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Der Fänger

Der Fänger

Titel: Der Fänger
Autoren: Jason Dark
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Waffe zog wohl. Mein Freund erhielt die geflüsterten Antworten, die auch mir nicht verborgen blieben.
    Im Prinzip war die Klinik leer. Es gab nur eine Patientin, eine junge Russin mit dem Namen Raissa Chorin. Der Arzt bei ihr wollte sich ihrer annehmen – wobei man das sehr weit interpretieren konnte.
    »Wo?«, fragte Suko.
    »Unten?«
    »Im Keller?«
    »Ja.«
    »Ist das alles?«
    Der Mann schwieg. Sein Gesicht wurde wieder starr, sodass der Vergleich mit Beton nicht von der Hand zu weisen war.
    Jetzt mischte ich mich ein. »Da gibt es noch einen zweiten Mann. Oder nicht?«
    Ich hatte ins Ziel getroffen. Das verriet mir das Zucken der Augen.
    »Ist es Igor Sartow?«, hakte ich nach.
    Der Kerl wollte nichts sagen.
    Suko verstärkte den Druck der Mündung. »Ich kann dir auch dein Gehirn aus dem Schädel schießen. Wir sind mittlerweile sehr weit gekommen und werden den Rest der Strecke auch noch schaffen.«
    Die Drohung reichte aus, um die volle Wahrheit zu erfahren. Das Betongesicht gab zu, dass sich noch ein zweiter Mann im Keller befand, eben Igor Sartow.
    »Und sonst?«, wollte ich wissen.
    »Ist niemand da.«
    Das glaubten wir ihm, denn wir konnten uns beide vorstellen, dass jemand wie dieser Dr. Banacek nicht noch großartige Zeugen für seine Taten zulassen würde.
    »Was hat Banacek mit der jungen Russin vor?«, fragte ich.
    Der Mund des Mannes bewegte sich, eine Antwort hörten wir nicht.
    »Was?«, flüsterte ich scharf.
    »Ihre Organe. Ja, ihre Organe sind wichtig. Sie... sie... will er verkaufen. Die Kunden warten schon.«
    »Lebt Raissa noch?«
    »Als ich ging, schon.«
    Suko und ich warfen uns einen Blick zu. Der reichte aus. Worte für eine Absprache brauchten wir nicht.
    Mein Partner wusste genau, was er zu tun hatte. Er hob die Beretta kurz an und schmetterte sie gegen die Stirn des Mannes. Diesmal würde er nicht so schnell erwachen, und somit hatten wir freie Bahn.
    Wir zogen den Bewusstlosen ins Haus. Suko drückte ihn in eine Ecke, während ich behutsam die Tür schloss. Es war zu hoffen, dass man unser Eindringen nicht bemerkt hatte, und bislang hatten wir auch keine Reaktion erlebt.
    Es gab genügend Lichtschalter an den Wänden, nur ließen wir die in Ruhe. Auch wenn die Umgebung fremd war, wir wollten uns weiterhin im Dunkeln bewegen.
    Nebeneinander blieben wir stehen und suchten die Umgebung mit unseren Blicken ab. Es war nicht völlig finster, eine graue Dämmerung herrschte hier.
    Eine Treppe war zu sehen, auch ein später eingebauter Lift, der sicherlich ebenfalls in den Keller führte, nur wollten wir den nicht benutzen. Es wäre zu auffällig gewesen.
    Der Moment der Überraschung war noch immer am besten, und den konnten wir nutzen, wenn wir über die Treppe in den Keller gingen. Suko bewegte sich bereits darauf zu.
    Sein scharfer Zischlaut ließ mich aufmerksam werden. Ich sah meinen Freund nur als Schattengestalt und nahm gerade noch das Winken mit dem rechten Arm wahr. Er wollte nicht allein in den Keller, was ich auch einsah, aber das Schicksal hatte wieder eine Tücke für uns bereit.
    Ein seltsames Geräusch erreichte unsere Ohren. Es hörte sich an wie ein Knarzen, durchdrungen von einem Schleifen. Ich wandte den Kopf in die Richtung, aus der es stammte.
    Der Aufzug, der alte Lift. Kein moderner, der sich fast lautlos bewegte, sondern ein altes Etwas, das seinen Weg von unten nach oben fand.
    Wir mussten uns blitzschnell entscheiden. Beides war wichtig, der Keller und der Lift.
    »Ich gehe!«, zischte Suko.
    »Okay.«
    Eine Sekunde später war er verschwunden, und auch ich tauchte so schnell wie möglich weg.
    Ich hatte mir schon vorher die Ecke aussuchen können, in der ich mich verstecken wollte. Wenn jemand den Lift verließ, würde er mich so schnell nicht zu Gesicht bekommen, da mich die Dunkelheit schützte.
    Der Aufzug hielt.
    Zuerst geschah nichts. Ich erkannte auch nicht mehr als einen Gitterkäfig. Der wurde jetzt geöffnet – jemand zerrte die Tür hart zurück – und eine Schattengestalt verließ die Kabine.
    Sie war nur unwesentlich dunkler als die sie umgebende Finsternis, und ich konnte sie kaum erkennen. Aber auch so kam sie mir verdammt groß vor. Ich ging davon aus, dass es sich um den Fänger handelte.
    Er trat einige Schritte vor, blieb stehen und schaute sich um, als wollte er nach etwas Bestimmten suchen. Der Klang seines scharfen Atems erreichte mein Ohr, und er hörte sich an wie ein Kratzen, das Nägel auf einer glatten Fläche hinterließen.
    Er
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