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Der Ewige Widersacher

Der Ewige Widersacher

Titel: Der Ewige Widersacher
Autoren: Vampira VA
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    Lilith sah angestrengt hin. »Und? Ist es so?«
    Gabriel zuckte die Schultern. »Was weiß ich? Ich war nicht bei allem zugegen, was auf dieser Welt geschah. Immerhin bin ich auch nur -«
    »- ein Mensch?« ergänzte Lilith spöttisch, als er unvermittelt abbrach.
    »In mancherlei Hinsicht vielleicht zu menschlich -«, räumte der andere ein und ergänzte betont: »- noch.«
    »Was willst du damit sagen?« faßte Lilith nach. »Was hast du vor? Und warum brachtest du mich gerade an diesen Ort?«
    »Ich liebe es, Orte wie diesen mit meiner Präsenz zu - beehren. Mit jedem meiner Schritte nehme ich ihnen etwas von ihrer Würde, von ihrer - Heiligkeit.« Versonnen strich Gabriel mit der Hand an der mosaikverzierten Wand entlang, und Lilith glaubte etwas wie einen flüchtigen dunklen Schatten zu sehen, den die Berührung hinterließ.
    Eine Ahnung durchzuckte plötzlich ihr Hirn. Der Gedanke verblaßte, noch ehe sie ihn recht zu fassen vermochte. Aber wie von selbst formulierte ihr Mund eine entsprechende Frage: »Bist du -«, sie verbesserte sich,»- sind wir deshalb in Jerusalem? Willst du diese Stadt . entweihen? Ist das dein Plan?«
    Gabriel lachte meckernd. Das Geräusch dröhnte widernatürlich laut durch den Felsendom. »Du bist ein kluges Kind, in der Tat. Es wäre ein Fehler gewesen, dich mir nicht zu verpflichten.« Dann aber schlug sein Ton abrupt um, gewann etwas Mißtrauisches. Lauernd maß er Lilith aus den Augenwinkeln. »Oder . war es ein Fehler?«
    Lilith wunderte sich über die eigene Ungerührtheit, mit der sie den Blick des Leibhaftigen sowie die ganze irreale Situation ertrug. »Du kannst es nur herausfinden, indem du mir verrätst, was ich für dich tun soll«, meinte sie, »und was du vorhast.«
    Gabriel schwieg. Eine ganze Weile schritt er stumm dahin, dem Verlauf des äußeren Gangs folgend. Lilith ging ihm nach, im Ab-stand von zwei, drei Schritten.
    »Wie kommt es, daß wir allein hier sind?« fragte sie dann, nicht aus echtem Interesse, sondern um das unangenehm werdende Schweigen zu beenden. »Ich dachte, dieser Dom wäre das Ziel von Pilgern aus aller Welt und zu keiner Zeit wirklich verlassen.«
    »Sind wir das denn?«, entgegnete Gabriel ruhig, »Allein? Oder scheint es nur so?«
    Mit einer beiläufigen Geste strich er durch die Luft, und für einen Moment schien es Lilith, als sehe sie alles ringsum wie durch Wasser, das in Bewegung geriet. Und dahinter, verschwommen nur, undeutlich - bevölkerten Menschen den Felsendom, in dem sie sich eben noch allein mit Gabriel gewähnt hatte!
    Die wellenartige Bewegung der Luft verebbte, und als sie vollends zur Ruhe kam, verbarg der magische Schild die jenseits davon liegende Wirklichkeit.
    »Beeindruckend«, meinte Lilith lapidar.
    »Nicht mein bester Trick«, gab Gabriel mit schiefem Grinsen zurück.
    »Du kommst vom Thema ab«, erinnerte Lilith.
    Er nickte.
    »Ja«, sagte er gedehnt, »und vielleicht sollte ich dir tatsächlich das eine oder andere erzählen .«
    »Tu dir keinen Zwang an.«
    Gabriel ließ sich nicht beirren. Als hätte Lilith ihn nicht unterbrochen, fuhr er fort: ». auf daß du erkennst, wer ich bin - und was ich bin.«
    Er hielt inne. Sein Blick ging scheinbar ins Nichts, tatsächlich aber schaute er zurück in die Geschichte dieser Welt - und in Hunderte von Gesichtern, die im Laufe dieser Geschichte allesamt die seinen gewesen waren.
    Gabriel begann zu erzählen. Eine Geschichte von vielen. Jene, die vom triumphalsten Sieg des Bösen berichtete - und zugleich von sei-ner ärgsten Niederlage.
    Der Teuflische schilderte die seinerzeitigen Geschehnisse nicht mit bloßen Worten; er zog Lilith förmlich hinein.
    Und so kam es, daß sie die vielleicht größte und sicher bekannteste Geschichte dieser Welt gleichsam als stumme Zeugin regelrecht miterlebte, und sie erfuhr Wahrheiten, die kein Mensch je gekannt hatte, weil sie nirgendwo geschrieben standen - nicht in dieser Form .
    Die Geschichte trug sich zu vor langer Zeit, und sie begann .
    *
    ... in Palästina
    Der Titel König und sein Beiname der Große waren mehr Schein als Sein. Tatsächlich nämlich war Herodes nichts anderes als ein Vasallenfürst des Römischen Reichs, das zu jener Zeit die westliche Welt wie auch die Länder im Nahen Osten beherrschte.
    Daß er gleichsam bevormundet wurde vom Kaiser Roms und letztlich sogar dessen Gouverneure der Provinzen größere Entscheidungsbefugnisse hatten als er, hatte Herodes sich jedoch nie eingestanden. Im Gegenteil schienen
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