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Der Faktor X

Der Faktor X

Titel: Der Faktor X
Autoren: Andre Norton
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von den bläulichen Schlammassen verschlungen.
    Er hatte die verbrannte Stelle erreicht, konnte die pulvrige schwarze Asche riechen, die seine Schritte aufwirbelten, als ihn ein Schrei aufmerken ließ. Er sah zum Himmel hinauf. Ein geflügeltes Ding glitt über ihm dahin. Im Licht des Morgens erkannte er den rötlichen Körper und den langen Hals, der sich schlangenartig hin und her bewegte. Der Kopf trug einen scharfen, spitzen Kamm. Diskan schätzte, daß die Flügelspannweite etwa seiner eigenen Körpergröße entsprach.
    Nach einem zweiten Kreischen glitt es nach unten – aber nicht auf ihn zu. Es steuerte direkt auf die Mitte des verbrannten Gebietes zu. Dann hörte er einen zweiten Schrei, und noch einer dieser roten Flieger tauchte auf und steuerte auf die gleiche Stelle zu. Diskan zögerte. Der Rauch lag in jener Richtung, aber ihm mißfiel das Aussehen dieser Vögel – wenn es überhaupt welche waren. Und mehrere von ihnen zusammen konnten für ihn ernsthafte Schwierigkeiten bedeuten.
    Wieder hörte er jenes Kreischen. Zwischen Diskan und der Stelle, wo sie gelandet waren, versperrte ein schmaler Felskamm die Sicht. Jetzt ein Aufschrei – der gleiche, den er schon in der Nacht gehört hatte – und Geräusche, die auf einen Kampf hindeuteten. Diskan ging weiter, und von der Anhöhe des Kammes aus blickte er hinunter auf das Schlachtfeld, von dem der Morgenwind einen Gestank zu ihm herauftrug, der ihm fast den Atem nahm.
    Da lagen die Dinger, wie die Flammen sie niedergestreckt hatten. Die Körper waren so verschmort, daß er nur noch vage erkennen konnte, daß es sich um die Kadaver großer Lebewesen handelte. An der Seite des größten hockte einer der roten Flieger, und sein langer Hals zuckte schlangengleich, während er mit seinem messerscharfen Schnabel nach einem kleineren, vierbeinigen Wesen hieb, das sich knurrend und zähnefletschend dagegen wehrte, von seinem Festmahl vertrieben zu werden. Es waren vier – fünf – mindestens acht solcher Tiere, und sie bewegten sich mit einer Behendigkeit, die die Vogelwesen zu verblüffen schien.
    Dann wurde einer der Verteidiger zu wagemutig oder zu sorglos. Der degengleiche Schnabel stieß wieder und wieder zu. Das Wesen fiel leblos zwischen die Knochen, von denen es eben noch das Fleisch gerissen hatte. Der Sieg schien den roten Flieger zu ermutigen. Er legte den Hals zurück, und sein Schnabel öffnete sich zu einem ohrenbetäubenden Siegesschrei. Aus der Luft kam die Antwort. Drei, vier weitere Flieger glitten heran.
    Die Tiere bei dem Kadaver knurrten und protestierten, aber sie zogen sich zurück. Jede ihrer Bewegungen drückte die rasende Wut aus, die sie empfanden. Mit zweien dieser Flieger hätten sie es noch aufgenommen, aber einem ganzen Schwarm wollten sie nicht gegenübertreten.
    Während sie sich unter dem Angriff der Flieger zurückzogen, hatte Diskan Gelegenheit, sie aufmerksamer zu beobachten. Er konnte nicht sicher sagen, ob es sich um Warmblüter oder um Reptilien handelte. Zwar wuchs auf ihrem Rücken, entlang den Beinen und auf dem Kopf eine Art gelbgrünliches Fell, aber ihre peitschenden Schwänze, ihre vorgereckten Schnauzen und ihre mit starken Klauen bewehrten Füße waren anscheinend mit einer Art Schuppen bedeckt. Sie schienen ebenso wild wie die Flieger zu sein, und obgleich sie wesentlich kleiner waren, schauderte Diskan bei dem Gedanken, einem Rudel von ihnen zu begegnen.
    Glücklicherweise vollzog sich ihr Rückzug in die andere Richtung, den Hang der Mulde hinauf, in der die Kadaver lagen. Aber obgleich die Flieger sie von der Stelle zurückhielten, wo sich Diskan befand, zog er sich lieber zurück. Durch die staubige Asche stolperte er hinunter zu dem Loch, aus dem immer noch der Rauch aufstieg. Ein paar Steine schienen da zu hegen, und zwei von ihnen hatten eine rötliche Färbung. Diskan blieb stehen und blies vorsichtig darauf. Das Rot wurde intensiver – ein Mineral, das das Feuer erfaßt hatte und das noch Hitze in sich barg? Er hockte sich auf seine Fersen. Hier hatte er also ein Mittel, um Feuer zu machen – Wärme – nicht nur für hier und jetzt, sondern auch, um es in eine weniger bewohnte Gegend des Landes mitzunehmen, wenn er nur eine Möglichkeit fand, eine solche Kohle zu transportieren.
    Unter einem Mantel aus bröckelndem Schlamm trug er enge Hosen und die Tunika. Da konnte man nicht einmal ein Messer am Gürtel tragen, wie es auf Nyborg Sitte gewesen war. Alles was er hatte, waren zwei Gürteltaschen,
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