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Der Erdrutsch (German Edition)

Der Erdrutsch (German Edition)

Titel: Der Erdrutsch (German Edition)
Autoren: Stephan Martin Meyer
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die unten weit auseinander gehende Hose zum
Schutz etwas hochgeschlagen.
    „ Das
Abendessen steht noch in der Küche. Wir haben schon gegessen.“
    „ Kann
dir doch egal sein, wo ich war. Interessiert dich doch sonst auch
nicht.“
    Paul stellte seine Tasche mit den verdreckten Klamotten in eine Ecke
und ging in die Küche. Seine Mutter folgte ihm humpelnd. Der Tisch
war notdürftig gedeckt, es sah nicht so aus, als hätte hier schon
jemand gegessen. Paul ließ sich müde auf seinen Platz fallen und
nahm sich eine Scheibe Brot.
    „ Wie
war es beim Training? Ihr spielt doch am Wochenende, oder?“
    Paul stöhnte auf. Eigentlich interessierte sich seine Mutter nicht
für Fußball und auch nicht dafür, was Paul machte. Aber wenn sie
etwas auf dem Herzen hatte, dann wurde sie plötzlich ganz neugierig.
    „ Geht
so. Wir sind gut aufgestellt. Ich denke, wir werden am Sonntag
gewinnen.“
    „ Na
das freut mich. Wird dein Vater sich das Spiel angucken?“
    Daher wehte also der Wind. Paul hasste es, wenn sie von ´seinem
Vater´ sprach.
    „ Weiß
nich´.“
    Er griff schnell nach der letzten Scheibe Brot, die konnte er dann
mit auf sein Zimmer nehmen.
    Bevor er sich noch mehr anhören musste, stand Paul vom Tisch auf und
ging kauend in sein Zimmer im ersten Stock. Im Erdgeschoss waren
neben dem Wohnzimmer und der Küche noch das Gästebad und eine
Bibliothek, in der allerdings nie jemand saß. Eine Treppe aus
dunklem Holz führte in die erste Etage, wo sich das Schlafzimmer der
Eltern, die Zimmer der beiden Söhne und zwei Bäder befanden.
    In seinem Zimmer hatte er Ruhe. Wenn er auch manchmal den Eindruck
hatte, dass seine Mutter heimlich in seinen Schubladen schnüffelte.
Seine Idole hingen an den Wänden und schauten in ihren Sporttrikots
auf ihn herab. Die deutsche Nationalmannschaft hockte über seinem
Bett, und Lukas Podolski machte sich neben seinem Schreibtisch breit.

5. Kapitel
    Der Abend der Party war gekommen. Johan packte seine Sachen zusammen,
den Laptop steckte er vorsichtig in seine Tasche und hoffte, dass
sein Vater das nicht sah. Den Computer mitzunehmen, würde er ihm
bestimmt verbieten. Johan verabschiedete sich knapp und ging schnell
aus dem Haus. Mit dem Fahrrad war es nicht weit bis zu Nils.
    Er war einer der ersten. Nils verteilte gerade Chips auf kleine
Schüsseln, als Johan durch die Kellertür im Hinterhof in den
Partykeller trat. Johannes schöpfte aus einer großen Schüssel
Wackelpudding in kleine Plastikschälchen.
    „ Ah,
endlich, die Musik! Stell den Laptop am besten hinter der Theke ab.
Da kommt am wenigsten dran.“ Johan legte den Laptop in das Regal
und deponierte seine Tasche unter der Theke. Der Kühlschrank war
voller Bier. Johannes holte zwei Flaschen heraus und wandte sich an
Johan:
    „ Du
willst ja sicher keins, oder?“
    Johan schüttelte den Kopf. Er nahm sich eine Cola. Johannes warf
Nils eine der Flaschen zu und beide zückten ihre Feuerzeuge, um die
Flaschen mit einem Zischen zu öffnen. Sie stießen an und tranken.
Dann kam Nils zu Johan, um auch mit ihm anzustoßen. Johan schloss
die Boxen an sein Laptop an, fuhr ihn hoch und nach ein paar Minuten
dröhnte die Musik aus den Boxen. Die meisten Freunde von Nils, die
einer nach dem anderen kamen, kannte Johan aus der Schule oder dem
Viertel. Aber es waren wohl auch ein paar Jungs vom Fußball da. Auch
die Mädchen hatte er zum Teil noch nicht gesehen.
    Nach einer Stunde gab es die erste Runde Wackelpudding, der von
Johannes mit geheimnisvollem Blick herumgereicht wurde. An Johan ging
er allerdings vorbei, sagte ihm lediglich missbilligend:
    „ Da
ist Wodka drin. Das willst du nicht.“
    Unter lautem Hallo wurde der Pudding verschlungen. Der Raum war nicht
besonders groß. Eine Seitenwand wurde von der Theke eingenommen,
hinter der sich fünf Mädchen drängelten, die alle ihre
Lieblingsmusik hören wollten. Vor der Theke standen vier Barhocker,
die von zwei Jungs besetzt waren. Auf der Theke standen mittlerweile
einige leere Bierflaschen und halb leer gegessene Chipsschalen. Der
graue Estrich hatte im Laufe vieler Feiern mit ähnlichen Sitten ein
fleckiges Muster angenommen. Auf der einen Seite des Raumes gab es
kleine Oberlichter, die weder zu öffnen waren, noch jemals geputzt
wurden. Gegenüber der Theke befand sich die Tür, die zum Flur
hinaus führte. Rechts kam man direkt auf den kleinen Hof. Nach links
führte der Flur ins Haus hinein, dieser Weg war ihnen allerdings nur
bis zur deutlich markierten Toilette zu
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