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Der erpresste Erpresser

Der erpresste Erpresser

Titel: Der erpresste Erpresser
Autoren: Stefan Wolf
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Markus gefährdete. Doch mit keiner
Silbe hatte Brochmann die Wahrheit gestreift.
    Da konnten wir lange im Trüben fischen,
dachte Tim.
    Als er den Kantaten-Weg erreichte, war
dort alles ruhig. Es ging auf Mitternacht, die Anrainer schliefen. Nur bei
Brochmann brannte noch Licht.
    Tim fuhr nicht bis zur Einfahrt,
sondern stellte sein Rad an den Zaun, und lief das letzte Stück, lautlos und
geduckt. Markus hatte nicht auf seinen Stiefvater gewartet. Das hatte was zu
bedeuten. Tim spürte: Unheil lag in der Luft.
    Er spähte in die Dunkelheit.
    Brochmanns Mercedes stand vor der
Garage. Die war geschlossen. Aber... jetzt öffnete sich das Tor, und Markus kam
heraus, leise. Er schlich und hielt irgendwas in der Hand.
    Tim machte sich klein und verschmolz
mit dem Steinpfeiler.
    Markus huschte heran und wollte vorbei.
    „Pst!“ Tim richtete sich auf.
    Verblüfft sah er, wie Markus den
Revolver auf ihn richtete.
    „Ach, Tim. Du bist es.“ Er flüsterte
und senkte die Waffe.
    „Was ist los, Markus? Seit zwei Tagen
suchen wir dich wie die Blöden. Dein Stiefvater hat uns Lügen erzählt. Uns und
Kommissar Glockner. Die Penner-Szene haben wir durchforscht, weil du angeblich
dort wärst. Und eben höre ich von Helena Schrader - das ist die Dame, die dich
im Mozart-Park aufgefunden hat daß du gekidnappt warst. Wir haben wegen einer
anderen Sache mit ihr zu tun. Sie hat mir alles erzählt, und ich sah, wie dein
Stiefvater dort rumschnürte. Warum hast du nicht gewartet auf ihn?“
    „Weil ich erst reinen Tisch mache, Tim.
Ich habe nämlich meinen Kidnapper erkannt.“
    „Erkannt?“
    „Er war völlig maskiert und vermummt.
Trotzdem weiß ich, wer’s ist. Und jetzt hole ich mir die Million dort ab, die
der Brochmann geblecht hat.“
    „Mit dem Schreckschuß-Revolver?“
    „Der ist tödlich. Ich habe ihn Umrüsten
lassen. Aufgebohrter Lauf und echte Patronen.“
    „Laß den Unsinn, Markus! Der Revolver
bleibt hier. Ich komme mit. Meine Karate-Fäuste sind Waffe genug.“
    Markus schluckte. Plötzlich schien er
sehr müde zu sein. Er lehnte sich an den Pfeiler und ließ den Kopf hängen für
einen Moment.
    „Ich weiß, du bist gegen Waffen.
Wahrscheinlich ist es auch nicht rechtens, daß ich die Million für mich will.
Nein, das ist Unrecht. Brochmann hat bezahlt für mich, und er muß die Kohle zurückkriegen.
Aber eins lasse ich mir nicht nehmen, Tim: Ich will diesen Saukerl überführen.
Ich will ihn entlarven. Vor mir soll er zittern, der Verbrecher. In Ordnung:
Ich entlade meinen Colt. Du nimmst die Patronen. Zum Bedrohen genügt eine leere
Kanone. Laß mich die Sache machen, Tim. Du bist meine Rückendeckung, ja?“
    „Gut. Kenne ich den Typen? Wohin gehen
wir?“
    „Er wohnt ganz in der Nähe. Und...“

25. Der erpreßte Erpresser
     
    Ein hübscher, kleiner Bungalow, nur zwei
Straßen entfernt. Markus klingelte Sturm und hatte den Revolver hinten in den
Hosenbund gesteckt.
    Tim blieb im Dunkel.
    Nach einer Weile flammte die Lampe auf
über der Eingangstür, und Diethelm Corneli — Teilhaber der Firma Brochmann
& Corneli — öffnete die Tür. Er trug einen Bademantel über dem Pyjama, auf
dem runden Bauernschädel stoppelten die kurzen Haare. Die fleischigen
Hängebacken waren unrasiert. Der mächtige Bauch schwabbelte.
    „Markus, du?“ fragte Corneli erstaunt.
„Ich denke, du bist... Dein Vater sagte mir — ganz im Vertrauen — , Entführer
hätten dich gekidnappt.“
    „Vorhin wurde ich freigelassen, Onkel
Diethelm. Jetzt kann ich zu Hause nicht rein. Niemand da. Wahrscheinlich ist er
losgefahren, um mich abzuholen. Kann ich solange bei dir warten?“
    „Selbstverständlich. Du mußt mir alles
erzählen.“
    Die Tür schloß sich hinter den beiden.
Einen Moment später sprang sie spaltweit auf. Das hatte Markus gemacht. Tim
huschte in den dunklen Flur. Lautlos konnte der TKKG-Häuptling die Eingangstür
schließen. Licht im Wohnzimmer zeigte an, wo die beiden waren. Eine Glastür.
Tim drückte sich an die Wand und spähte hinein.
    Cornelis massige Figur fläzte auf einem
Sessel.
    Markus stand ein paar Schritte
entfernt, griff jetzt hinter sich und richtete den Revolver auf den Mann.
    „Paß mal auf, Onkel Diethelm!“
    Der Schuß krachte. Tim zuckte zusammen.
Wieso das? Hinter Corneli auf dem Kaminsims zersplitterte eine Vase. Scherben
prasselten.
    Der Mann schnellte hoch. „Bist du
wahnsinnig? Was soll das?“

     
    Markus spannte den Hahn der Waffe. „Ich
bin hier, um dich zu erschießen. Was
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