Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Ewige Widersacher

Der Ewige Widersacher

Titel: Der Ewige Widersacher
Autoren: Vampira VA
Vom Netzwerk:
das Licht der Sterne, sondern von solcher Wärme, daß sie alle den Wunsch hatten, es zu berühren ...
    »Es war mehr als nur Licht, diesen Eindruck hatte ich«, meldete sich nun auch Kaspar zu Wort. Der Ausdruck seiner Augen glich ganz dem Melchiors. Auch der jüngere Sternenkundige schien im Bann dessen, was er am Nachthimmel gesehen hatte. »Es war . wunderschön. Und es wäre sträflich, nicht erfahren zu wollen, was es uns zeigen will.«
    »Das Licht?« hakte der König nach. »Ihr meint, es steht als ein Zeichen für etwas?« Unüberhörbar war nun der lauernde Ton in seiner Stimme.
    Melchior öffnete den Mund zu einer Erwiderung, zugleich sandte er einen mahnenden Blick in Kaspars Richtung - doch zu spät! Der Jüngere kam ihm zuvor, und noch ehe Melchior ihm ins Wort fallen konnte, war schon heraus, was er selbst nicht so deutlich hatte sagen wollen.
    »O ja, dieser Stern ist ein Zeichen«, erklärte Kaspar, und mit feierlichem Ernst, der Melchior frösteln ließ, fuhr er fort: »Es steht für den neuen König der Juden!«
    *
    König Herodes schwieg, und die Stille, die den Saal erfüllte, war bedrückend wie die Schwüle vor einem Unwetter, wenn dunkle Wolken vom Horizont herwogten.
    Dieses Schweigen mißverstand auch Kaspar nicht. Seinem Gesicht war deutlich abzulesen, daß er es bereute, so vorlaut gewesen zu sein. Dem Herrscher dieses Landes gegenüber von einem neuen König zu reden - welch eine unverzeihliche Torheit!
    »Nun«, begann er zögernd, »ich ... wir ...«
    Diesmal fing er Melchiors Blick auf und verstand ihn richtig. Keinen Laut gab er mehr von sich. An seiner statt übernahm der Ältere wieder das Wort.
    »Verzeiht meinem jungen Bruder, Herr«, bat Melchior versöhnlich. »Er ist unerfahren und hat den Zweck unserer Reise offensichtlich nicht ganz verstanden.« Er schluckte erleichtert, als er sah, daß He-rodes sich entspannte - ein klein wenig zumindest .
    »Wisset, daß unsere Priesterschaft in der Heimat als Bund von Gelehrten gilt, und in dieser Eigenschaft sind uns Schriften aus aller Herren Länder anvertraut. Eine unserer Aufgaben ist es, mögliche Verbindungen zu ziehen zwischen dem, was weise Männer einmal niedergeschrieben haben, und dem Stand der Sterne.«
    »Wozu?« fragte Herodes.
    »Wir erkunden auf diese Weise, ob Vorhersagen gewisser Ereignisse möglich sind, oder ob andere eine Regelmäßigkeit in ihrem Auftreten zeigen. So ließe sich Ordnung ins Leben bringen und -was wichtiger ist - Vorsorge treffen, wenn Bedrohlichkeiten nahen, weil wir ihre Schatten zu deuten wüßten.«
    »Das leuchtet mir ein«, meinte der König, und tatsächlich schien er interessiert an dieser Art des Weissagens. Dann aber umwölkte sich Herodes' Stirn von neuem und er fragte: »Was aber hat es mit der Geburt jenes Königs der Juden auf sich, von dem euer junger Freund eben sprach?«
    Melchior wand sich innerlich. »Nun, tatsächlich kündet eine unserer Schriften von der Geburt eines Kindes, dem eine große Zukunft vorausgesagt wird, wenn am Nachthimmel ein taghelles Licht erstrahlt. Aber -«, er hob beschwichtigend die Hand, als er sah, daß Herodes etwas einwerfen wollte, »- es sind nur Worte. Nichts sonst.«
    »Und nur diesem Ziel gilt eure Reise?« Herodes klang zweifelnd. »Zu sehen, ob bloße Worte, die ein Narr geschrieben haben mag, der Wahrheit entsprechen?«
    »Vielleicht«, meinte Melchior mit weisem Lächeln, »sind auch wir nur Narren.«
    »Wer weiß«, murmelte der König versonnen. Dann zwang er ebenfalls ein Lächeln auf seine Züge. Es sollte einnehmend wirken, aber es machte seinen Mund nur zu einem weiteren Schatten in seinem altersfurchigen Gesicht.
    »Es interessiert mich, wie eure Reise ausgeht«, sagte er dann, betont jovial, »ob ihr findet, wonach ihr sucht. - Kehrt zurück in meinen Palast, wenn ihr den Stern erreicht und gesehen habt, was sein Licht euch zeigen wollte. Ich werde euch die Mühen ordentlich lohnen. Als reiche Männer sollt ihr heimkehren in euer Morgenland.«
    Die drei Männer versprachen, dem Herodes über den Ausgang ihrer Suche Bericht zu erstatten .
    ... aber der König sah sie niemals wieder.
    Ihre Worte indes, und was sie für ihn persönlich bedeuten mochten, vergaß er nicht. Und er sann darüber nach, was zu tun sei, um Gewißheit zu erlangen.
    König Herodes der Große brauchte Rat .
    ... und ICH wußte ihn!
    *
    Und er wird König sein ... 
    ... und sein Reich wird kein Ende haben.
    Lukas, Kap 1, Vers 33
    Weshalb die Drei aus dem Morgenland
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher