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Der Engelspapst

Der Engelspapst

Titel: Der Engelspapst
Autoren: Jorg Kastner
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Auch im Licht der Deckenlampen war die Gestalt kaum deutlicher zu erkennen. Sie blieb ein schwarzer, gesichtsloser Schemen, die rechte Hand erhoben, darin eine gut zwanzig Zentimeter lange Winkeltaschenlampe.
    Alexander sah den Angreifer zu spät, um rechtzeitig auszuweichen. Der Schlag mit der schweren Lampe traf zwar nicht seinen Kopf, sandte aber einen stechenden Schmerz durch seine linke Schulter. Beim Sprung zur Seite blieb er mit einem Fuß in einem hölzernen Waffenständer hängen. Er verlor das Gleichgewicht und stürzte. Die Mütze rutschte ihm vom Kopf.
    Einige Hellebarden und Bidenhänder lösten sich aus dem Ständer und kippten unter lautem Scheppern um. Laut genug, dass der Feldweibel vom Dienst es hörte?
    Etwas Schweres fiel auf Alexander. Der Aufprall raubte ihm für Sekunden den Atem, schwarze Flecken tanzten vor seinen Augen. Aber auch als sie verschwanden, konnte er kein Gesicht erkennen. Der andere hatte eine schwarze Biwakmütze auf, die nur schmale Schlitze für Augen, Nase und Mund frei ließ. Er trug einen Rollkragenpulli, eine Rangerhose mit großen aufgesetzten Taschen, Stiefel und Lederhandschuhe, alles in Schwarz. Der Mann kauerte auf ihm und holte zu einem weiteren Schlag mit der Winkellampe aus.
    Alexander warf den Kopf zur Seite und riss sein rechtes Knie hoch. Der Maskierte stöhnte laut auf, als der Stoß ihn zwischen die Beine traf. Keine Sekunde später hörte Alexander einen metallischen Aufschlag, in den sich ein helles Klirren mischte.
    Die Winkellampe war dicht neben seinem rechten Ohr auf eine der steinernen Bodenplatten geschlagen, und das handtellergroße Glas war zerplatzt.
    Er schlug den anderen mit der Faust mitten ins Gesicht und vernahm ein neuerliches Stöhnen. Der Unbekannte war lange genug mit seinem Schmerz beschäftigt, dass Alexander ihn abschütteln konnte. Doch als er auf den Beinen stand, hatte der Maskierte sich auch schon erhoben. Er hatte eine der auf den Boden gefallenen Hellebarden ergriffen, hielt die altertümliche Waffe, die mit ihrer Verbindung aus Axtschneide, Spießklinge und Haken zum Schlagen und Stoßen wie auch zum Wegziehen geeignet war, als sei er darin geübt, und machte einen Ausfallschritt auf Alexander zu.
    Der sprang zurück und riss eine Hellebarde aus dem Waffenständer. Der Maskierte setzte ihm nach und führte die Axtklinge zum Schlag. Alexander parierte, indem er seine Waffe hochriss und gegen die gegnerische drückte. Dass der Fremde den Umgang mit der unhandlichen Waffe außerordentlich gut beherrschte, zeigte er, als er seine Hellebarde mit einer geschickten Körperdrehung von Alexander löste, sie in derselben Bewegung herumriss und Alexander den Schaftfuß in die rechte Seite rammte.
    Alexander ignorierte den stechenden Schmerz. Der Unbekannte erwies sich als gefährlicher Gegner; tatsächlich stieß er mit der Hellebardenspitze nach. Doch genau das hatte Alexander erwartet. Er drehte sich zur Seite und der Stoß ging ins Leere.
    Auch er war im Hellebardenkampf geübt. Aus der Ausweichdrehung heraus drückte er die Waffe des Gegners mit seinem Hellebardenschaft nach unten. Eine weitere schnelle Drehung, ein Griff in den Nacken des Maskierten, und Alexander warf ihn über die Hüfte.
    Mit einem dumpfen Geräusch fiel der Fremde auf den Scheitstock, auf dem früher zum Strafdienst verurteilte Gardisten Holz gehackt hatten. Nun, da Brennholz nicht mehr benötigt wurde, bestand die Strafübung im Zerhacken verschlissener Uniformen. Danegger hatte sich dieser nervtötenden Aufgabe auf Oberst Rosins Geheiß hin mehrfach widmen müssen. Mit dem Beil, das in dem Holzblock steckte, hatte er den Stoff in zehn Zentimeter breite Streifen zerschnitzelt.

    Der Maskierte hatte im Fallen seine Hellebarde verloren und wollte, halb auf dem Block liegend, nach dem Beil greifen.
    Alexander war schneller und drückte die Spitze seiner Waffe gegen die muskulöse Brust unter dem schwarzen Pullover.
    «Fass das Beil nicht an!»
    Der Maskierte erstarrte in der Bewegung, die rechte Hand nur fünf Zentimeter von dem Beil entfernt. In dem schlechten Licht und unter der etwas verrutschten Biwakmütze waren seine Augen kaum zu sehen. Trotzdem meinte Alexander, im Blick seines Gegners Verwirrung und Furcht zu lesen.
    «Jetzt nimm die Mütze ab, mit der Linken!», befahl Alexander im stoßweisen Rhythmus seines keuchenden Atems. «Ganz ruhig, ohne jede Hektik!»
    Die behandschuhte Linke wanderte langsam höher.
    Gleichzeitig veränderte sich der Blick des
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