Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der ewige Krieg 03 - Der ewige Friede

Der ewige Krieg 03 - Der ewige Friede

Titel: Der ewige Krieg 03 - Der ewige Friede
Autoren: Joe Haldeman
Vom Netzwerk:
Gruppen-Intimität erleben.
    Nähe ist die Vorstufe der Liebe, heißt es. Es gibt Paare unter den Operatoren, und hin und wieder klappt das sogar. Ich probierte es mit Carolyn, die vor drei Jahren starb, aber wir schafften es nie, die Kluft zwischen Kampfverbund und Privatleben zu überbrücken. Wir versuchten das Problem mit einem Therapeuten zu klären, aber da der Mann keine Ahnung hatte, was es bedeutet, einen Kontakt zu besitzen, hätten wir uns ebenso gut in Sanskrit unterhalten können.
    Es ist schwer zu sagen, ob ich für Sara ›Liebe‹ empfinde, aber es erübrigt sich, darüber nachzudenken, da sie sich ohnehin nicht echt zu mir hingezogen fühlt und ihre Gefühle, oder besser ihren Mangel an Gefühlen, natürlich nicht verbergen kann. Körperlich kommen wir uns näher, als jedes ›normale‹ Paar es jemals könnte, denn während eines Einsatzes sind wir eine fest verbundene Einheit, ein Geschöpf mit zwanzig Armen und Beinen, zehn Gehirnen, fünf weiblichen und fünf männlichen Geschlechtsorganen.
    Manche Menschen beschreiben das Gefühl als gottgleich, und es gab wohl den einen oder anderen Gott, der so ähnlich konstruiert war. Der, mit dem ich aufwuchs, war ein alter kaukasischer Herr mit weißem Bart, der nicht mal eine einzige Vagina hatte.
    Wir hatten den Einsatzplan natürlich bereits studiert, und wir kannten unsere Order für die nächsten neun Tage. Wir sollten in Scovilles Gebiet weitermachen, allerdings mit Störaktionen, die den Zweck hatten, die Rebellen im Regenwald von Costa Rica ein wenig zu verunsichern. Nicht gerade eine gefährliche Aufgabe, sondern eher etwas, das uns gegen den Strich lief. Der Gegner hatte nichts, das sich auch nur entfernt mit unseren Soldierboys vergleichen ließ, und wir fühlten uns wie Erwachsene, die Kinder anbrüllten.
    Ralph sprach sein Unbehagen offen aus. Wir hatten uns mit Tee und Kaffee an den Esstisch gesetzt.
    »Dieser Overkill geht mir auf den Geist«, sagte er. »Wenn ich an die beiden Kleinen denke, die wir letztes Mal aus dem Baum holten…«
    »Scheußlich«, pflichtete ihm Sara bei.
    »Mann, die wollten es doch gar nicht anders«, erklärte Mel. Er nahm einen Schluck Kaffee und starrte mit gerunzelter Stirn in die Tasse. »Wir hätten sie vermutlich kaum bemerkt, wenn sie nicht das Feuer auf uns eröffnet hätten.«
    »Du machst dir Vorwürfe, weil sie noch so jung waren?« fragte ich Ralph.
    »Du vielleicht nicht?« Er rieb sich die Bartstoppeln am Kinn. »Zwei kleine Mädchen.«
    »Zwei kleine Mädchen mit Maschinengewehren«, sagte Karen und Claude nickte entschieden. Sie waren etwa ein Jahr zuvor zu uns gestoßen und galten als unzertrennliches Paar.
    »Ich habe lange darüber nachgedacht«, meinte ich. »Wie hätten wir uns verhalten, wenn uns klar gewesen wäre, dass es sich um kleine Mädchen handelte?« Die beiden waren etwa zehn Jahre alt gewesen und hatten Unterschlupf in einem Baumhaus gefunden.
    »Vor oder nach ihrem Angriff auf uns?« wollte Mel wissen.
    »Sogar noch danach«, sagte Candi. »Welchen Schaden konnten sie schon mit einem Maschinengewehr anrichten?«
    »Mir hat es jedenfalls gereicht!« erklärte Mel. Er hatte ein Auge und den Geruchssinn verloren. »Sie wussten genau, wo sie hinzielen mussten.«
    »So schlimm war es auch wieder nicht«, sagte Candi. »Du hast sofort Ersatz gekriegt.«
    »Für mich war es schlimm genug.«
    »Ich weiß. Ich war schließlich dabei.« Man spürt keinen echten Schmerz, wenn ein Sensor ausfällt. Aber es ist etwas, das sich ähnlich wie Schmerz anfühlt, auch wenn es kein Wort dafür gibt.
    »Ich schätze, es wäre nicht nötig gewesen, sie umzubringen, wenn sie sich gezeigt hätten«, sagte Claude. »Wenn wir erkannt hätten, dass es sich um Kinder mit primitiven Waffen handelte. Aber woher, zum Henker, sollten wir denn wissen, dass sie keine Offiziere waren, die vielleicht eine taktische Atombombe anfordern konnten?«
    »In Costa Rica?« fragte Candi.
    »Alles schon dagewesen«, meinte Karen. Es war ein einziges Mal in drei Jahren vorgekommen. Niemand wusste, wie die Rebellen an diese Atombombe gelangt waren. Der Zwischenfall hatte sie zwei Städte gekostet – die eine, in der sich die Soldierboys befanden, als sie zerstäubt wurden, und die andere, die wir zur Vergeltung in Schutt und Asche legten.
    »Ja, ja«, sagte Candi, und ich hörte aus diesen beiden Worten alles heraus, was sie nicht sagte: dass eine Atombombe auf unser Einsatzgebiet nicht mehr als zehn Maschinen kostete. Während
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher