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Der Fälscher aus dem Jenseits

Der Fälscher aus dem Jenseits

Titel: Der Fälscher aus dem Jenseits
Autoren: Pierre Bellemare
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günstigen Stelle angebracht worden war.
    »Nicht anfassen, sonst setzen Sie das ganze Haus unter Wasser«, warnte der Hausbesitzer.
    Denn dieses Mal hatte ein anderer Witzbold vorgeschlagen, eine Vorführung zu veranstalten. Die ganze Gesellschaft fand diesen Spaß sehr lustig.
    »Und stellen Sie sich vor, das alles für nur fünftausend Dollar«, sagte Mr Campbell.
    Bei dieser Einladung wurde die Firma Hutchinson von potenziellen Kunden, die sich sorgfältig Adresse und Telefonnummer notiert hatten, als Auftraggeber ins Auge gefasst.
    Pech für die Campbells und alle Kunden der Firma Hutchinson & Co: Der kleine Spaßvogel hätte auf einer Vorführung des Brandsicherungssystems bestehen sollen, denn an einem unglückseligen Tag brach bei den Campbells ein Feuer aus und ihr Traumhaus versank in Schutt und Asche. Dabei entdeckte man, dass die Sprinkleranlage an der Decke, die ultrasensible Schalttafel und die Rauchmelder nicht echt waren. Der schlaue Mr Hutchinson hatte sich nicht ganz zu Unrecht gesagt, dass die Käufer von eingebauten Brand-sicherungssystemen nie und nimmer den Wunsch verspüren würden, sich davon zu überzeugen, ob sie auch funktionierten. Er wurde schließlich festgenommen und verbrachte einige Jahre hinter Gittern.
     

Italienische Reliquien
     
    Neapel, 1951. An diesem schönen Frühlingsmorgen ging Luigi Lazeroni, niedergeschlagen wegen seiner Arbeitslosigkeit, durch die Straßen von Neapel. Im Neapel der Nachkriegszeit, in dieser Stadt voller Wunder und Schmutz, arbeitslos zu sein, war eine Situation, in der die Melancholie dennoch voller Hoffnung blieb. Wer wusste schon, was der liebe Gott und der heilige Genaro noch so alles mit einem unglücklichen Arbeitslosen vorhatten?
    Luigi warf im Vorübergehen automatisch einen Blick in die Mülltonnen, um sich das herauszupicken, was noch verwendbar war. Plötzlich wurde sein Blick wie magisch von einem herrlichen Kotelett angezogen, genauer gesagt einem richtig schönen Knochen, der natürlich schon ziemlich abgenagt war. Luigi überlegte, dass sein Hund Piccolino sicher gern daran weiternagen würde, und ohne falsche Scham griff er nach dem Knochen und schob ihn in seine Tasche.
    Zu Hause angelangt, betrachtete Luigi, als er gerade den Knochen Piccolino zuwerfen wollte, den Knochen näher und dachte plötzlich darüber nach, von was für einem Tier er wohl stammen könnte. Er war sehr gut erhalten. Plötzlich hatte er einen Einfall. Der Hund sollte den Knochen nicht bekommen — sein Herr würde ihn als Erwerbsquelle nutzen. Zuerst säuberte er den Knochen gründlich, bis keinerlei Fleischspuren mehr zu erkennen waren. Dann legte er ihn lange in einen von ihm extra zu diesem Zweck aufgesetzten Sud, trocknete ihn ab und brachte ihn mit etwas Wachs auf Hochglanz. So präpariert, sah der Knochen noch viel älter aus.
    Luigi zog sein schönstes Hemd an und begab sich in einen benachbarten, so genannten Palazzo, dessen Architektur noch an den Glanz des 18. Jahrhunderts erinnerte. Gewiss, im Laufe der Jahre hatte die Witterung, vor allem der Regen, die Fassade in Mitleidenschaft gezogen und der Hof war jetzt von zahlreichen, lärmenden Familien bevölkert, doch die Adelsetage war noch immer von der Comtesse G. bewohnt, deren Gatte in den Befreiungskämpfen erschossen worden war. Die Comtesse lebte nach wie vor in Wohlstand, da sie Einkünfte aus Landbesitz bezog. Luigi hatte keine Mühe, bei der grauhaarigen Dame vorgelassen zu werden. Als er den großen Salon mit den vergoldeten, überladenen Möbeln wieder verlassen hatte, rieb er sich, in Gedanken sozusagen, die Hände. Er hatte soeben seinen alten Knochen gegen fünftausend Lire eingetauscht, für die damaligen Verhältnisse eine ganz stattliche Summe. Die Comtesse hatte nicht die Absicht, mit dem Knochen ihren Eintopf anzureichern, sondern verstaute ihn, mit Tränen in den Augen, in einer mit Samt ausgekleideten Schatulle.
    Einige Tage später fand Luigi erneut bei einem seiner gemächlichen Spaziergänge einen Knochen, der dem, den er der Comtesse verkauft hatte, sehr ähnelte. Ungeachtet der gierigen Blicke seines Hundes Piccolino, wurde der Knochen genauso präpariert wie der vorherige. Luigi sprach daraufhin bei einer anderen neapolitanischen Persönlichkeit vor und verkaufte den Knochen wiederum für einige Tausend Lire. Luigis Familie konnte sich jetzt wieder satt essen. Und er selbst verbrachte von da an immer mehr Zeit damit, die Mülltonnen zu untersuchen, und fand jedes Mal eine reiche
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