Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Fälscher aus dem Jenseits

Der Fälscher aus dem Jenseits

Titel: Der Fälscher aus dem Jenseits
Autoren: Pierre Bellemare
Vom Netzwerk:
Straße. Doch der Fall war noch nicht zu Ende, die Zeitungen brachten ihn auf den Titelseiten. Eine so treue Freundschaft ist schließlich selten. Benny erklärte, dass er im Laufe von James’ Krankenhausaufenthalt mehrmals von Gewissensbissen geplagt worden sei, der Versicherungsgesellschaft am liebsten alles gestanden hätte und zu einem Arrangement mit ihr bereit gewesen wäre. Da er jedoch keine Lösung gesehen hatte, beschloss er, alles so zu belassen, wie es war, und auf die göttliche Gnade zu vertrauen, die seinen Schwindel, der allein durch die Freundschaft bedingt war, zu einem guten Ende führen würde. Nachdem die beiden Freunde, der Anstifter Benny und der begünstigte James, der durch sein Schweigen dessen Komplize geworden war, durch das FBI festgenommen worden waren, wurden sie zu den bereits bekannten Strafen verurteilt sowie zur Rückerstattung der von der Versicherungsgesellschaft bezahlten Kosten verpflichtet. Außerdem erhielten sie eine Geldstrafe von umgerechnet dreihunderttausend Franc (rund fünfzigtausend Euro). Nun steckten sie tief im Schlamassel. Ihr einziger Trost war, dass sie eine gemeinsame Zelle hatten. Die Ärzte versicherten salbungsvoll mit der Hand auf dem Herzen, dass James genauso operiert und behandelt worden wäre, auch ohne versichert zu sein. Draußen forderten Demonstranten eine Reform des amerikanischen Sozialversicherungsnetzes, von dem fünfunddreißig Millionen Bürger bisher ausgeschlossen waren. Sie verkündeten: »Die Gesundheit ist ein Recht und kein Verbrechen.« Auch Bill und Hillary Clinton schlossen sich ihrer Meinung an.
     

Der Fälscher aus dem Jenseits
     
    Jim Allyson, Viehzüchter in San Gregorio, einer kleinen Stadt in Kalifornien, überwachte, wie das Vieh in die eingezäunte Weide seines Betriebs zurückgetrieben wurde. Ein halbes Dutzend Kuhhirten bemühten sich, die Tiere im Zaum zu halten. Plötzlich jedoch entstand am Eingang der Einfriedung ein Gedränge. Die Ochsen, die sich an keine Ordnung hielten, brüllten und stießen gegeneinander. Jim Allyson lenkte sein Pferd in ihre Richtung.
    »Welcher Idiot ist dafür verantwortlich?«
    Ein mickriges Kerlchen von etwa fünfunddreißig Jahren, verloren inmitten der Herde, hob den Kopf und blickte verstört drein.
    »Es ist nicht meine Schuld, Chef.«
    Jim Allyson winkte mit einer wutentbrannten Geste ab.
    »Schon wieder du, William. Sag, mein Junge, kannst du denn nie etwas richtig machen? Los, bring das alles in Ordnung, und dann kümmere dich um den Hengst.« Der als William Angesprochene schwieg und bemühte sich, seine Ungeschicklichkeit wieder gutzumachen. Er wirkte nicht gerade sehr aufgeweckt. Überhaupt schien er auf keinem Gebiet besondere Talente zu besitzen. Er war farblos, ein Mann ohne Bedeutung.
    Mit fünfunddreißig war William Laurens der älteste Angestellte im Betrieb von Allyson. Vor vierzehn Jahren, im Alter von einundzwanzig, war er hierher gekommen. Woher stammte er? Was hatte er vorher getan? Niemand wusste es. Seinem Auftreten und seinem Verhalten nach war es bestimmt nichts Außergewöhnliches gewesen. Während die anderen Kuhhirten hier nur kurze Zeit verweilten, blieb er. Ihm schien diese äußerst monotone Arbeit zu gefallen. Er bewohnte ein kleines Zimmer auf dem Hof und ging so gut wie nie aus.
    Endlich waren alle Tiere in die Umzäunung gebracht. William Laurens wendete sein Pferd und steuerte auf die Box des Hengstes zu. Nicht einmal zu Pferde machte er eine gute Figur. Er war gerade mal durchschnittlich groß, hatte kurze Beine, blonde Stoppelhaare, rote Wangen und wirkte wie ein großer Junge. Woran dachte er bloß in jenem Augenblick? Keiner wusste es. Auf jeden Fall hätte er daran denken müssen aufzupassen, als er sich auf der Stute dem Hengst näherte. Das Tier wurde plötzlich nervös und schlug aus. Darauf war William Laurens nicht gefasst. Er verlor das Gleichgewicht, fiel vom Pferd und landete mit dem Kopf auf dem Boden. Dort blieb er liegen...
    Er wurde ins Krankenhaus gebracht, wo sein Zustand als bedenklich eingeschätzt wurde, ohne dass er jedoch in Lebensgefahr schwebte. Schließlich kam er kurz danach wieder zu sich. Er rief nach der Schwester, die auch sofort herbeieilte.
    »Sie sind vom Pferd gefallen, aber es ist Ihnen nichts passiert.«
    Zu ihrem großen Erstaunen richtete sich William Laurens in seinem Bett auf. Sein Blick war starr, fast irr. »Bringen Sie mir Pinsel!«
    »Wie bitte?«
    »Pinsel zum Malen. Und auch Farben, eine Leinwand und eine
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher