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Der erste Marsianer

Der erste Marsianer

Titel: Der erste Marsianer
Autoren: A. E. van Vogt
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geworden, weil unsere Versorgung mit Atemluft so gefährdet war.
    Ich hatte gehofft, Frank Gray diese Tatsache in irgendeiner Form vor Augen zu fuhren. Doch daß es eines solchen Dramas bedurfte, um ihn – zu spät – zur Vernunft zu bringen, war mir nie in den Sinn gekommen.
    Als mir diese vagen Gedanken durch den Kopf gingen, kauerte ich mich auf der Eisenleiter zusammen und spannte meine Muskeln, um mit einem Satz in die Türöffnung und ins Innere des Führerstands zu springen. Ich wagte es im letzten möglichen Moment. Das Gewehr entlud sich praktisch in mein Gesicht. Das Mündungsfeuer blendete mich, und das Krachen des Schusses drohte meine Trommelfelle zu sprengen. Ich wußte nicht, ob ich getroffen war, fühlte nur den Boden der Türöffnung unter meinen Füßen und warf mich mit dem letzten Schwung meiner Bewegung ins Innere. Ich prallte gegen einen weichen Körper – Frank Grays –, der zurücktaumelte, und dann landete ich auf dem Boden.
    Wenigstens hatte ich den Eindruck, daß es sich so abspielte.
    Was mich in meiner Benommenheit am meisten verwunderte, war, daß ich noch lebte, und daß die für mich bestimmte Kugel irgendwie ins Leere gegangen sein mußte.
    Und dann klapperte von irgendwo eine Axt mit hellem Klang auf die metallenen Bodenplatten – und mir dämmerte die Wahrheit. José war zur anderen Tür hereingekommen und hatte Franks Schutzhelm mit einem Axthieb zerschmettert.
    Frank taumelte gegen das Armaturenbrett, griff haltsuchend umher und ließ sein Gewehr fallen. Während ich aufstand, mit einem raschen Sprung das Gewehr an mich nahm und dann die Tür schloß, versuchte Frank, sich an der Rückenlehne des Führersitzes aufrechtzuhalten. Seine Augen quollen aus den Höhlen, und er schnappte nach Luft wie ein an Land gezogener Karpfen. Sein Gesicht begann sich bereits bläulich zu verfärben. Dann sah ich José an der Wand lehnen. Sein linker Arm hing schlaff herab, und aus seinem Handschuh tropfte Blut.
    Die graue Farbe des Schocks war noch in seinem Gesicht. Aber er grinste mir zu, und als ich kurz darauf Frank Grays schlaffen Körper am Boden in den Maschinenraum schleifte, wo ich den Luftdruck erhöhen und sein Leben für den Strafrichter retten konnte, hielt José mir die Tür zum Durchgang, bevor er mir in seiner ruhigen Art folgte.
    Heutzutage ist die Geschichte von José der Teil meines Marslebens, den meine Kinder am liebsten hören. Was mir Hoffnung macht. Seit ich hier in Colorado im Ruhestand lebe, ist es mir gelungen, eine kleine Gemeinschaft für einen langfristigen Plan von mir zu begeistern.
    Wir haben ein Dorf in dreitausendachthundert Metern Höhe gebaut; und unsere Kinder wachsen bereits hier oben auf. Wir haben es alles ausgerechnet.
    Ihre Kinder werden Marsianer sein.
     

 
DIE ZUKUNFTSFORSCHER
     
    Virginia Mentions Anwesenheit war eine Sache bloßen Zufalls. Sie kam aus einem Restaurant, und da waren die Feuerwehrwagen, und der Qualm brodelte aus der offenen Tür eines zweistöckigen Hauses.
    Virginia ging langsam hinüber, angetrieben vom Reporterinstinkt. Lokalreportagen dieser Art waren schon lange nicht mehr ihr Metier, aber hier war ein Haus in Brand geraten, und sie war gerade zur Stelle. Sie hatte schon den Text der kleinen Meldung im Kopf, die sie schreiben würde:
    Heute morgen brach im Haus des Soundso in der Wainworth Avenue aus noch ungeklärter Ursache ein Feuer aus, das von der sofort alarmierten Feuerwehr rasch gelöscht werden konnte. Es entstand leichter Sachschaden.
    Neben der Tür des Gebäudes war ein poliertes Messingschild mit der Aufschrift:
     
    LABORATORIUM FÜR
    ZUKUNFTSWISSENSCHAFTEN
    Neurologische und organologische Forschung
     
    Sie schrieb das und die Hausnummer Wainworth Avenue 411 in ihr Notizbuch. Als sie damit fertig war, kamen ein paar Feuerwehrleute aus der Tür gestapft. Virginia packte den Chef am Arm.
    „Ich bin vom ,Herald’. Ich kam zufällig hier vorbei. Gibt es was Besonderes?“
    Der Einsatzleiter war ein massiger, schwerfälliger Mann von langsamer Rede.
    „Nein. Zimmerbrand in einem äußeren Büro. Chef nicht da. Anscheinend hat jemand eine brennende Kippe in einen Papierkorb geworfen.“
    Er machte eine Kopfbewegung zum Eingang hinter ihm, aus dem nur noch dünner, mit Wasserdampf vermischter Rauch zog. „Die haben da einen komischen jungen Kerl im Empfangsraum sitzen. Hatte soviel Angst, daß er kein einziges verständliches Wort herausbrachte. Als ich ging, kollerte er wie ein Truthahn.“
    Er lachte böse.
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