wieder auf die Knie fallen. Seine Finger krümmten sich. Seine Gedanken arbeiteten fieberhaft.
    Eine blaue Welt – ein anderes Nyborg oder Vaanchard. Eine grüne – nein, er hatte keine Lust, einer fremden Rasse zu begegnen, wie dies auf einem solchen Planeten der Fall wäre. Gelb – nun, das wäre der Tod, auch eine Art Flucht, aber er war noch zu jung und beileibe nicht verzweifelt genug, um nach diesem letzten Ausweg zu greifen. Aber diese roten …
    Er fuhr sich mit der Zunge über die Lippen. Lange Zeit blieb er passiv, in sich gekehrt und sträubte sich, etwas zu unternehmen, was ja doch als Fehlschlag enden mußte. Dies war der Schlüssel, den nur ein tollkühner Mann benützen konnte – einer, der nichts mehr zu verlieren hatte. Diskan Fentress konnte durchaus als solch ein Mensch gelten. Auf Vaanchard würde er nie zur Ruhe kommen. Alles, was er verlangte und wonach er sich sehnte, würden sie ihm niemals gewähren – nämlich Einsamkeit und Freiheit von all dem, was sie waren und er niemals sein konnte.
    Aber konnte er es wirklich tun? Da war die Programmscheibe, und draußen, nicht weit entfernt, lag der Raumhafen. Kleine, schnelle Raumer standen dort. Nun konnte ihm sein Ruf vielleicht doch einmal nützlich sein. Wer würde wohl annehmen, daß ein dummer Fremder mit dem Gedanken spielte, ein solches Schiff zu stehlen, zumal er überhaupt keine Pilotenausbildung besaß und der Kontrollraum des kleinen Schiffes für seinen massigen Körper viel zu eng und unbequem war? Es war ein idiotischer Plan, aber schließlich war er ja ein Idiot.
    Diskan stand nicht auf. Auch jetzt bemüht, kein Geräusch zu verursachen, bewegte er sich auf allen vieren, um nach dem Regal zu greifen. Seine riesige Hand bewegte sich bebend auf die drei roten Scheiben zu. Welche? Nicht, daß das etwas ausmachte. Seine Finger umschlossen die mittlere und schoben sie in eine Gürteltasche.
    Er erhob sich, als er ein Geräusch an der Tür hörte. Zwei Schritte konnten ihn in Deckung bringen. Sollte er sie wagen? Und wieder einmal arbeiteten sein Geist und sein Körper zusammen. Er stolperte nicht über seine eigenen Beine, stieß nicht gegen den Tisch, machte überhaupt
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher