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Der erpresste Erpresser

Der erpresste Erpresser

Titel: Der erpresste Erpresser
Autoren: Stefan Wolf
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Geständnis in Gegenwart zweier Polizeimeister.
    Das sollte ihm nicht gut bekommen, wie
sich bald herausstellte.
    Dieser Oldie, dachte Tim, ist ein toller
Kavalier. Von wegen — Irmi sei gerade am Telefon gewesen. Dann hätte sie jetzt
keinen Grund, so zu zittern. Raushalten will er sie, der Oldie. Nobel! Tun wir
mal so, als wüßte Irmi Ehrmann wirklich von nichts.
    „Eine schlimme Sache ist das“, meinte Schupowski.
„Sie haben zwar nichts gewonnen, Herr Pachowski, sondern lediglich einen
Falschgeld-Schein gegen einen anderen eingetauscht — aber das konnten Sie nicht
wissen. Ihre Handlung stellt eine strafbare Tat dar. Sie haben wissentlich
Falschgeld in Umlauf gebracht. Das ergibt eine Anzeige.“
    „Nana“, meinte Pachowski, „ich bin doch
nicht Al Capone.“ (berüchtigter Gangster aus dem Chicago der dreißiger
Jahre)
    „Trotzdem!“ beharrte der
Polizeimeister.
    „Das ist zu hart, finde ich“, mischte
Gaby sich ein.
    Schupowski preßte die Zähne aufeinander
und schüttelte den Kopf. Kollege Lehmanns Miene wurde amtlich.
    „Es gibt keine andere Möglichkeit“,
erklärte der Bärtige. „Die Anzeige ist unvermeidlich.“
    „Also“, sagte Tim, „hiermit nehme ich
meine Beobachtung zurück. Ich habe nichts gesehen, habe nicht bemerkt, wie eben
der gefälschte Hunderter auftauchte. Frau Götze-Gormann hätte ihn ohne weiteres
eingesteckt. Nur weil ich aufgepaßt habe, wurde Sie gewarnt. Wenn ich aber
jetzt meine Beobachtung für ungültig erkläre, existiert sie nicht mehr. Denn
ohne mich wüßten Sie gar nichts.“
    Lehmann grinste. „So einfach geht das
nicht. Die Tatsachen sind nun mal auf dem Tisch.“
    „Kann ich, bitte, telefonieren?“ wandte
Gaby sich an Irmi Ehrmann.
    Das Gerede wogte hin und her, während Gaby
ins Büro marschierte. Tim stritt mit den sturen Ordnungshütern. Die beriefen
sich auf ihre Vorschriften. Der Oldie feixte unentwegt. Irmi rang die Hände.
Oskar gab Schnarchtöne von sich. Klößchen futterte Schokolade. Karl stand
kopfschüttelnd dabei; und es war ein Glück, daß im Moment keine Kunden kamen.
    Mit einem Ohr lauschte Tim ins Büro.
    Gaby klang so, als hätte sie ihren
Vater erreicht.
    Offenbar war die Dealer-Festnahme
ruckzuck gegangen. „Herr Schupowski“, rief Gaby, „wenn Sie mal bitte kommen. Mein
Vater möchte Sie sprechen.“
    Der Polizist kam ins Büro, kehrte bald
darauf zurück und erklärte, was Sache war.
    „Im Interesse der Falschgeld-Fahndung,
Herr Pachowski, wird von einer Anzeige abgesehen. Wegen Geringfügigkeit im
Hinblick auf die mutmaßliche Ausdehnung des Falles. Kommissar Glockner
persönlich übernimmt die Verantwortung für Sie. Vordringlich ist jetzt die
Suche nach dem Falschgeld-Verteiler. Die Taxi-Nummer wird uns nichts nützen.
Wir brauchen eine Täter-Beschreibung.“
    Pachowski berührte seine Brille. „Ich
könnte nicht mal Sie beschreiben. So schwach sind meine Augen.“
    „Ich und Willi“, sagte Tim, „wir
wissen, wie der Typ aussieht. Wir fahren sowieso gleich zu Gabys Vater. Das,
Herr Polizeimeister, können Sie also als erledigt abhaken.“
    Damit war ihre Aufgabe beendet.
Schupowski und Lehmann verkrümelten sich.
     
    *
     
    Für heute hatte Paul Behnke die Lust
verloren. Diese Mühsal! Falschgeld einzutauschen, war ja fast so anstrengend
wie ehrliche Arbeit.
    Freilich — die kannte er nur vom Hörensagen.
Versucht hatte er’s damit noch nie.
    „Wir machen Schluß, Sigi“, sagte er zu
Huber, dem Taxichauffeur. „Morgen ist auch ein Tag.“
    „Du hast es gut. Ich muß noch
arbeiten.“ Huber blickte kurz nach hinten, während er vor einer Rot-Ampel
hielt. „Wo willst du aussteigen?“
    „Fahr mich zum Chianti-Haus. Mir ist
nach einer ordentlichen Pizza. Bestimmt treffe ich die Mistkerle dort. Denen
werde ich mal sagen, was ihre Blüten wert sind.“
    „Pestili und Melfioso?“
    Behnke nickte. „Glanzauge und
Skorpion-Töter. Komisch! Alle nennen sie so, aber niemand redet sie damit an.
Naja, dem Anreder würde es auch schlecht bekommen. Harte Jungs sind das. Die
fälschen nicht nur. Die verüben auch Gewaltverbrechen zu ihrem Vergnügen.“
    „Ich kriege noch meinen Anteil, bitte
sehr!“
    Sigi Huber nahm eine Hand vom Lenkrad
und streckte sie hinter sich.
    Behnke griff zur Brieftasche, nahm aber
die falsche heraus — versehentlich. Das dicke Blüten-Bündel lächelte ihn an.
    Schon wollte er seine
Falschgeld-Sammlung wegstecken, als sich der Blick auf dem obersten Schein
festhakte.
    „Nanu, das ist doch
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