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Der erpresste Erpresser

Der erpresste Erpresser

Titel: Der erpresste Erpresser
Autoren: Stefan Wolf
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beiseite.
„Reg dich nicht auf, sondern arbeite. So ist das nun mal. Auch in unserer
Branche. Wir haben noch einen halben Zentner Blüten. Wenn du zugreifen willst,
du kriegst den Hunderter für 21,50 DM.“
    Behnke schüttelte den Kopf. „Vorläufig
nicht. Ich habe mit denen genug.“
    Einer der Kellner trat an den Tisch und
fragte Behnke nach seinen Wünschen.
    „Der Signore geht gleich wieder“, sagte
Pestili.
    „Eigentlich möchte ich bleiben.“ Behnke
konnte seinen Ärger nur mühsam verbergen. „Bitte, einen Schoppen Chianti und
eine Salami-Pizza.“
    „Das servierst du irgendwo draußen“,
sagte Pestili zum Kellner. „Nicht hier. Klar?“
    Der Servier-Fachmann nickte.
    Behnke stand auf. „Ich bin feinfühlig.
Ich merke, wenn ich unerwünscht bin.“
    Melfioso grinste und warf sich wieder
auf seine Pasta.
    „Wir haben eine Verabredung“, meinte
Pestili. „Der Typ wird gleich kommen. Ist erstmal eine Vorbesprechung. Aber die
geht keinen was an außer uns. Deshalb bist du tatsächlich unerwünscht.“
    Behnke murmelte Unverständliches und
schob ab. Verderben wollte er’s nicht mit den beiden. Wahrscheinlich brauchte
er sie noch. Nicht ratsam also, sie zu Feinden zu haben.
    Im angrenzenden Raum, der saalgroß war
und — trotz des künstlichen Weinlaubs — verblüffend ungemütlich, herrschte
gähnende Leere.
    Behnke hatte die Auswahl, und er setzte
sich so, daß er — wenn er nur etwas den Kopf drehte — die Italo-Ganoven
beobachten konnte.
    Salami-Pizza — heute mit zuviel
Pepperonis — und ein Viertel vom Chianti-Wein. Behnke schmauste.
    Der Typ, den die beiden erwarteten, kam
bald.
    Behnke kannte ihn nicht. Ein Grund mehr,
sich für diesen Typen zu interessieren.
    Bahnte sich da was Großes an? Welche
Schurkerei wurde ausgeknobelt? Ging’s um Falschgeld?
    Der Mann, der sich zu den beiden
setzte, wirkte beunruhigend. Sein Gesicht war ausgemergelt und gelb, die Augen
lagen tief in den Höhlen. Dünne Lippen spannten sich über die Zähne — besonders
wenn er grinste. Alt war er wohl noch nicht, aber das dichte Haar bereits grau.
    Wie ein Zombie, dachte Behnke und
beschloß, bei dem Namen zu bleiben.

9. Revolver unterm Kopfkissen?
     
    Eins nach dem andern, dachte Tim, und
Numero eins ist erstmal der Geier-Typ, der Falschgeld-Verteiler. Der und sein
mutmaßlicher Komplize von der Zunft der Taxi-Chauffeure.
    Draußen entlud sich ein Gewitter.
Sintflutartiger Regen wusch die Straßen leer.
    Jedenfalls was die Fußgänger betraf.
Und die Radler. Wohin man sah — nur noch Autos.
    Tim stand am Fenster und blickte
hinunter auf den großen Platz mit der Grünanlage.
    Dieser Platz liegt vor dem
Polizei-Präsidium, samt zweier Kreuzungen und einem Weitblick auf langweilige
Hochhäuser voller Büros.
    Das Fenster besaß schalldämmende
Scheiben. Hier in Kommissar Glockners Büro hörte man nur die Donnerschläge.
    Oskar lag unter dem Schreibtisch, zu
Füßen des Herrchens. Gaby, Karl und Klößchen saßen herum. Der Kommissar telefonierte.
    Er wußte jetzt alles, was die
Falschgeld-Verteiler betraf. Hatte die Beschreibung des Geier-Typen sowie des
Fahrers. Und vor allem die Kfz-Nummer:...UH 131.
    Tim hörte zu mit einem Ohr.
    Glockner sprach mit jemandem von der Kfz-Zulassungsstelle,
wo alle Kennzeichen registriert sind.
    „Kein Irrtum?“ vergewisserte er sich.
    Dann: „Ja, das macht Sinn. Danke!
Wiederhören.“
    Er legte auf, lehnte sich zurück, beide
Handflächen auf der Schreibtischplatte: Glockner — ein hochgewachsener
Mittvierziger mit markantem Gesicht, aber Neigung zum Haarausfall.
    „Das Kfz-Kennzeichen“, sagte er, „gibt
es nicht.“
    Verblüffte Stille.
    Oskar grünste unwillig. Vermutlich
träumte er von der dicken, grauen Katze.
    „Was bedeutet das?“ fragte Karl.
    „Mit Sicherheit eins“, erwiderte
Glockner: „Die beiden sind Komplizen.“
    „Der Fahrer“, sagte Tim hastig,
„rechnet damit, daß er irgendwann, irgendwo auffällt. Daß jemand sich die
Kfz-Nummer merkt. Also benutzt Dickschädel — er hat wirklich einen dicken Kopf
— gefälschte, vermutlich selbstgemachte Nummernschilder. Allewetter! Die
fälschen wohl alles. Ich wette, die haben auch gefälschte Papiere.“
    Glockner nickte. „Du hast es erfaßt.
Das steckt dahinter. Ist natürlich riskant für die beiden. Beim kleinsten Unfall
mit einem anderen Beteiligten käme raus, daß sie nicht übereinstimmen: die
Nummernschilder und die Eintragung auf dem Kfz-Schein.“
    „Es sei denn“, Tim lachte,
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