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Der Ewige Widersacher

Der Ewige Widersacher

Titel: Der Ewige Widersacher
Autoren: Vampira VA
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nicht ihm galt, fürchtete.
    »Warum was?« erwiderte der dunkelhaarige Jüngling.
    »Warum hast du das getan? Mich -«, Lilith vollführte eine Handbewegung, die ihre Umgebung einschloß, ohne jedoch hinzusehen, »- hierher geholt? Und weshalb hast du mich vor Nona gerettet?«
    »Kannst du dir das nicht denken?« fragte Gabriel. Er schien ehrlich erstaunt darüber, daß Lilith seine Beweggründe nicht von selbst erriet.
    »Würde ich sonst fragen?«
    »Weil du mir noch etwas schuldest«, erklärte der Teuflische schließlich. »Und niemand verläßt diese Welt, ohne seine offene Rechnung mit mir beglichen zu haben.«
    Lilith spürte, daß seine Worte nicht gänzlich der Wahrheit entsprachen. Etwas war da noch, das unausgesprochen blieb.
    »Du meinst den -«, sie zögerte kurz, »- Gefallen, zu dem ich dir verpflichtet bin?«
    Als Lilith in der Hermetischen Welt Mayab gefangen gewesen war und diese magische abgeriegelte Zone schließlich zerstört worden war, hatte Gabriel sie vor dem Untergang bewahrt.
    Im Gegenzug hatte Lilith ihm versprechen müssen, ihm einen Dienst zu erweisen, wann immer er ihn einforderte und was es auch sein würde. In ihrer ausweglosen Situation war Lilith bereit gewesen, jeden Preis für ihre Rettung zu zahlen. *
    »Natürlich«, antwortete Gabriel.
    »Worum handelt es sich dabei? Was ist es, das ich für dich tun soll?«
    Der Inkarnierte hob die Hand. »Alles zu seiner Zeit. Du wirst es erfahren, wenn es soweit ist.«
    »Wann?«
    »Bald.« Gabriel lächelte, harmlos und beängstigend in einem.
    »Was sollte ich für dich tun können, wozu du nicht selbst in der Lage wärst?« Lilith gab nicht nach. »Sind deiner Macht denn Grenzen gesetzt? Ich meine - immerhin hast du Anum erschlagen, ohne auch nur mit der Wimper zu zucken. Und er war -«, Lilith schauderte unwillkürlich in der Erinnerung an das Wesen, an dessen Seite sie Tage zugebracht und dem sie sich zugetan gefühlt hatte, »- ein Gott!«
    »Er war nur ein Gott«, erwiderte Gabriel geheimnisvoll.
    Endlich sah Lilith ein, daß es wenig Sinn hatte, weiter in ihren »Retter« dringen zu wollen.
    »Wo sind wir hier eigentlich?« fragte sie. Lediglich aus den Augenwinkeln heraus versuchte sie, mehr von ihrer Umgebung zu erkennen. Noch immer war es ihr nicht möglich; nach wie vor verbog ihr Blick Boden, Wände und Decken in wahnsinnig machender Art und Weise - - bis Gabriel eine beiläufige Handbewegung machte und die kaleidoskopartigen Eindrücke, die Lilith umschwirrten, übergangslos zum Stillstand kamen und ein Bild ergaben.
    Sie und Gabriel standen auf einem von zwei parallel zueinander verlaufenden Gängen, die ein Achteck beschrieben und durch marmorne Säulen voneinander getrennt waren. In der Mitte dieses Ok-tagons befand sich ein Felsplateau, weit darüber eine Kuppel aus Gold und Glas, verziert mit einem kunstvollen Mosaik.
    Ein Anblick, der Lilith vage bekannt vorkam, obschon sie sicher war, noch nie zuvor im Leben an diesem Ort gewesen zu sein. Sie kannte ihn von Fotografien, Abbildungen in Büchern vielleicht.
    Lilith hatte die ersten 96 Jahre ihres Lebens im Traumschlaf verbracht; eine Zeit, in der sie nicht nur ihrer Bestimmung entgegengereift war, sondern auch alles über die Welt, die sie nach hundert Jahren betreten sollte, gelernt hatte. Im Rahmen dieses »Unterrichts«, an den sie sich nunmehr wieder erinnern konnte, mochte sie auch etwas über dieses zweifelsohne religiöse Bauwerk gelesen haben.
    »Wo sind wir?« fragte sie. Ehrfurcht schwang in ihrem Ton mit, und ihr Flüstern strich als geisterhaftes Echo zwischen den Wänden einher. Unablässig wanderte Liliths Blick bald hierhin, bald dorthin. Jedes Detail des Gebäudes war auf seine Weise beeindruckend, sei es nun seiner Schlichtheit oder seiner Schönheit wegen, und noch eindrucksvoller freilich war ihr harmonisches Zusammenwirken. Dieser Ort strahlte Ruhe und Friedlichkeit aus, er atmete Andacht - - und um so frevelhafter schien es Lilith, daß gerade sie sich hier aufhielt, zumal an der Seite des Leibhaftigen!
    »Im Felsendom«, antwortete Gabriel fast fröhlich. »Im >Erhabenen Heiligtum<, das von drei Weltreligionen anerkannt wird.« Er zeigte zur Mitte des Domes hin. »Dieser Felsen dort galt der arabischen Geographie als Mittelpunkt der Welt. Abraham war hier bereit, seinen Sohn zu opfern -«, der Teuflische grinste abfällig, »- und die Muslime wollen hier den Fußabdruck des Propheten Mohammeds und den der Hand des Erzengels Gabriel erkennen
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