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Der erpresste Erpresser

Der erpresste Erpresser

Titel: Der erpresste Erpresser
Autoren: Stefan Wolf
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genau — so genau wie vor 69 Jahren, als man ihn ,Adlerauge’
genannt hatte beim Indianerspielen.
    Wilhelm äugte zum Kfz-Kennzeichen.
    Der Buchstabe der Großstadt — aha! —
und dann UH 131. Dieser Flegel! Na, der wird was erleben.
    Ärgerlich stampfte Wilhelm in den Laden
zurück.
    Irmi Ehrmann stand verschüchtert vor
einem der Regale. „Hat der Mann was gemerkt, Wilhelm, hat er...“
    „Papperlapapp! Hat nichts gemerkt. Aber
beleidigt hat er mich. Dafür kriegt er eine Lektion.“
    Wilhelm stakte in Irmis Büro, wo das
Telefon stand, und griff nach dem Telefonbuch.
    Nach einigem Suchen fand er die Nummer des
Polizei-Präsidiums.
    „Um Himmels willen! Was hast du vor?“
fragte Irmi.
    Mit einer Handbewegung brachte er sie
zum Schweigen.
    Das Präsidium meldete sich.
    „Bitte, die Falschgeld-Abteilung!“
forderte Wilhelm. „Die... Moment!“ meinte der Beamte. „Ich verbinde Sie mit
Kommissar Glockner.“
    Wilhelm deckte eine Hand über die
Sprechmuschel. „Er verbindet mich mit einem Kommissar Glockner.“
    „O Gott, o Gott!“
    „Pst!“
    „Glockner!“ meldete sich Gabys Vater.
    „Herr Kommissar!“ sagte Wilhelm. „Eben
wollte mir so ein Kerl einen gefälschten Hunderter andrehen. Wechseln sollte
ich den, hahah! Aber ich bin nicht von gestern. Habe so getan, als hätte ich
meine Geldbörse vergessen. Also, der Kerl sitzt in einem Taxi. Hiesiges
Kennzeichen. Und... UH 131. Er fährt in Richtung Schieferspiel-Platz. Ich
glaube, der Kerl ist Geldfälscher. Jawohl. Geldfälscher. Wenn Sie sich beeilen,
erwischen Sie ihn noch, ja?“
    „Bitte, Ihren Namen!“ verlangte
Glockner.
    „Wilhelm Pachowski! Ich bin jetzt in
dem Laden von Irmi Ehrmann. Das ist...“

    „Ich weiß Bescheid“, erwiderte
Glockner. „Bleiben Sie, wo Sie sind. Ich schicke einen Streifenwagen.“
    Wilhelm legte auf. „Er schickt einen
Streifenwagen.“
    „Sagtest du Kommissar Glockner?“ fragte
Irmi. „Den kenne ich doch. Die Glockners kaufen seit langem bei mir. Eigentlich
wollte Gaby heute die Schreibmaschine abholen.“

7. NL 0632946 T
     
    So ein Pech! Im Präsidium erfuhren sie,
Kommissar Glockner sei weggefahren — vor etwa fünf Minuten.
    Sein Kollege schüttelte den Kopf.
„Suchen könnt ihr ihn nicht. Es geht um die Festnahme zweier Kokain-Dealer.
Eben erhielten wir einen Tip, wo sie sich aufhalten. Die beiden sind schon seit
Monaten zur Fahndung ausgeschrieben. Dein Vater, Gaby, hat drei Kollegen
mitgenommen. Vielleicht dauert’s nur eine halbe Stunde. Aber das weiß man
vorher nie.“
    Die TKKG-Bande hatte keine Lust zu
warten, wollte nachher nochmal kommen.
    Hurtig radelten sie weiter zur Veilchentreu-Straße,
um wenigstens das zu erledigen.
    Oskar lief mit, froh darüber, daß er
dabei sein durfte.
    Es war immer noch heiß, aber ein
starker Wind hatte sich aufgemacht. Im Westen schichteten sich Wolken über dem
Horizont. In Grünanlagen bog der Wind die Zweige, und die Luft roch nach
Gewitter.
    Veilchentreu-Straße/Ecke Oshari...
    Verwundert musterte Tim den
Streifenwagen.
    Er war eben angekommen, hielt vor Irmi
Ehrmanns Geschäft, und zwei Uniformierte stiegen aus: Polizeimeister, beide
noch jung, aber schon genervt vom langen Dienst an diesem heißen Tag.
    Sie betraten den Laden.
    „Denen sind wohl die Strafzettel
ausgegangen“, meinte Karl. „Ersatzweise nehmen sie jetzt Notizzettel aus
Altpapier.“
    „Hoffentlich nichts Schlimmeres“,
meinte Gaby.
    Der kleine Laden war schattig und
angenehm kühl.
    Als die TKKG-Bande samt Oskar
hereinkam, holte Wilhelm Pachowski gerade tief Luft.
    „...bin ich, jawohl, der Anrufer. Mit
einem Kommissar Glockner habe ich gesprochen. Er sagte, er schicke einen
Streifenwagen vorbei. Das sind Sie, wie ich vermute. Bitte, was wollen Sie
wissen?“
    Die Kids nickten Irmi Ehrmann zu, einer
zerbrechlichen Oma, die aber ihr Haar kastanienbraun färbte und immer noch trug
wie ein Teenager — mal offen mit Kämmchen, mal als Pferdeschwanz. Heute war Pferdeschwanz
dran — mit violetter Schleife, die zu dem gelben Kostüm paßte.
    „Hast du gehört, Gaby?“ Irmi streckte
ihr die Hand hin. „Von deinem Vater ist die Rede.“ Dann verkündete sie: „Gaby
ist die Tochter von Kommissar Glockner.“
    „Und wir“, sagte Klößchen, „verstehen
uns als seine Mitarbeiter, natürlich unbesoldet und freiwillig und...“
    Er sprach nicht weiter, weil Tim ihm in
die Rippen stieß. „Das trifft sich ja gut“, meinte der TKKG-Häuptling. „Darf
man fragen, worum es
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