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Der erste Marsianer

Der erste Marsianer

Titel: Der erste Marsianer
Autoren: A. E. van Vogt
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sagte er. „Sie sind da auf etwas gestoßen.“
    „Sie meinen, der Laden ist faul?“
    Er lächelte. „Nein, nein, im Gegenteil. Es ist eine Riesenorganisation. Blair schätzt, daß sie ein Vermögen zwischen zehn und dreißig Milliarden Dollar verwaltet.“
    „Dieses kleine Büro?“ sagte Virginia ungläubig.
    „Wie es scheint“, antwortete Cridley, „gibt es solche Niederlassungen in fast allen Großstädten der Erde – eine soll sogar auf dem Mars existieren.“
    „Aber was machen die Leute?“
    „Angeblich beschäftigen sie sich mit Forschungsarbeiten. Aber in Wirklichkeit ist es eine kommerzielle Organisation mit dem Zweck, Industrieunternehmen und reiche Privatleute dahin zu bringen, daß sie Geld für Forschungszwecke lockermachen – entweder als Spenden oder in Form von stillen Beteiligungen. Einige unzufriedene Geldgeber scheinen Versuche gemacht zu haben, die Organisation und die von ihr angeblich geförderten Projekte auszukundschaften, aber bisher soll jeder derartige Versuch im Anfangsstadium steckengeblieben sein.
    Doktor Dorial Cranston, der Gründer, soll auf seinem Gebiet eine Kapazität gewesen sein. Aber vor ungefähr fünfzehn Jahren wurde er anscheinend geldgierig und entwickelte dieses hübsche System, mit dem Schlagwort ,Hilfe für die Wissenschaft’ auf Dummenfang zu gehen und diejenigen zu melken, die der Wissenschaft helfen wollen. Die Kontaktleute der Organisation sind natürlich Schlüsselpersonen. Männer und Frauen, deren Persönlichkeiten die nötige Ausstrahlung und Überzeugungskraft besitzen. Sie kennen den Typ. Er versteht es, immer im Mittelpunkt des Interesses zu sein.“
    Virginia schüttelte langsam ihren Kopf. „Aber haben sie jemals irgendwelche nennenswerten Forschungen gemacht und publiziert?“
    „Nicht daß ich wüßte“, sagte Cridley. „Blair konnte mir auch nichts darüber sagen.“
    Virginia runzelte die Brauen. Ein Entschluß nahm Gestalt an. „Komisch, daß wir nicht mehr über diese Organisation gehört haben“, sagte sie. „Ich glaube, ich werde da hineinleuchten.“
     
    Kurz nach fünf begann es zu regnen. Virginia Mention zog sich tiefer in den Eingang eines Damenmodengeschäfts zurück und starrte trübe in den finsteren Himmel.
    Sie hatte sich mit dem Gedanken vertraut gemacht, daß sie den Abend hier auf Beobachtungsposten verbringen würde, und obwohl sie nicht mit Regen gerechnet hatte, wollte sie jetzt nicht aufgeben. Die Logik sagte ihr, daß Edgar während der Stunde des Abendessens beobachtet werden sollte.
    Gegen sieben ließ der Regen nach, hörte bald ganz auf. Virginia verließ den Ladeneingang und wanderte langsam auf und ab, ohne das Büro auf der anderen Straßenseite aus den Augen zu lassen. Hinter dem Fenster war die nun schon vertraute Schreibtischlampe eingeschaltet worden. Ihr Licht fiel auf Edgar Gray, der in einer Zeitschrift las.
    Der Feigling! dachte Virginia Mention wütend. Hat er nicht genug Schneid, für sein Recht einzutreten? Ich weiß, daß er seit heute früh im Büro sitzt.
    Die Erbitterung ließ mit der Zeit nach. Die Minuten und Stunden krochen dahin. Um zehn Minuten nach zehn eilte sie ins Restaurant, trank hastig eine Tasse Kaffee und rief ihren Mann an.
    Professor Mentions Schmunzeln über ihre Beschreibung der ergebnislosen Wache erfrischte sie irgendwie. „Was mich angeht“, sagte er, als sie geendet hatte, „ich werde in einer Stunde ins Bett gehen. Wir sehen uns morgen früh.“
    „Ja. Ich muß jetzt Schluß machen“, sagte Virginia. „Es wäre zu dumm, wenn er fortginge, während ich hier bin.“
    Aber das Licht brannte noch immer, als sie ins Freie kam. Und Edgar saß über seine Zeitschrift gebeugt.
    Es war komisch, aber plötzlich stellte sie sich den Jahresablauf dieses seltsamen jungen Mannes vor. Tag für Tag und Woche für Woche kam Edgar Gray frühmorgens zur Arbeit und blieb dort bis in die späten Nachtstunden. Und keinen kümmerte es; anscheinend wußte niemand davon. Sie fragte sich, was für ein Privatleben – wenn überhaupt davon die Rede sein konnte – Edgar Gray haben mochte.
    Sie begann Mitleid zu empfinden. Welch ein Leben führte dieser Junge; welch ein unmenschliches Leben!
    Sie sah ihn aufspringen und einen der Knöpfe an seiner „Rechenmaschine“ drücken.
    Virginia Mention schüttelte verwundert den Kopf. Dieses Geschäft kam ihr mit jeder Sekunde absurder vor. Elf Uhr kam und ging. Elf Uhr dreißig. Um elf Uhr zweiunddreißig erlosch die Lampe plötzlich, und nach
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