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Der Erbe Dschainas

Titel: Der Erbe Dschainas
Autoren: Asher Neal
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zerrissen zu werden, und wie sich das, was im Freien ein verzweifelter Kampf gewesen wäre, in ein Gemetzel verwandelte – die Ausrottung dieser Raptoren.
    Die Lyric II wirbelte aus dem Subraum hervor, eine Spur angeregter Photonen nachziehend, und die Fusionsmaschinen sprangen an und bremsten das Schiff auf dem Weg ins System ab. Es wurde als eines von den vielen großen Frachtschiffen identifiziert, wie sie normalerweise die weitläufigen Konstruktionen anflogen, die bald in Sichtweite kamen, und die KI erhielt eine Anfrage seitens einer örtlichen KI; die Anwesenheit der Lyric II wurde zur Kenntnis genommen, Anweisungen wurden erteilt, und schon war man fast wieder vergessen. An Bord des Schiffes nippte Cormac von heißem Kaffee und versuchte die letzten Nachwirkungen des Kälteschlafs abzuschütteln, die seinen Kopf wie mit feuchtem Seidenpapier verstopften. So viel hing von dem ab, was in den nächsten paar Minuten geschah, dass er es in seinem derzeitigen geschwächten Zustand kaum als real akzeptieren konnte. Er musterte Stanton und Jarvellis und stellte fest, dass sie keine solchen Probleme hatten, die Realität zu akzeptieren: Jarvellis wirkte blass und krank, und ihr Partner zeigte eine Miene grimmiger Entschlossenheit.
    »Womöglich ist er gar nicht bereit, weitere Risiken mit uns einzugehen«, brachte Stanton schließlich das zum Ausdruck, was alle dachten. »Falls er auf uns schießt, sobald er auftaucht, war es das … alles vorbei.«
    »Aber das wird er nicht«, wandte Cormac mit einer Zuversicht ein, die er gar nicht empfand. »Er wird sich an unserer Notlage weiden wollen, sei es auch nur für wenige Minuten, und während er das tut, schicken wir unsere Nachricht ab. Ich würde sogar wetten, dass er in Funkverbindung mit uns tritt, in der Hoffnung, mir eine Reaktion zu entlocken.«
    »Und wie reagieren wir darauf?«, fragte Jarvellis.
    »Ich rede mit ihm«, sagte Cormac. »Jede Sekunde, die wir herausschlagen …«
    »Was das angeht«, unterbrach ihn der Kapitän der Lyric II, »wird es Zeit, mit dem Zählen anzufangen.«
    Die Occam Razor glitt tausend Kilometer hinter ihnen aus dem Subraum hervor, und es schien, als entfaltete sich in der Schwärze dort ein verheddertes, totes Ding, das sich rings um etwas Herrliches und Kostbares wickelte. Cormac betrachtete das große Schiff, und dieses eine Mal gestand er sich ein, von welch seltsamer Schönheit es war – vielleicht deshalb, weil er es jetzt zum letzten Mal überhaupt erblickte.
    Durch seine unzähligen Sinne betrachtete Skellor die Lyric II wie ein Flöckchen Materie vor einem riesigen Hintergrund. Er studierte die an losgerissene Türme erinnernden Zylinderwelten, die Ketten aus zerbrechlichen Habitaten, die riesigen Fabriken und Raffinerien, die Schwärme von Schiffen. Hier fand er wieder einen Platz vor, der übernommen werden konnte – überall spürte er die Präsenz von Dracocorp-Verstärkern in lose geordneten Gemeinschaften, jeweils durch die schleichende Dominanz eines Mitglieds zusammengehalten. Durch seinen Besuch von Masada und die Erkenntnis dessen, was sich dort unter dem Hierarchen entwickelt hatte, hatte Skellor die subtilen Mittel Draches begriffen, um Menschen zu beherrschen – ein Weg, den Skellor ganz unsubtil weit aufgesprengt hatte. Aber um all das musste er sich später kümmern, denn er war hier der Polis viel zu nahe und spürte bereits die Subraumsondierung durch eine Runcible-KI. Nein, er gedachte sich dieses eine Schiff vor ihm zu schnappen, und das reichte. Er öffnete den Hangar, aus dem er über Masada das raptorgesteuerte Landungsboot ausgeschleust hatte, und beschleunigte in Richtung auf die Lyric II. Während er sich auf sie stürzte, breitete er sich durch Dschaina-Struktur, -Substruktur und -Architektur aus, eine Art verzückte Dehnung einer Kreatur, die gewaltige Schwingen und Krallen ausbreitete.
    Das war es, Agent! Jetzt habe ich dich!
    Entsetzliches Gelächter hallte in ihm wider – und es war nicht sein Lachen.
    Du bist tot, erklärte er dem Ursprung des Gelächters.
    Du hast mich erschaffen, erwiderte die flüchtige Stimme Aphrans. Er versuchte sie zu finden, zu umschließen, ihre Existenz auszulöschen, aber er hetzte in den gewaltigen Hallen seiner selbst bloßen Schatten nach.
    Du hast es noch nicht gesehen, nicht wahr?
    Was habe ich nicht gesehen?, wollte er wissen und hoffte dabei, die exakte Stelle zu entdecken, wo sie lauerte, sobald sie aufs Neue sprach.
    Das Licht, Skellor. Das
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