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Der Erbe Dschainas

Titel: Der Erbe Dschainas
Autoren: Asher Neal
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Licht.
    Dreyden stand im scharfen blauen Schatten seiner Lieblingszyanidee, zog heftig an seiner Zigarette, deren glühende Spitze sich im verchromten Verstärker spiegelte, und blies dann eine Rauchwolke über die freiliegenden gelben Windungen in einer der aufgeplatzten Hülsen der Pflanze. Die Windungen ringelten sich sofort fest ineinander wie ein Schwarm Würmer, die über diese fremdartige Blume hinwegglitten, und gaben sich nach einiger Zeit wieder gegenseitig frei.
    Nur hier, fand Dreyden, konnte er sich wirklich entspannen. Oder vielleicht machte er sich mit der Idee etwas vor, dass es ihm überhaupt möglich war, sich zu entspannen. Von Kindesbeinen an beschrieben ihn die Menschen als ›gespannt wie eine Monofaser‹ – voller verrückter Hoffnungen und betäubender Ängste, die nach eigenem Gefühl die Triebkräfte seines Erfolgs waren. Er wusste, dass seine Ängste manchmal ins Irrationale abirrten, und es war gut, dass ihm das klar war, denn Lons und Alvor hätten es ihm nie gesagt – Lons nicht, weil Dreydens Verständigkeit oder Verrücktheit nichts war, was ihn interessierte, und Alvor nicht, weil er stets nach einem Ansatz suchte, seinen Boss zu manipulieren, ein paar Sprossen auf der Karriereleiter weiterzuklettern.
    Vor ihm sickerte ein flacher Wurm aus Gelee in leichten Wellen über den Boden und spiegelte dabei die Lichter in Dreydens Wohnung wider. Rechts von sich sah Dreyden, dass die graue Samenkapsel eines Plasoderms völlig aufgeklappt war, und er wusste, dass der vor ihm dahinkrabbelnde Wurm der letzte der freigesetzten Schleimschimmel-Sporenträger war. Er warf den Zigarettenstummel in die leere Samenkapsel, wo er in der feuchten Umgebung zischend erlosch. Die Genauigkeit des Wurfs schenkte Dreyden eine Sekunde lang Befriedigung, ehe seine ganze Welt über ihm einstürzte.
    Sein Verstärker verfügte nicht über einen Alarmmodus, denn er wollte keinerlei Verzögerung, falls etwas dermaßen dringend war. Die offene Verbindung, ein leises Summen von Aktivität an einem Ort, auf den man nicht mit dem Finger zeigen konnte, rammte plötzlich mit solcher Wucht zu, dass er an die tödlichen Kanten der Zyanideenblätter taumelte.
    » Gefechtsstation und Alarm in allen Zonen dicht machen und Tor schließen Verbindung unterbrechen …«
    Alvor rasselte Anweisungen herunter, die so scharf über den Verstärker kamen, dass er einen kurzen Augenblick lang praktisch zum Teil Maschine war. Lons war bereits über das Verbale hinausgegangen, hantierte mit Logikblöcken und vorab gespeicherten Unterprogrammen. Unter Dreydens Händen flackerten virtuelle Konsolen auf, und ringsherum klappten flache, holografisch eingeblendete Displays aus der hohlen Luft hervor. Dort verfolgte er gewaltige Informationsübertragungen, während die Bollwerke seines Imperiums automatisch sicher abgespeichert wurden. Ein einzelner kleiner Bildschirm fesselte Dreyden jedoch sofort: ein Druck auf die nicht existierende Konsole vergrößerte das Display und zeigte ein riesiges Polis-Schlachtschiff, das sich gerade auf Elysium stürzte.
    »Die Lyric II wird verfolgt. Nachricht von John Stanton trifft ein.«
    Dreyden hätte gar nicht Alvor gebraucht, um diese Information zu erhalten. Er war jetzt ganz auf dem Laufenden.
    »Dreyden, Sie müssen mir Deckung geben! Er ist über diese Drohnen ernsthaft sauer«, sagte das holografisch projizierte Bild John Stantons.
    Dreyden spürte, dass sich seine Eingeweide wie eine Messingfaust ballten, während er den Mann betrachtete – Stanton schien Angst zu haben, und das war eine Uraufführung.
    »Was ist mit den Drohnen?«, fragte er.
    »Signalcode unterbrochen. Signalcode unterbrochen.«
    Dreyden presste die Hände zusammen, damit sie nicht mehr zitterten, als Stantons Bild flackernd erlosch und sofort ersetzt wurde.
    »Donnegal Dreyden«, meldete sich ein verhasstes Bild zu Wort. »Hier spricht Ian Cormac von der Earth Central Security. Ihnen bleiben dreißig Sekunden, um sämtliche Ihrer Steuerungscodes an dieses Polis-Schlachtschiff zu übermitteln. Falls Sie dieser Aufforderung nicht Folge leisten, bin ich gezwungen, auf Sie zu feuern.«
    Irgendwas war hier faul, aber Dreyden sah weder eine Möglichkeit, diesem Aspekt auf die Schliche zu kommen, noch blieb ihm die nötige Zeit.
    »Sie wissen, wie meine Antwort lauten muss«, sagte er; er glaubte gar nicht, was er da sagte, und wusste auch nicht, was er sonst hätte sagen sollen. »Ich hatte Sie schon bei Ihrem letzten Besuch
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