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Der Erbe Dschainas

Titel: Der Erbe Dschainas
Autoren: Asher Neal
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gewarnt.«
    »Denken Sie wirklich, Ihre jämmerlichen Spiegel können die Panzerung dieses Polis-Schlachtschiffs durchbrechen, ehe es sie vernichtet?« Und jetzt machte Cormac ein richtig wütendes Gesicht. »Denken Sie wirklich, die ECS könnte gutheißen, dass Sie Terroristen mit Hightech-Kriegsdrohnen der Polis versorgen?«
    »Aber ich …«
    Die Verbindung brach ab, und Dreyden starrte nur noch in die Dunkelheit.
    »Er kann doch nicht dermaßen dumm sein!«
    Dreyden stimmte Alvors Einschätzung völlig zu: Agent Cormac von der ECS musste wissen, dass die Spiegel fähig waren, die Temperatur von allem innerhalb von Sekunden auf das Niveau zu bringen, das an der Oberfläche einer Sonne herrschte. Der Agent wünschte sich wohl, an Bord dieses Riesenschiffs zu sterben, und Dreyden hatte keine Möglichkeit, ihn davon abzubringen. Er war schon dabei, die Signale zu senden, die ihm die unumschränkte Steuerung jedes Spiegels ermöglichten. Vor ihm leuchtete ein Abbild Elysiums auf, und jeder Spiegel darauf entwickelte einen schimmernden Strahlenkranz, sobald er seiner Steuerung unterstellt war. Er fuhr mit den Händen über die Konsolen hinweg und durch sie hindurch und erfüllte die Luft mit einem Spinnennetz aus hellen Linien, während er Bahnen berechnete und weitere Befehle sendete. In diesem Augenblick schaltete er auf Maschinensprache um und spürte, wie er sich tiefer mit der eigenen Domäne verband. Er wusste, dass dieses Gefühl so illusionär war wie die Bilder der Konsolen und Monitore ringsherum, aber trotzdem spürte er richtig, wie die gewaltigen hydraulischen Anlagen arbeiteten, wie Schubmotoren ätzendes Feuer ausstießen und die gewaltigen Spiegelflächen auf sein Kommando schwenkten. Unterschwellig bemerkte er, wie ein Schlepper kurz in den Brennpunkt geriet, quecksilberhell aufleuchtete und sich dann in einen Lichtball verwandelte, der größer wurde und sich zerstreute. Dann schnitten sich die geplanten Schussbahnen auf etwas, was in diesem Augenblick durch die Glaskuppel über ihm sichtbar wurde.
    Die Occam Razor glänzte erst und funkelte dann richtig im Sonnenlicht – ein seltsamer Edelstein, der über Elysium aufstrahlte. Dreyden sah seitlich von sich das Hologramm einer Person auftauchen, das ihn mit verwirrten, blutunterlaufenen Augen betrachtete; es war noch als menschliche Gestalt erkennbar, aber entsetzlich verwickelt, eine Verschmelzung des Organischen und des Mechanischen.
    »Übernahmeversuch! Übernahmeversuch!«
    Dreyden brauchte das gar nicht mehr zu hören, da er bereits gegen den Versuch von außen ankämpfte, die Lenkprogramme der Spiegel zu zerstören. Die holografische Gestalt kreischte inzwischen, während die Hitze tief in das Schlachtschiff bis zur Quelle der Projektion eindrang; weißes Licht umrahmte sie, und holografischer Rauch erfüllte den Projektionsraum. In gleicher Weise fuhr die Occam Razor heulend über den Himmel; Feuer flammte auf der Außenwand, und Stücke der Dschaina-Struktur blätterten in den Weltraum ab. Dann drehte sich das Schiff, richtete eine andere, noch vom Sonnenlicht unberührte Bordwand auf die Station. Dreyden spürte eine gewaltige Energiewoge durch die Solarkollektoren schwappen; mit einem Gedanken klappte er einen weiteren Monitor auf, um sich eine Sektion von Elysium anzusehen. Dort erblickte er eine sich ausbreitende Trümmerwolke: verbrannte und noch brennende Habitate, Luftkuppeln mit Wäldern, die in die Schwärze hinaustrudelten, Leichen von Menschen … und eine Feuerlinie, die weiterwanderte, sengend und zertrümmernd und mordend.
    »Du Mistkerl!«, brüllte Dreyden, ohne recht zu wissen, wen er verfluchte.
    Das Feuer erstarb, als die Geschütze auf dieser Bordwand der Occam Razor im brodelnden Schiffsrumpf versanken. Neben Dreyden erlosch das Hologramm des Menschdings flackernd, und das Schiff da draußen schien plötzlich die Form zu verändern. Eine Sekunde lang wurde alles schwarz, als ein Sicherheitssystem das visuelle Feedback abschaltete; dann klärte sich das Bild wieder und zeigte das rote Auge einer Explosion und sich ausbreitende Scheiben aus geschmolzenem Metall und weißglühendem Gas.
    Epilog
    Die Sonne hatte Kalypse überholt, und während sie dem Gasriesen voraus unter dem Horizont versank, hob sie ihn als Teilsilhouette hervor – wobei seine Wirbel und Farbbänder die Tönung alten Kathedralenanstrichs annahmen. Über den kräftigeren Farben des blühenden Flötengrases reflektierten die glänzenden Gehäuse von
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