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Der Experte: Thriller (German Edition)

Der Experte: Thriller (German Edition)

Titel: Der Experte: Thriller (German Edition)
Autoren: Mark Allen Smith
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zwischen Abschaltung und voller Kapazität. Geist, Sinne, Widerstandsfähigkeit, Reflexe.
    »Wissen Sie«, sagte Dalton, »das Militär hat in Vietnam Sekundenkleber eingesetzt, um Blutungen zu stoppen, bis der Verwundete zum Verbandplatz geschafft werden konnte. Das Zeug hier ist noch besser.« Er setzte sich zurück und verschränkte die Arme. »Also … Was soll es sein, Geiger? Was als Nächstes?«
    »Das kommt darauf an. Können Sie mir eine Vorstellung davon geben, wie viele ich verlieren muss?«
    »Wie viele? « Daltons Lächeln war so kalt und träge wie ein winterlicher Fluss. Mit dem Finger klopfte er sich gegen die Lippe. »Stellen wir das zunächst zurück. Einen nach dem anderen. Fangen Sie an.«
    Geiger hatte versucht, sein Dilemma in mathematische Begriffe zu fassen. War es besser, einige Finger an beiden Händen zu verlieren … oder alle an einer? Daltons Antwort legte ihm jedoch nahe, dass es keinen Grund gab, mit diesen pragmatischen Überlegungen fortzufahren.
    Er nahm das Skalpell in die linke Hand und zeichnete, ganz wie Dalton es mit dem Zeigefinger getan hatte, einen Schnitt über den Knöchel seines rechten kleinen Fingers, der gerade die Haut auftrennte. Blut stieg aus der schmalen Wunde.
    »Gute Wahl«, sagte Dalton. »Weniger Arbeit, weniger Schmerz – und kein großer Verlust, vergleichsweise. Es gibt darüber Studien. Wir benutzen ihn weit weniger als die übrigen.«
    Geiger blickte zu ihm hoch. Dalton beugte sich aus dem Stuhl vor, ein Römer im Colosseum, der darauf wartete, dass die Spiele weitergingen …
    Diesmal zog Geiger die Geschwindigkeit der Kunstfertigkeit vor. Als Einleitung der Aktion stieß er ein röchelndes, anhaltendes Gebrüll aus – dann versenkte er die Klinge mit der Spitze zuerst in seinem Fleisch und drückte das Skalpell fest und hebelnd nach unten. In einem Blutstrahl sprang ihm der Finger von der Hand und fiel auf den Fußboden. Der Schmerz schmolz, und das Brüllen ebbte langsam zu einem dicken, pfeifenden Keuchen ab.
    Dalton wiederholte den Vorgang – er nahm Geigers Handgelenk in einen Schraubstockgriff, hob den Arm, trug Sekundenkleber auf. Sie wirkten wie Teilnehmer an einem pervertierten Salbungsritual.
    »Gut gemacht«, sagte Dalton. »Wirklich. Sie enttäuschen mich nicht, Geiger.«
    Er ließ die Zeit verstreichen, die der Kleber zum Abbinden brauchte, bettete Geigers Hand auf dessen Oberschenkel, bückte sich und hob seine Trophäe auf – und als er wieder gerade stand, starrte er Zanni an, die in der offenen Tür stand.
    Daltons Miene nahm einen Hauch von Verzückung an. »Haben Sie etwas vergessen?«
    Zanni kam in den Raum. Der Rasiersessel stand so, dass sie Geiger nicht sehen konnte. Aber sie sah Blut in Spritzmustern. Viel Blut.
    Dalton legte den kleinen Finger neben den anderen. »Wir sind sehr beschäftigt, Zanni.«
    Sie hob die Waffe und wedelte nach rechts. »Dorthin. An die Wand.«
    »Was?«
    »Bewegung, Dalton.«
    »Was genau geht hier vor, Zanni?« Seine Verblüffung war echt. »Geiger und ich haben noch so vieles zu … bereden. «
    »Später können Sie sich eine Skype-Verbindung einrichten. Jetzt da rüber.«
    Es war deutlich zu hören, wie Dalton wütend den Atem einzog. »Muss ich davon ausgehen, dass Victor im Bilde ist?«
    »Victor ist über gar nichts mehr im Bilde.« Die Waffe zuckte wieder. »Bewegung!«
    Kopfschüttelnd durchquerte Dalton den Raum. »Verrat ist solch eine billige Sünde. Diese Melodramatik … sie ist unter Ihrem Niveau, Zanni.«
    »Ihnen einen Kopfschuss zu verpassen auch, aber wenn es sein muss, tu ich’s!«
    Sie kam weiter in den Raum herein, sodass sie ein gleichseitiges Dreieck bildeten. Sie konnte Geiger nun sehen – sein bleiches Gesicht, das langsame Heben und Senken seiner Brust, die Hände. Er erinnerte sie an eine Flickenpuppe, die sie als ganz kleines Mädchen besessen hatte.
    »Mein Gott … Geiger …«, sagte sie.
    Geiger richtete langsam den Kopf auf, es war ein Kampf den Hang hinauf. Er öffnete die Augen und sah sie. Zanni entdeckte keine Überraschung über ihre Anwesenheit, auch keine Dankbarkeit oder Erleichterung. Nur das klassische Geiger-Starren. Und das war eine gute Sache. Halte es linear. Erledige es. Geh weg.
    Dalton lehnte sich an die Wand. »Darf ich fragen, was Sie sich dabei denken?«
    »Es ist zu Ende«, sagte sie. »Legen Sie sich auf den Boden. Auf den Rücken.«
    Die Sehnen an Daltons Hals sprangen plötzlich heraus wie Kordeln. »Wir sind noch nicht fertig!
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