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Der Ewige Widersacher

Der Ewige Widersacher

Titel: Der Ewige Widersacher
Autoren: Vampira VA
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nicht an den Hof Herodes' zurückkehrten, weiß ich nicht. Vielleicht war es so, wie man sich später erzählte und niederschrieb, daß sie im Traum dazu angehalten wurden, ihr Wort zu brechen, und auf einem Wege heimkehrten, der Jerusalem nicht kreuzte.
    Ich bin mir nicht sicher, ob der Erzengel Michael zu jener Zeit schon unsere einst gemeinsamen Gefilde verlassen hatte und als Sal-vat auf Erden weilte. Möglicherweise ... Und vielleicht war er es ja, der den Sternsuchern hieß, Herodes nicht wiederaufzusuchen, um zu schützen, was dieser gottlosen Welt geschenkt worden war - - ein Kind.
    Nur ein Menschensohn zwar, aber zu Höherem berufen. Daran konnte nicht der geringste Zweifel bestehen. Denn die Geburt dieses Kindes hatte den Kosmos erschüttert auf einer Ebene, die Menschen nie erfassen oder erforschen werden.
    Wo Licht ist, da ist auch Schatten ...
    Mit diesen Worten ist im Grunde beschrieben, was damals geschah: Ein Ereignis auf Seiten der lichten Macht verursachte ein Beben im Refugium der Finsternis und löste damit eine gegenteilige Reaktion aus: Die Geburt dessen, den man als den Messias 2 und Heils-bringer erwartete, wurde beantwortet mit der Berufung einer weiteren Dreigestalt, einer Inkarnation jener Wesenheit, die als Luzifer von seinen Brüdern verdammt worden war und dessen einsamer Geist in der Folge jenes vielschichtige Reich ersonnen hatte, das die Menschen Hölle nannten.
    Ich war diese Dreigestalt, so wie ich jede zuvor und jede danach war. Ich war und bin der Arm des Bösen, der in diese Welt hineingreift, um ihm den Boden zu bereiten und seine Saat auszubringen.
    Diesmal aber galt es mehr zu tun als nur das. Diesmal war es mein Ziel zu verhindern, daß mir der Boden verdorben und meine Saat vernichtet wurde!
    Und wahrlich stand zu befürchten, daß dies geschehen könnte. Denn dieser Menschensohn trug es in sich, die Menschheit zu einen im Glauben an Gott und ein Reich in Seinem Namen zu begründen.
    Die Gefahr zu beseitigen, noch ehe sie recht erwuchs, dies war meine Absicht.
    Und Herodes sollte mein Werkzeug sein.
    *
    Die Ungewißheit nagte in Herodes dem Großen wie eine hungrige Ratte, und tatsächlich schien sie an seiner Substanz zu zehren, von der seines Körpers ebenso wie von der seines Geistes. Er verfiel zusehends, und die Suche nach jenem verheißenen neuen König geriet ihm alsbald zur Besessenheit, von der ihn weder Schriftgelehrte noch Hohepriester zu befreien vermochten, denn wen Herodes auch befragte und mit Nachforschung beauftragte, Antwort und Ergebnis mußten sie ihm alle schuldig bleiben.
    Als ich den Alten schließlich heimsuchte, aufmerksam geworden auf sein wahnhaftes Trachten, den Verheißenen aufzuspüren, schien er mir nur noch wie das Wrack eines Menschen, dürr und zitternd, in den Augen den Glanz eines Fiebers, für das keine irdische Arznei geschaffen war.
    Wohl lag es daran, daß er meinen Auftritt hinnahm, ohne sich darüber zu erregen. Im Gegenteil schien es mir sogar, als habe er mich herbeigesehnt, nachdem niemand sonst ihm hatte helfen können. Vielleicht wußte oder ahnte er gar, wer und was ich wirklich war, obschon ich in der harmlosen Maskerade eines Jedermanns auftrat. Nun, daß meine »Mutter« ein Stück Vieh gewesen war, dessen Schoß ich in ganzer Mannesblüte entschlüpft war, sah man mir jedenfalls nicht an .
    Allein traf ich ihn in mittlerer Nacht in seinen Gemächern. Die Wachen vor der Tür wußten nichts von meiner Gegenwart. Wie auch? Hatte ich die Tür doch nicht benutzt, ebenso wenig das Fenster des Raumes .
    ZZZUUUWWW!
    Wie in zähem Schlamm steckend, so langsam wandte sich Herodes nach mir um. Nackt stand er da, wohl bereit, sich zur Ruhe zu legen, die er nicht finden würde, so wenig wie er sie in den Nächten seit seinem Gespräch mit den Dreien aus dem Morgenland je wieder gefunden hatte.
    »Wer ...?« begann er, besann sich dann aber anders und fragte: »Was willst du?«
    »Euch helfen«, sagte ich nur.
    Offenbar wußte er sogleich, wovon ich sprach. Denn er erwiderte: »Wie könntest du mir helfen, Fremder? Wo mir doch die Klügsten und Gelehrtesten nicht helfen konnten?«
    Ich lächelte knapp, so kalt aber, daß es den nackten Alten tatsächlich schauderte. Eine Gänsehaut überlief seinen mageren Körper.
    »Vielleicht bedarf es weder klugen noch gelehrten Verstandes, um Euch dienlich zu sein«, gab ich zurück, »sondern eines ganz und gar anderen?«
    Nur für die Dauer eines Lidschlags ließ ich Herodes eines meiner wahren
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