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Der Fälscher aus dem Jenseits

Der Fälscher aus dem Jenseits

Titel: Der Fälscher aus dem Jenseits
Autoren: Pierre Bellemare
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Werkstatt« entdeckt wurde. Die menschliche Habgier besorgte den Rest. Wie soll man der Versuchung widerstehen, wenn man jemanden an der Hand hat, der perfekt Falschgeld drucken kann? Victor Vincenzo selbst deckte eines Tages die ganze Affäre auf. Als er wegen eines kleinen Vergehens verhaftet wurde, konnte er es sich nicht verkneifen, sein Bravourstück der Polizei zu erzählen. Übrigens war Louis Genet nicht sein einziges Opfer gewesen. Denselben Trick hatte er auch bei anderen Mietwucherern angewandt. Nur hatte keiner Anzeige erstattet. Zuzugeben, dass man jemandem Geld anvertraut hat, damit er Falschgeld herstellt, wäre ja gelinde gesagt problematisch.
    Nach seiner Aussage hat man Victor Vincenzo nicht weiter verfolgt. Schließlich konnte man ihm absolut nichts vorwerfen. Er hatte kein Falschgeld hergestellt und das Geld hatte man ihm freiwillig gegeben. Immerhin ging das als eine der großartigsten Betrügereien überhaupt in die Geschichte ein. Und dazu als eine, die noch am wenigsten unmoralisch war. Wenn es nämlich Leute gibt, die es nicht verdient haben, dass man sie bedauert, so waren das die Opfer.
     

Das Diamantenkollier
     
    Paris, 1939. An einem Sommermorgen betrat eine junge, rassig aussehende Dame von diskreter Eleganz das Geschäft eines renommierten Pariser Juweliers, den wir hier der Einfachheit halber »Juwelier Crussol« nennen. An ihrem Auftreten erkannte man, dass es sich um ein Mitglied der vornehmen Gesellschaft handelte. Der Direktor dieses großen Juweliergeschäfts begrüßte sie eilfertig und erkundigte sich nach ihren Wünschen. Die junge Frau stellte sich vor: »Ich bin Madame Rosel, die Ehefrau von Professor Alexandre Rosel.«
    Natürlich kannte der Direktor den Namen des Professors, der eine Kapazität auf dem Gebiet der Nervenkrankheiten und zudem ein ausgezeichneter Chirurg war.
    »Bald feiern wir unseren zehnten Hochzeitstag«, fuhr die Dame fort, »und mein Gatte möchte mir zu diesem Anlass ein Diamantenkollier schenken. Da er aber Wert darauf legt, dass mir das Schmuckstück auch gefällt, hat er mir vorgeschlagen, es selbst bei Ihnen auszusuchen. Um den Preis brauche ich mir keine Gedanken zu machen, aber natürlich will ich meinen Mann nicht ruinieren.«
    Der Juwelier Fernand Crussol lächelte liebenswürdig und ein Angestellter brachte mehrere Samttabletts, auf denen kostbare Schmuckstücke funkelten.
    Nach einer Stunde hatte die junge Frau ihre Wahl getroffen und erkundigte sich diskret nach dem ungefähren Preis für das Schmuckstück. Fernand Crussol beglückwünschte sie zu ihrer Wahl und versicherte ihr, dass sie viele Jahre Freude an diesem Schmuck haben würde. Die junge Frau erklärte ihm daraufhin, wie sie sich den weiteren Ablauf vorstellte: »Sie verstehen bestimmt, dass ich, bevor ich das Kollier endgültig kaufe, die Zustimmung meines Gatten einholen möchte. Denn auch ihm muss der Schmuck gefallen. Ich schlage Ihnen vor, dass Sie im Laufe der nächsten Tage bei uns vorbeikommen und ihm das Kollier zeigen. Ich rufe Sie an, um einen Termin mit Ihnen zu vereinbaren.«
    Dann verließ sie das Geschäft. Monsieur Crussol begleitete sie hinaus, verbeugte sich zum Abschied und blickte ihr nach, als sie in eine Limousine stieg, die von einem Chauffeur in weißer Uniform gefahren wurde. Einige Stunden später suchte die junge Frau die Praxis von Professor Rosel auf, der sie in seinem Sprechzimmer empfing. Er war auf Anhieb fasziniert von ihrer eleganten Erscheinung. Allem Anschein nach stammte sie aus einem Milieu, in dem alles nur vom Feinsten war, die Kleidung, das Parfüm, der Schmuck, der Hut, die Accessoires, alles war perfekt. Sie erklärte ihm den Anlass ihres Besuchs:
    »Ich bin die Ehefrau von Fernand Crussol, dem Juwelier, den Sie sicherlich kennen. Ich mache mir Sorgen wegen der schwachen Nerven meines Mannes. Wir sind schon länger verheiratet, aber ich stelle fest, dass seine Geschäfte zu einer wahren Manie für ihn werden, was sich auch auf unser Privatleben auswirkt. Tag und Nacht erzählt er mir von seinen Käufen und Verkäufen, die er getätigt hat, tätigen will oder in Zukunft tätigen wird. Selbst unsere engsten Freunde fangen an, uns zu meiden, weil mein Mann sie unaufhörlich auffordert, neuen Schmuck zu kaufen. Die Situation ist äußerst peinlich. Wären Sie so freundlich«, fügte die elegante Besucherin mit Tränen in den Augen hinzu, »meinen Mann in den nächsten Tagen zu empfangen, um ihn zu untersuchen, damit ich weiß, ob sein
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