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Der Facebook-Killer

Der Facebook-Killer

Titel: Der Facebook-Killer
Autoren: Oliver Hoffmann , Thommy Mardo
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Sie das selbst noch gar nicht wissen. Ich bin das Werkzeug Ihrer Rache.“

3
Flammenofen
    14.2.2011
    Eine Villa im 16. Arrondissement
    Paris
    Die Wölfin hatte nachdenklich auf dem Sofa gesessen, die Beine unter sich gezogen und ein Glas Medoc Cru Bourgeois in Reichweite. Der stark nach Beeren schmeckende Wein stammte aus dem gut sortierten Keller ihrer Freundin und Kollegin Danielle Kahn.
    Die Wölfin hatte gerade versucht, ein Kapitel eines Romans des Horror-Altmeisters Stephen King zu lesen, als ihr Handy klingelte. Es war ein neues iPhone, das derzeit an der Steckdose nebenan im Arbeitszimmer der Freundin hing. Sie legte ihre Lektüre aus der Hand, eins der wenigen Bücher des Vielschreibers aus Maine, das wenigstens auf den ersten Blick interessant geklungen hatte:
Stark – The Dark Half
. Nachdem Maxime Fronzac, ihr aktueller Lieblingsforschungsgegenstand, der Psychologin seine heiße Verehrung für King gestanden hatte, hatte sie sich durch jede Menge Amazon-Eintragungen gewühlt und eines ausgesucht, das sich mit Persönlichkeitsspaltung befasste. Der Schreibstil war schauderhaft, aber wenigstens fühlte sie sich so auf sicherem Terrain.
    Geza Wolf schlüpfte in ihre Pumps, ging nach nebenan und spähte auf das Display. Sie erkannte die Nummer auf Anhieb. „Mafro“ stand darunter. Sie seufzte leise und nahm ab.
    „Was kann ich für Sie tun?“, sagte sie mit der warmen und dennoch stets etwas distanziert klingenden Stimme, die sie in professionellen Zusammenhängen in der Regel verwendete.
    Was sie hörte, erschreckte sie – und setzte sie unter Strom.
    Zwei Minuten später schnappte sie sich ihr Handy und ihre Autoschlüssel von der Kommode im Flur und hastete Richtung Haustür.

    64 Rue Maurice Ripoche
    Montparnasse
    Paris
    In ein brennendes Gebäude hineinzurennen war wahrscheinlich nicht die klügste aller Entscheidungen gewesen, die Maxime Fronzac je getroffen hatte. Okay, es war auch bei weitem nicht die dümmste …
    Mafro holte tief Luft, die schon schmeckte wie ein zu lange geräucherter Schinken, und presste den Unterarm vor den Mund. Zum Kotzen … er war gerade beim zweiten Wodka-Red Bull des Abends gewesen und hatte mit stetig abnehmendem Erfolg Battle Tetris im Netz gespielt, als der Anruf gekommen war …
    Er stürzte sich ins von Qualm erfüllte Treppenhaus. Brütende Hitze durchloderte die Februarnacht.
    Rauch brannte bei jedem Einatmen in seiner Nase. Er begann, die Hitze auf den unbekleideten Hautstellen – Gesicht, Hände – zu spüren und überlegte schon umzukehren. Doch die Stimme am Telefon ging ihm nicht aus dem Kopf.
    Mafros hastete zur Treppe. Sofort begannen seine Augen, von dem beißenden Qualm zu tränen. Wieso zum Teufel hatte der Kerl die Frau gezwungen, ihn angerufen? Woher kannte er ihn? Er hatte daheim gesessen, hatte Battle Tetris gespielt … Home Office hatte es René, sein Chef, genannt … und dabei natürlich auch immer wieder versucht, aus den absurdesten Blickwinkeln etwas Neues über Kyls Tod herauszufinden.
    Seit sechs Wochen war das so gegangen, und dann, an diesem Abend, ausgerechnet am Valentinstag, dieser Anruf. Die vollkommen hysterische Stimme einer Frau, winselnd, schluchzend … um Hilfe bettelnd. Ganz am Ende dann eine Männerstimme, durch einen handelsüblichen Stimmverzerrer unkenntlich gemacht: „64 Rue Maurice Ripoche. Wenn Sie zu spät kommen, geht ihr Tod auf Ihr Konto.“
    Er hatte die ausgetretene Holztreppe erreicht, nahm auf dem unteren Stück mit kurzen Sprüngen immer mehrere Stufen auf einmal. Hinter ihm brach ein Teil der Decke des Treppenhauses herunter; Verputzstücke, Holzfragmente und Stein krachten auf die alten Fliesen vor den Briefkästen.
    Mafro blieb stehen, widerstand dem Impuls, sich an dem von zahllosen Händen in zahllosen Jahren blankpolierten Handlauf festzuhalten und warf einen Blick nach oben. Die Treppe wirkte baufällig, und das Feuer kam ihm von oben entgegen, fraß gierig das gebohnerte Holz.
    Mafro zögerte.
    Dann fasste er sich ein Herz und sprintete los. Als er den rechten Fuß auf die übernächste Stufe setzte, gab die Treppe nach. Teile davon brachen weg, und in einem Hagel aus Holzsplittern krachte Mafro in den Hausgang hinunter. Unsanft landete er im Schutt, zerriss sich die Hose, kratzte sich die Unterarme auf, wo die Jackenärmel hochgerutscht waren. Feuerzungen leckten von oben herab.
    Dann rauschte ein Wasserschwall aus Richtung der Haustür über ihn hinweg, traf die Flammen frontal.
    Sechs
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