Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Ewige Widersacher

Der Ewige Widersacher

Titel: Der Ewige Widersacher
Autoren: Vampira VA
Vom Netzwerk:
Gesichter schauen; lange genug jedoch, daß er es sah und nie wieder vergaß - - und voll Ehrfurcht auf die knochigen Knie niedersank.
    »Du . Ihr wollt mir helfen?« stieß er atemlos hervor. »Wie komme ich zu diesem Glück?«
    Seine Augen verloren ihren Glanz nicht, doch der war mit einemmal von anderer Art; nicht länger der eines im Geiste Erkrankten, sondern von solcher Qualität, wie ich sie schon oft gesehen hatte -und noch öfter zu sehen wünschte. Ergebenheit spiegelte dieser Glanz wider, und fanatische Begeisterung.
    Wäre meinem Wirken doch stets so leichter Erfolg beschieden .
    »Steh auf«, sagte ich, »dann sollst du es erfahren.«
    Herodes erhob sich.
    »Was also kann ich tun, um endlich Gewißheit zu erlangen, was diesen neugeborenen König anbelangt?« fragte er drängend.
    Wieder lächelte ich. »Du tust mir einen Gefallen und löst damit zugleich dein Problem.«
    »Wie soll das angehen?«
    Ich verriet es ihm, sagte ihm, was er seinen Soldaten befehlen sollte.
    Herodes' Züge entgleisten für einen Moment. Entsetzen stand ihm ins Gesicht geschrieben über das, was ich von ihm verlangte.
    »Das -«, entfuhr es ihm, »- ist ungeheuerlich! Wie könnte ich einen solchen Befehl geben?«
    Ich zuckte die Schultern. »Dann laß es bleiben und lebe fort in Unruhe.« Ich wandte mich um, doch seine Stimme hielt mich zurück.
    »Halt! Wartet! Ihr . Vielleicht habt Ihr recht. Ja, sicher sogar. Euer Vorschlag scheint mir der einzig richtige, um zu verhindern, daß dieser neue König - ob es ihn nun gibt oder nicht - mir meinen Thron streitig macht.«
    »Und du erhältst im Gegenzug etwas von mir«, sagte ich. »Niemand, der mir einen Gefallen tut, geht leer aus.«
    »Was wollt Ihr mir geben?« fragte Herodes überrascht.
    »Die Sicherheit, daß dein Reich Palästina niemals in die Hand eines anderen Königs fallen wird.«
    Herodes lächelte auf eine Weise, die mir selbst zur Ehre gereicht hätte. Er streckte mir die Hand hin.
    »Unser Handel gilt. Im Morgengrauen schicke ich meine Truppen los.«
    Ich schlug ein und besiegelte unseren Pakt.

    In Rama hat man ein Geschrei gehört, 
    viel Weinen und Wehklagen ...
    Matthäus, Kap 2, Vers 18
    Ich ritt mit den Soldaten, die Herodes ausschickte. Obwohl keiner mich vom Angesicht kannte, stellte niemand Fragen nach dem Grund meines Beiseins. Denn jeder schien zu spüren, daß es besser war, mich stillschweigend zu akzeptieren oder gar zu ignorieren.
    Überdies kümmerte es die Männer wohl wenig; ihr blutiges Tun nahm sie ganz gefangen und ließ in ihren Köpfen nur Entsetzen zu.
    Die Truppen fielen in die Dörfer und Höfe zwischen Jerusalem und dem kleinen Ort Bethlehem ein, denn dies war die Richtung, in welche die drei Perser mitsamt ihres Trosses gezogen waren. Das wenigstens hatte Herodes in Erfahrung bringen können. Jenseits von Bethlehem hatte man sie nicht mehr gesehen, also lag nahe, daß sie spätestens dort gefunden hatten, wonach sie suchten - wenn sie denn überhaupt fündig geworden waren .
    Ich schloß mich jenem Trupp an, der Bethlehem selbst heimsuchte, etwas wie einem Instinkt folgend. Sowie die Alte Rasse meine Präsenz zu wittern vermochte und als Gestank empfand, der jeden Vampir zur Flucht trieb, konnte ich dieses Kind spüren. Lokalisieren indes konnte ich es nicht. Es war, als läge etwas zwischen ihm und mir - ein Mensch hätte wohl gemeint, jemand oder etwas hielte seine schützende Hand darüber .
    Kein Haus, keine Hütte verschonten die Männer des Herodes. Ob-schon sie es nicht mit Gleichmut oder gar Freude taten. Meine bloße Gegenwart aber verbat ihnen jedes Zögern und alle Gnade. Und ich weidete mich an ihrem Grauen und Entsetzen wie ein Lamm auf grüner Aue. Ebenso wie an den Schreien und Wehklagen, die wie heulender Wind durch die Gassen Bethlehems fuhren.
    Kein Kind, das jünger war als zwei Jahre, überlebte diesen Tag. Dies war mein Plan gewesen, um die mir erwachsende Gefahr schon im Keim zu ersticken. Und so mancher Vater, der den Tod seines Sohnes rächen wollte, büßte den Versuch gleichfalls mit dem Leben, wie auch manche Mutter im Tod Erlösung suchte von dem Schmerz, den die Soldaten des Königs ihr beigebracht hatten.
    Qual und Schmerz, Angst und Schrecken, all dies gereichte mir zwar zum Wohlgefallen; Zufriedenheit aber erlangte ich nicht. Denn als auch das letzte Kind in den Dörfern um Bethlehem gefunden und getötet war, wußte ich, daß das eine nicht darunter gewesen war.
    Ich vermochte sein Leben noch zu spüren,
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher