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Der Fälscher aus dem Jenseits

Der Fälscher aus dem Jenseits

Titel: Der Fälscher aus dem Jenseits
Autoren: Pierre Bellemare
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Zustand behandelt werden muss?«
    Professor Rosel warf einen Blick in seinen Terminkalender und bot ihr für den übernächsten Tag einen Termin an. Dieser ungewöhnlich schnelle Termin war der Persönlichkeit des Juweliers und dem Charme seiner Gattin zu verdanken. Die Juweliersgattin verabschiedete sich und dankte ihm überschwänglich. »Wundern Sie sich nicht«, sagte sie, »wenn mein Mann Ihnen vorschlägt, Schmuck zu kaufen. Wie ich Ihnen bereits andeutete, ist er zur Zeit von seinem Geschäft besessen. Übrigens werde ich, sofern es Ihnen nichts ausmacht, in Ihrem Wartezimmer auf meinen Mann warten. Es wirkt beruhigend auf ihn, wenn er weiß, dass ich hier bin, aber selbstverständlich lasse ich Sie dann mit ihm allein.«
    Professor Rosel fand den Vorschlag ausgezeichnet. Etwas später erhielt Fernand Crussol von seiner »Kundin« einen Anruf, bei dem sie mit ihm ein Treffen bei Professor Rosel vereinbarte, das in zwei Tagen stattfinden sollte.
    »Ich werde da sein«, erklärte sie mit perlendem Lachen. »Ich verlasse mich auf Sie.«
    Als Fernand Crussol an besagtem Tag zur verabredeten Zeit Professor Rosel aufsuchte, wurde er in das Wartezimmer geführt, wo ihn seine hübsche Kundin herzlich begrüßte. Sie fragte ihn voller Unruhe, ob er den von ihr ausgewählten Schmuck mitgebracht hätte. Crussol beeilte sich, das Kollier aus einer mit Samt ausgekleideten Schatulle zu nehmen und es ihr zu zeigen. Die junge Frau tat fast einen Luftsprung vor Freude.
    »Ich hoffe, es gefällt ihm. Warten Sie«, fügte sie hinzu, »mir fällt gerade etwas ein. Um meinen Mann besser überzeugen zu können, müsste ich ihm vorführen, wie das Diamantenkollier auf einem Abendkleid wirkt. Ich werde mich schnell umziehen, es dauert nur wenige Minuten. Dann müssen Sie ihn nicht überreden, er wird begeistert sein.«
    Sie verließ das Wartezimmer und nahm das Kollier mit. Kurze Zeit später wurde Crussol in Rosels Sprechzimmer geführt. Nachdem sich die Männer miteinander bekannt gemacht hatten, unterhielten sie sich. Crussol beglückwünschte Rosel zu dem beabsichtigten Kauf. Dieser war etwas erstaunt, doch da er vorgewarnt war, verzichtete er für den Augenblick auf eine Erklärung, da er glaubte, es handele sich um die Marotte von Crussol.
    Doch dann erwähnte Crussol »Madame Rosel«, und zwar genau in dem Augenblick, als Rosel von »Madame Crussol« sprach. Daraufhin herrschte auf beiden Seiten Fassungslosigkeit, da beide Herren unverheiratet waren. Und nun spielten sie mit offenen Karten. Crussol war wie vom Schlag getroffen, dass er sein Kollier einer völlig Unbekannten übergeben hatte. Der Assistent des Professors erklärte, dass die junge Frau, eine so genannte Madame Crussol, die im Wartezimmer auf ihren Mann gewartet hatte, der doch einen Termin mit dem Professor wahrnahm, vor einer guten halben Stunde gegangen sei. Natürlich ohne zu verraten, wohin sie gehen wollte.
    In den darauf folgenden Tagen erstattete Crussol Anzeige gegen Professor Rosel, den er der Komplizenschaft bezichtigte. Dem Professor dürfte es nicht ganz leicht gefallen sein, seine Unschuld zu beweisen.
     

Liebesgrüße von der Venus
     
    Am 18. Juni 1957 erlebte Paula Gobel, achtundfünfzig Jahre, Schreibkraft bei den Vereinigten Käsewerken von Milwaukee im Staate Wisconsin, einen der schönsten Tage ihres Lebens. Sie besuchte die National Gallery in Washington und bewunderte die Meisterwerke dieses berühmten Museums. Zum ersten Mal in ihrem einsamen Leben — Paula Gobel war nämlich unverheiratet — hatte sie beschlossen, Urlaub zu machen und ihre Heimat Wisconsin zu verlassen. Ein Plakat in einer Reiseagentur, das einen Aufenthalt in der Bundeshauptstadt anpries, hatte sie auf die Idee mit der Reise nach Washington gebracht.
    Paula Gobel war vor einem großflächigen Gemälde stehen geblieben, das von Rubens stammte und den Titel trug Venus von Tritonen und Satyrn umringt. In der Mitte erblickte man, von der Meeresgischt leicht verschleiert, den drallen Körper einer Frau, während braun gebrannte Männer in Hörner stießen oder auf Panflöten spielten. Diese Männer, die Tritonen und Satyrn, waren nackt. Normalerweise hätte sich Paula Gobel, die aus einer sehr puritanischen Gegend stammte, nie getraut, dieses Schauspiel auch nur eines Blickes zu würdigen. Da es sich jedoch um ein Kunstwerk handelte, fühlte sie sich berechtigt, es ebenfalls zu betrachten. Und sie tat dies sehr ausgiebig. Insbesondere den Körperbau der Satyrn fand sie
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