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Der Engel von Santa Marguerita

Der Engel von Santa Marguerita

Titel: Der Engel von Santa Marguerita
Autoren: Alexander Borell
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derartig, daß man glauben konnte, ein ganz anderer Mensch säße einem gegenüber. Sein fettes Gesicht war nur noch massig, und was wie Fettwülste ausgesehen hatte, waren jetzt Muskelstränge. Er saß da wie eine Bombe voller Energie. Sogar seine Stimme hatte alles Wabbelige verloren; sie klang dunkel und hart.
    „Gut“, sagte er, „wir wissen natürlich, daß Sie Collins nicht erschossen haben. Wir kennen Ihren Personalakt, und Sie haben sich in der Sache McGowan großartig benommen. Was wir aber nicht wissen, ist die Tatsache, weshalb Sie just dort waren, als etwas passierte. Wir möchten nun endlich erfahren, was Sie tatsächlich von der Sache wissen, und weshalb Sie Ihre Nase hineingesteckt haben.“
    „Nicht viel“, sagte ich, „und Sie würden mir eine Menge Arbeit ersparen, wenn Sie so nett wären und Dug Craig anriefen. Ich möchte, daß er dabei ist.“
    „Lassen Sie doch den FBI aus dem Spiel“, sagte er, „wir werden ihn weiß Gott nicht brauchen.“
    „Ohne Craig sage ich nichts.“
    „Ihr letztes Wort?“ Seine Stimme war spröde und ablehnend, und seine Augen funkelten kalt.
    „Sie sind ehrgeizig, Captain“, sagte ich, „und Sie würden keine Ruhe geben, bis Sie mir meinen Fall vermasselt hätten.“
    „Ich kann Ihnen noch ganz was anderes vermasseln, Marlon!“
    „Ich weiß —, aber nicht diesen Fall. Wenn ich Ihnen sagen würde, was ich weiß, dann würden Sie sich wie ein Löwe auf die Sache stürzen, — und das wäre genau falsch. Außerdem bin ich noch nicht lange genug im Geschäft, ich kann ein wenig Reklame notwendig gebrauchen.“
    Nun meldete sich erneut der Staatsanwalt mit seiner sanften Stimme zu Wort. Er meinte:
    „Wenn es sich um Kapitalverbrechen handelt, reicht Ihre Lizenz als Privatdetektiv nicht aus. Diese Fälle müssen Sie der Polizei übergeben. Das wissen Sie doch genau.“
    „Natürlich“, sagte ich, „die Polizei hat ihn ja schon. Sie weiß vor allem schon viel mehr als ich. Ich weiß nicht einmal, wo und wie sie Collins gefunden hat. Aber niemand kann mir verbieten, einen Fall nach meiner Weise weiter zu verfolgen.“
    Captain Maxwell angelte sich das Telefon und rief Craig an. Craig versprach, in einer Viertelstunde da zu sein. In dieser Viertelstunde bemühte sich jeder von uns, den Fall Collins nicht zu erwähnen.
    Er kam hereingefegt, wie ein Wirbelwind, Er war ein kleiner, zierlicher Fünfziger mit einem Kranz von silbernen Haaren um eine mächtige Glatze. Seine großen, blauen Augen konnten wie dunkler Enzian leuchten oder blitzen wie blankes Eis. Er rauchte nicht und trank nicht, aber er war trotzdem ein feiner Kerl.
    „Also“, sagte er, „was gibt es? Beeilen Sie sich bitte, meine Herren, ich habe nur eine knappe halbe Stunde Zeit.“
    „Gestern nachmittag“, sagte ich, „kam Lynn Collins, erster Assistent von Doktor Dardington, zu mir und sagte, jemand habe ihn mit Zyankali vergiften wollen. Er lebt sozusagen in der Familie Dardington, glaubte aber, daß einer davon ihn umbringen wollte. Der vergiftete Kaffee wäre dafür noch kein Beweis gewesen, — er hätte ihn, um Argwohn und Zwietracht zu säen, selber vergiften können und das hätte ihm die Familie vermutlich sehr krumm genommen. Er bat mich deshalb, mir das mal anzuschauen Wir vereinbarten, daß ich als alter Studienfreund nach Santa Marguerita kommen und bei ihm wohnen solle. Mehr sagte er mir nicht. — Gestern abend fuhr ich hinunter, um mir das alles mal anzusehen. Ich hörte einen Schuß und kurz danach ein Motorboot aufs Meer hinaus fahren. Im Bootshaus fand ich Blut und...“
    „Hallo!“ rief der Captain, „wir haben keins gefunden!
    „Natürlich nicht“, sagte ich, ohne ihn zu beachten, „ich hab’s fortgespült, nachdem ich eine Probe davon sichergestellt hatte. Etwas anderes hätte die Polizei auch nicht tun können. Es war nämlich auf den Holzplanken im Bootshaus, und eine Handbreit darunter ist das Wasser. Ein bißchen Wind, — und es wäre weg gewesen. Ich hab’ die Probe zu Hause, es ist Blutgruppe eins. Und dann kam dieser Nachtwächter dazwischen. — Das ist alles.“
    Craig war aufgesprungen und lief im Zimmer auf und ab.
    „Ach ja“, sagte ich noch, „als ich weg wollte, war mein Wagen gestohlen. Ich hatte ihn sogar starten gehört. Ich fand ihn in Palos Verdes Estates wieder.“
    „So“, sagte Craig und wandte sich an Captain Maxwell; „und wie sieht das von Ihrer Seite aus?“
    „Der Mann von der Küstenwache rief um...“ — er schaute in
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