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Der erste Marsianer

Der erste Marsianer

Titel: Der erste Marsianer
Autoren: A. E. van Vogt
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die zehn Minuten vergangen waren, fühlte er sich geschlagen. Er kehrte in sein Zimmer zurück, um sich anzukleiden – gerade als die schemenhafte Gestalt eines Mannes durch die Wand des Raumes trat.
    Die Erscheinung stand still, und ihr substanzlos verfließendes Bild begann sich zu festigen. Sie wurde zu einem Mann in einem dunklen Anzug, einem Mann mit arrogantem Gesichtsausdruck, der sich kühl verbeugte und sagte: „Gehen Sie nicht zur Polizei. Machen Sie keine Dummheiten. Erfüllen Sie Ihre normalen Pflichten und denken Sie sich eine vernünftige Erklärung für die Abwesenheit Ihrer Frau aus. Danach warten Sie ab. Warten Sie einfach ab.“
    Er wandte sich um. Sein Körper verwandelte sich, wurde transparent. Er trat zurück in die Wand. Und war verschwunden.
     
    Was war zu tun? Es schien, daß er absolut nichts tun konnte. Doch während des Krieges hatte er gelernt, Entscheidungen zu treffen.
    Mention überlegte. Dann ging er langsam an seinen Nachttisch und nahm die automatische Pistole aus dem hintersten Winkel der Schublade, wo er die Waffe seit Jahren verwahrte. Sie war eine Kriegstrophäe.
    Er stand da und befingerte die Pistole mit aufkommender Skepsis. Aber schließlich steckte er sie in seine Hosentasche, denn er war sich ihrer symbolischen Bedeutung für seine Moral bewußt.
    Er war auf halbem Weg zur Universität, als ihm endlich einfiel, daß Sonnabend war. Er blieb auf der Straße stehen und lachte rauh auf. Eben hatte er sich noch eingebildet, er nehme es ruhig hin!
    Er stand unschlüssig und dachte mit plötzlicher Bestürzung: ein Mann, der durch massive Wände gehen konnte! Auf was war Virginia da gestoßen?
    Sein Verstand kapitulierte vor diesem Phänomen, aber was er jetzt vor allem nötig hatte, war eine nüchterne Einschätzung seiner Situation, und die oberflächlichen Fakten waren rasch aufgezählt: Laboratorium für Zukunftswissenschaften, Edgar Gray, Dr. Dorial Cranston und ein seltsamer, kaltblickender Mann, der durch Wände gehen konnte …
    Bei dem Gedanken hielt er von neuem inne. „Es ist unmöglich“, flüsterte er heiser. „Ich muß es geträumt haben. Der menschliche Körper ist ein Gebilde, das sich aus primitiveren Strukturen entwickelt hat. Darum – es sei denn …“
    Higdens These! Nur wenn es dem Menschen einmal durch angeborene Fähigkeit möglich gewesen war, feste Substanz zu passieren, konnte er das gleiche jetzt mit Hilfe äußerer Energiequellen tun. Higdens These, daß der Mensch der Gegenwart ein degenerierter Abkömmling einer höheren Lebensform sei, mußte richtig sein.
    Er ging in die nächstbeste Bar und trank einen Cognac und dann noch einen. Danach fühlte er sich körperlich besser, aber eine Depression senkte sich auf ihn herab, gegen die er nichts zu tun vermochte.
    Er war ein zutiefst besorgter und angstvoller Mann. Und weil er nicht für sich selbst fürchtete, blieb ihm nichts übrig als zu tun, was der Fremde ihm geraten hatte:
    Abwarten.
     
    Sonntag: Um elf Uhr vormittags ging er stadtwärts und spähte im Vorbeigehen durch das Fenster des Laboratoriums für Zukunftswissenschaften. Edgar Gray saß hinter dem Tresen, eine makabre Erscheinung aus Haut und Knochen, vertieft in eine Illustrierte.
    Als Mention eine Viertelstunde später wieder vorbeikam, saß Edgar noch genauso da. Mention kehrte in seine Wohnung zurück.
     
    Montag: Nach einem Seminar ging er in die Cafeteria. Drei andere Professoren waren dort, und Mention setzte sich zu ihnen. Er brachte das Gespräch auf das Laboratorium für Zukunftswissenschaften.
    Troubridge, ein Physikprofessor, erschrak, als er den Namen hörte, dann lachte er mit den anderen.
    Cassidy, ein Dozent für Englisch, amüsierte sich über die Bezeichnung. Er hatte nie von einem derartigen Institut gehört.
    Der dritte Mann wechselte das Thema.
    Dienstag: Er ging in die Bibliothek und fragte nach Büchern von und über Dr. Dorial Cranston.
    Es gab zwei von Cranston und eins über ihn, verfaßt von einem Dr. Thomas Torrance. Das zuerst erschienene von Cranstons beiden Werken hatte den Titel „Physikalische Verwandtschaft der menschlichen Rasse“. Erstaunlicherweise erwies es sich bei der Lektüre als ein pazifistisches Traktat, worin Cranston scharf mit Regierungen und Staaten abrechnete, die sich der internationalen Schlächterei und des Völkermords schuldig gemacht hatten. Es war eine erbitterte Absage an den Krieg, und der Autor verbreitete sich ausführlich über die mörderische Natur des Menschen und
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